Schwäbische Zeitung (Biberach)

Viele Besucher beim Ostereierm­arkt

Jede Menge kunstvoll gestaltete Ostereier sind in Bad Schussenri­ed zu sehen.

- Von Angela Körner-Armbruster

BAD SCHUSSENRI­ED - Zahlreiche Besucher des Schussenri­eder Ostereierr­markts haben sich am Wochenende auf das nahende Fest eingestimm­t. Verfehlen konnten Ortsunkund­ige den Markt nicht: Mannshohe Eier, aufgestell­t im Außenberei­ch der Brauerei, wiesen den Weg.

Mitten im prachtvoll­en Schmückerl­ebnis sitzt am Samstag ein beinah echter Osterhase. Fanny Schick sang zur Eröffnung im Kuschelkos­tüm ein Dankeslied für Gastgeberi­n Ilse Ott. Wie alle Kunsthandw­erker ist sie voll des Lobes über den traditione­llen Markt und auch die befragten Besucher stimmen schwelgeri­sch mit ein. Sie loben die Vielfalt und Profession­alität der Aussteller und das großartige Ambiente. „Alles ist hier so liebevoll gestaltet, man darf bei der Entstehung eines Eis zuschauen und jedes Jahr finde ich wieder etwas Ungewöhnli­ches“, fasst Karin Hahn aus Riedlingen zusammen, warum sie immer wieder gerne nach Bad Schussenri­ed kommt.

Filigrane Kunstwerke

Dickbauchi­ge Glashühner, PalmenGebi­nde und Kränzle finden einen willigen Käufer. Eier aus Schokolade, Papier oder Holz liegen für die Genießer bereit und im weichen Moos warten filigrane Kunstwerke, die perforiert, mit Spitzen beklebt oder mit Kalligrafi­e versehen sind. Es gibt russische Ikonen oder toskanisch­en Mohn und ein Straußenei, das wie ein Puppenschr­änkchen aufgeklapp­t werden kann. Angelika Bischoff fügt dänische Kreuzstich­le zu Osterlämme­rn aneinander und Herta Hirning aus Sonnenbühl widmet sich mit winzigen Glasperlen der rumänische­n Volkskunst.

Katharina Auerswald hat sich die fast ausgestorb­ene, tschechisc­he Kesselflic­kertechnik angeeignet und zur internatio­nalen Zeitreise gesellt sich auch Simone Stork. Hauptberuf­lich arbeitet die Archäologi­n im Hochdorfer Keltenmuse­um. Als Hobby hat sie sich blaue Fayencen des 18. Jahrhunder­ts ausgesucht. Ihr fachliches Wissen ist ebenso groß wie das von Ursel Kaboth, die eine Spruchband­technik aus der Biedermeie­rzeit anwendet. Hundertfac­h zeigt sie, wie man die Gedichtstr­eifen wieder ins Wachtelei zurückwick­elt. Egal, ob es sich um das seltene Putenei oder das Kalkproduk­t des Perlhuhns handelt, ihr Respekt vor dem Ei ist groß. „Jedes Ei ist kostbar, jedes wird gegessen. Ich werfe keines weg“, versichert sie. Gänseeier werden gar eingefrore­n und zur Adventszei­t wieder aufgetaut. „Die Springerle werden damit extra schaumig“, verrät die Heidelberg­erin ihren Geheimtipp.

Kein Kitsch

Während sich bei der Französin Monique Krauss ein überdimens­ionales Porzellane­i dreht, bewegen sich unzählige Gäste ruhig und achtsam zwischen den Tischreihe­n. Sie haben viel Zeit mitgebrach­t und zollen den Aussteller­n bewundernd­e Wertschätz­ung. Jede Frage und jedes Lob drückt Anerkennun­g aus für Kreativitä­t und Sorgfalt, Geduld und Hingabe. Kein Kitsch liegt aus, nur geschmackv­olle, zerbrechli­che Schönheit und über allem weht süß der Geruch der Kindheit. Die Rahmhäsle des Zuckerbäck­ers schmelzen im Mund, im Nu sind zwei Stunden vorbei und die Besucher haben Neues über australisc­he Samenkapse­ln, Porzellanp­roduktion oder Hexeneier gelernt. Hexeneier sind übrigens kein Überbleibs­el aus der Fasnet. Nein, die skurril verdickten Schalen entstehen, wenn ein Huhn husten muss – so zumindest die Geschichte. Wie gut, dass die Kunstfreun­de ein offenes Ohr für solche interessan­ten Eiergeschi­chten haben und somit altes Wissen weitergebe­n können.

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FOTO: ANGELA KÖRNER-ARMBRUSTER
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FOTO: ANGELA KÖRNER-ARMBRUSTER Das zarte Wachtelei von Ursel Kaboth fällt neben neben dem vier Kilogramm schweren Porzellane­i aus der Werkstatt von Monique Krauss kaum auf.

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