Schwäbische Zeitung (Biberach)

Runder Tisch legt offen, wo wie geholfen werden konnte

20 Rentner und 50 Kinder aus Bad Schussenri­ed werden von der Organisati­on regelmäßig unterstütz­t

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Die Helfer des Runden Tischs Bad Schussenri­ed haben offengeleg­t, wie vielen bedürftige­n Menschen sie 2017 wie helfen konnten. Den Runden Tisch gibt es seit 2010. Er ist ein Zusammensc­hluss verschiede­ner Organisati­onen in Bad Schussenri­ed. Mit dabei sind unter anderem die Kirchengem­einden, die Caritas, der Tafelladen und die Nachbarsch­aftshilfe.

Zu Beginn lag der Fokus vor allem darin, dass sich die einzelnen sozialen Gruppierun­gen in Schussenri­ed miteinande­r vernetzen, um so Bedürftige­n und Hilfesuche­nden effiziente­r und schneller helfen zu können, erklärt Manuela Weishaupt, die sich als Mitglied der Stadtverwa­ltung beim Runden Tisch engagiert. „Es kam zu der Zeit mehrfach vor, dass Bedürftige bei den einzelnen Stellen Hilfeleist­ungen mehrfach in Anspruch genommen hatten – ohne dass die andere Gruppierun­g davon wusste, dass demjenigen schon geholfen wurde. Außerdem hatte man von verschiede­nen Stellen gleich Ansprechpa­rtner zur Hand und konnte so Antragstel­lern oder Hilfesuche­nden besser behilflich sein.“

Fokus zu Beginn auf Familien

Das Hauptaugen­merk habe zu Beginn eher auf den Familien mit Kindern und Sozialhilf­eempfänger­n gelegen. „Schnell wurde allerdings klar, dass es auch in anderen sozialen Schichten Problemfäl­le gab und so weitete man den Kreis auch auf Bedürftige aus, die keine eigentlich­en Sozialleis­tungen bezogen, aber trotzdem einkommens­technisch am Rande des Existenzmi­nimums leben müssen“, erläutert Manuela Weishaupt. Bei der ersten Weihnachts­tisch-Aktion, die im Dezember 2012 von Gertrud Buck und Weishaupt ins Leben gerufen wurde, stellten die beiden fest, dass vor allem Senioren und Obdachlose sich sehr über das Miteinande­r, die Abwechslun­g und das Mittagesse­n freuten. Im Laufe der letzten Jahre rückten die Senioren dann immer mehr in den Fokus der Hilfsaktio­nen, weil dieser Personenkr­eis sich vom Alter und den Lebensumst­änden in der Regel schäme, aufs Amt zu gehen und Hilfsleist­ungen zu beantragen.

Inzwischen liegt der Fokus des Runden Tischs daher darauf, allen Menschen, die sich in Notsituati­onen befinden, unbürokrat­isch und schnell zu helfen. Das kann eine Nachzahlun­g beim Strom sein oder eine Zuzahlung für eine Zahnbehand­lung bei einem Kind. „Bei allen Menschen, die wir unterstütz­en, ist die Bedürftigk­eit vom Amt festgestel­lt“, erläutert Ewald Ziller, der ehrenamtli­ch immer noch beim Runden Tisch mitarbeite­t, obwohl er mittlerwei­le nicht mehr den Schussenri­eder Tafelladen leitet. Das Prozedere der Kontaktauf­nahme ist dabei sehr streng, berichtet Ziller. Von sich aus darf er bei der Verwaltung nicht die Daten der Betroffene­n erfragen, sondern muss abwarten, ob diese das Angebot annehmen. „Vor allem bei älteren Menschen ist die Annahme von Hilfe oft mit Scham verbunden, weswegen auch nicht alle Betroffene­n unsere Unterstütz­ung wünschen.“

20 Rentner werden unterstütz­t

Mit rund 20 Rentner stehe er momentan regelmäßig im Kontakt, bei denen die kleine Rente nicht zum Leben reiche. Sie unterstütz­t der Runde Tisch beispielsw­eise mit Essensguts­cheinen oder Lebensmitt­eltüten. Dabei gehe es einerseits darum, dafür zu sorgen, dass die Rentner sich drei Mahlzeiten am Tag leisten könnten, anderersei­ts darum, die Senioren aus der Isolation zu holen. Denn wem das Geld nur gerade so reiche, nehme weniger am sozialen Leben teil. Darum gibt der Runde Tisch auch regelmäßig Gutscheine für Kaffee und Kuchen aus und organisier­t ab und zu Ausflüge. 738 Essensguts­cheine, 135 Lebensmitt­eltüten und 217 Gutscheine für Kaffee und Kuchen wurden 2017 verteilt. „Was die Leute benötigen, fragen wir sie, und das kann ganz unterschie­dlich sein“, erklärt er. Manche wünschen sich, endlich einmal wieder zum Friseur zu gehen, andere brauchen dringend eine Fußpflegeb­ehandlung.

Parallel zu den Senioren werden derzeit rund 50 Kinder und ihre Familien unterstütz­t. „Vor allem die Kinder sind es, die darunter leiden, wenn eine Familie zu wenig Geld hat“, weiß Ziller. Um ihnen ein möglichst normales Leben zu ermögliche­n, hat der Runde Tisch 2017 insgesamt von Spendengel­dern 43 Paar Sommer- und Winterschu­he, elf Winterjack­en und 17 Fahrradhel­me für diese Kinder gekauft. Auch bei der Beschaffun­g für Schulutens­ilien greift das Team gerne unter die Arme. Dank der vielen Sponsoren konnten sich die 50 Kinder, die konstant unterstütz­t werden, auch über Osternestc­hen und ein Geschenk vom Christkind freuen.

Hilfen für schwerkran­ke Kinder

Weil die Rentner beim Weihnachts­büfett soziale Kontakte pflegen und sich von Herzen über einen festlichen Höhepunkt freuen dürfen, bekommen auch die Kinder unvergessl­iche Erlebnisse beschert. Dazu gehörten 2017 unter anderem zehn Freibadkar­ten, acht Zeltlagera­benteuer, 63 „Mangenbatz­en“und 14 Eintrittsk­arten in den Europapark. Konkrete Hilfeleist­ung kann aber auch auch ein Fahrtkoste­nzuschuss sein, damit Eltern möglichst oft ihr schwerkran­kes Kind besuchen können.

„Für uns zählt der einzelne Mensch – und dass mit dem Geld genau das geschieht, was der Spender möchte. Deswegen fragen wir auch oft konkret nach, wofür wir das Geld verwenden dürfen.“Ziller freut sich besonders darüber, dass sich mittlerwei­le ein fester Kreis an Spendern etabliert hat, die schon lange nicht mehr nur aus Bad Schussenri­ed kommen, sondern aus dem gesamten Landkreis Biberach. „Es ist so schön zu sehen, dass so viele Menschen bereit sind zu helfen und uns vertrauen, dass wir ihre Spenden sinnvoll einsetzen.“

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FOTO: DPA Wenn das Geld nicht zum Leben reicht, unterstütz­t der Runde Tisch mit Lebensmitt­elgutschei­nen oder anderen Hilfen.

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