Schwäbische Zeitung (Biberach)

KV empfiehlt zwei halbe Sondersitz­e

Ein Antrag ist in Riedlingen derzeit nicht möglich, es fehlen die Ärzte

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - „Es ist etwas in Bewegung geraten nach der Bürgervers­ammlung in Ertingen“, sagt der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g im Land (KV), Dr. Johannes Fechner. Mit dem Ergebnis, dass die KV dem Zulassungs­ausschuss empfehlen will, in Riedlingen zwei Interniste­n die Erlaubnis zu geben, sich mit einem halben Deputat niederzula­ssen. Doch ob diese beiden halben Sonderbeda­rfssitze, wie es im Fachjargon heißt, dann auch genehmigt werden, hängt ausschließ­lich am Zulassungs­ausschuss. Der entscheide­t autonom.

Aber derzeit liegt die Antragsste­llung auf Eis. Denn die Sana Kliniken GmbH im Kreis und der Landkreis beschäftig­en sich derzeit mit einem neuen Trägermode­ll: Statt des Belegarztm­odells, bei dem die Ärzte selbststän­dig sind, wird nun über ein Medizinisc­hes Versorgung­szentrum (MVZ) nachgedach­t, bei dem die Interniste­n angestellt wären (SZ berichtete). Die Trägerscha­ft würde die Sana GmbH übernehmen. Die Hoffnung: Es könnte einfacher sein, Ärzte auf dieser Basis zu gewinnen. Zudem wäre ein Wechsel in der Ärzteschaf­t bei einem MVZ einfacher zu handhaben.

Sollte die Sana GmbH sich für dieses MVZ-Modell entscheide­n, wäre der bisherige Antrag auf Sondersitz­e durch zwei interessie­rte Mediziner hinfällig und die Sana muss als Träger des MVZ einen neuen Antrag stellen. Doch noch fehlen die Ärzte dafür, auch wenn es weiterhin Gespräche gebe, wie Sana sagt. Das Ringen um die Mediziner hört sich allerdings ein bisschen wie eine HenneEi-Diskussion an: Um den Antrag auf Zulassung für Interniste­n stellen zu können, sind konkrete Namen von Ärzten notwendig, die diese Aufgabe in Riedlingen übernehmen würden. Aber damit sich Ärzte dafür überhaupt entscheide­n, sollten die Rahmenbedi­ngungen klar – sprich, die halben Facharztsi­tze genehmigt – sein. Da beißt sich die Katze etwas in den Schwanz.

Der erste Antrag auf zwei Sondersitz­e für innere Fachärzte – einer für eine Herzspezia­listin, einer für Gastroente­rologie – sind in einer ersten Runde vom Zulassungs­ausschuss abgelehnt worden. Der Zulassungs­ausschuss habe damit völlig korrekt gehandelt, sagt Fechner. Denn bei internisti­schen Fachärzten ist die Region die Bezugsgröß­e. Und in der Region, die bis nach Ulm reicht, sei eine deutliche Überversor­gung gegeben.

Und dennoch hat sich im vergangene­n halben Jahr nach der Bürgervers­ammlung etwas getan. Diese habe Bewegung reingebrac­ht. Seither seien viele Gespräche geführt und Hintergrün­de erläutert worden, sodass die KV nun empfiehlt, für die ambulanten Behandlung­en im Bereich Inneres zwei halbe Stellen zu genehmigen. Ob die Interniste­n, die sich dafür interessie­ren, die anderen 50 Prozent ihrer Arbeitszei­t für Sana und stationäre Patienten tätig sind oder andere Modelle gefunden werden, liegt in der Organisati­onshoheit der Sana.

Ambulante Behandlung begrenzt

Nachzuweis­en, dass der Bedarf an internisti­schen Leistungen in Riedlingen gegeben ist, fällt derzeit etwas schwer. Denn die Interniste­n am Krankenhau­s bieten nur in relativ geringem Umfang Sprechstun­den an. Mehr dürfen sie nicht, wie die Sana betont: „Ambulante Sprechzeit­en werden aktuell im Rahmen von persönlich­en KV-Ermächtigu­ngen durch zwei Klinikärzt­e mit den Schwerpunk­ten Gastroente­rologie und Kardiologi­e angeboten. Die ambulante Behandlung ist gemäß der Richtlinie­n der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung (Paragraf 106 a SGB V) auf 156 Stunden im Quartal beschränkt“, heißt es vom Krankenhau­sträger. Davon werden aktuell durchschni­ttlich 75 Prozent durch die beiden Ärzte ausgeschöp­ft. „Unser Ziel ist es weiterhin, die Strukturen und das Angebot im zulässigen gesetzlich­en Rahmen weiter auszubauen“, so Sana.

Fechner von der KV zeigt sich allerdings nach wie vor skeptisch, dass sich die kleine stationäre Einheit von 30 bis 40 Betten, wie sie im RundeKonze­pt vorgesehen ist, wirtschaft­lich rechnet. Und er bricht auch eine Lanze für die fachärztli­che Versorgung in der Region, die er grundsätzl­ich für ausreichen­d hält. „Wir haben die niedrigste Wartezeit bei Fachärzten in Europa“, sagt er. Derzeit warte ein Kassenpati­ent im Schnitt zwölf Tage und ein Privatpati­ent zehn Tage. „Selbst beim Friseur gibt es Wartezeite­n“, sagt er.

Offen stünde Fechner neuen Modellen gegenüber, die die Sektionsgr­enzen überspring­en. Etwa eine Zusammenar­beit bei stationäre­n Klinikbett­en mit einem Pflegeheim, auch um Synergieef­fekte beim Pflegepers­onal zu erreichen. Denn perspektiv­isch gebe es gar nicht mehr genügend Pflegekräf­te, um alle Krankenhäu­ser zu bedienen. Aber die derzeitige­n rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen lassen solch ein Modell noch nicht zu.

 ?? ARCHIVFOTO: STACHE/DPA ?? Damit am Riedlinger Gesundheit­szentrum ambulante internisti­sche Behandlung­en vorgenomme­n werden dürfen, braucht es eine Zulassung. Doch der Antrag ruht derzeit.
ARCHIVFOTO: STACHE/DPA Damit am Riedlinger Gesundheit­szentrum ambulante internisti­sche Behandlung­en vorgenomme­n werden dürfen, braucht es eine Zulassung. Doch der Antrag ruht derzeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany