Schwäbische Zeitung (Biberach)
KV empfiehlt zwei halbe Sondersitze
Ein Antrag ist in Riedlingen derzeit nicht möglich, es fehlen die Ärzte
RIEDLINGEN - „Es ist etwas in Bewegung geraten nach der Bürgerversammlung in Ertingen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Land (KV), Dr. Johannes Fechner. Mit dem Ergebnis, dass die KV dem Zulassungsausschuss empfehlen will, in Riedlingen zwei Internisten die Erlaubnis zu geben, sich mit einem halben Deputat niederzulassen. Doch ob diese beiden halben Sonderbedarfssitze, wie es im Fachjargon heißt, dann auch genehmigt werden, hängt ausschließlich am Zulassungsausschuss. Der entscheidet autonom.
Aber derzeit liegt die Antragsstellung auf Eis. Denn die Sana Kliniken GmbH im Kreis und der Landkreis beschäftigen sich derzeit mit einem neuen Trägermodell: Statt des Belegarztmodells, bei dem die Ärzte selbstständig sind, wird nun über ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) nachgedacht, bei dem die Internisten angestellt wären (SZ berichtete). Die Trägerschaft würde die Sana GmbH übernehmen. Die Hoffnung: Es könnte einfacher sein, Ärzte auf dieser Basis zu gewinnen. Zudem wäre ein Wechsel in der Ärzteschaft bei einem MVZ einfacher zu handhaben.
Sollte die Sana GmbH sich für dieses MVZ-Modell entscheiden, wäre der bisherige Antrag auf Sondersitze durch zwei interessierte Mediziner hinfällig und die Sana muss als Träger des MVZ einen neuen Antrag stellen. Doch noch fehlen die Ärzte dafür, auch wenn es weiterhin Gespräche gebe, wie Sana sagt. Das Ringen um die Mediziner hört sich allerdings ein bisschen wie eine HenneEi-Diskussion an: Um den Antrag auf Zulassung für Internisten stellen zu können, sind konkrete Namen von Ärzten notwendig, die diese Aufgabe in Riedlingen übernehmen würden. Aber damit sich Ärzte dafür überhaupt entscheiden, sollten die Rahmenbedingungen klar – sprich, die halben Facharztsitze genehmigt – sein. Da beißt sich die Katze etwas in den Schwanz.
Der erste Antrag auf zwei Sondersitze für innere Fachärzte – einer für eine Herzspezialistin, einer für Gastroenterologie – sind in einer ersten Runde vom Zulassungsausschuss abgelehnt worden. Der Zulassungsausschuss habe damit völlig korrekt gehandelt, sagt Fechner. Denn bei internistischen Fachärzten ist die Region die Bezugsgröße. Und in der Region, die bis nach Ulm reicht, sei eine deutliche Überversorgung gegeben.
Und dennoch hat sich im vergangenen halben Jahr nach der Bürgerversammlung etwas getan. Diese habe Bewegung reingebracht. Seither seien viele Gespräche geführt und Hintergründe erläutert worden, sodass die KV nun empfiehlt, für die ambulanten Behandlungen im Bereich Inneres zwei halbe Stellen zu genehmigen. Ob die Internisten, die sich dafür interessieren, die anderen 50 Prozent ihrer Arbeitszeit für Sana und stationäre Patienten tätig sind oder andere Modelle gefunden werden, liegt in der Organisationshoheit der Sana.
Ambulante Behandlung begrenzt
Nachzuweisen, dass der Bedarf an internistischen Leistungen in Riedlingen gegeben ist, fällt derzeit etwas schwer. Denn die Internisten am Krankenhaus bieten nur in relativ geringem Umfang Sprechstunden an. Mehr dürfen sie nicht, wie die Sana betont: „Ambulante Sprechzeiten werden aktuell im Rahmen von persönlichen KV-Ermächtigungen durch zwei Klinikärzte mit den Schwerpunkten Gastroenterologie und Kardiologie angeboten. Die ambulante Behandlung ist gemäß der Richtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (Paragraf 106 a SGB V) auf 156 Stunden im Quartal beschränkt“, heißt es vom Krankenhausträger. Davon werden aktuell durchschnittlich 75 Prozent durch die beiden Ärzte ausgeschöpft. „Unser Ziel ist es weiterhin, die Strukturen und das Angebot im zulässigen gesetzlichen Rahmen weiter auszubauen“, so Sana.
Fechner von der KV zeigt sich allerdings nach wie vor skeptisch, dass sich die kleine stationäre Einheit von 30 bis 40 Betten, wie sie im RundeKonzept vorgesehen ist, wirtschaftlich rechnet. Und er bricht auch eine Lanze für die fachärztliche Versorgung in der Region, die er grundsätzlich für ausreichend hält. „Wir haben die niedrigste Wartezeit bei Fachärzten in Europa“, sagt er. Derzeit warte ein Kassenpatient im Schnitt zwölf Tage und ein Privatpatient zehn Tage. „Selbst beim Friseur gibt es Wartezeiten“, sagt er.
Offen stünde Fechner neuen Modellen gegenüber, die die Sektionsgrenzen überspringen. Etwa eine Zusammenarbeit bei stationären Klinikbetten mit einem Pflegeheim, auch um Synergieeffekte beim Pflegepersonal zu erreichen. Denn perspektivisch gebe es gar nicht mehr genügend Pflegekräfte, um alle Krankenhäuser zu bedienen. Aber die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen lassen solch ein Modell noch nicht zu.