Schwäbische Zeitung (Biberach)
Es hätte ein Fest werden können
Der Westerheimer Daniel Bohnacker hat am Mittwoch Geburtstag – Bei Olympia geht’s im Skicross um Medaillen
WESTERHEIM/STUTTGART - Der Sport kennt keinen Konjunktiv. Doch hätte Daniel Bohnacker die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang (Südkorea) geschafft, hätte sich der Skicrosser am Mittwoch vermutlich zweimal freuen können. Erstens: Der Westerheimer feiert an diesem Tag seinen
28. Geburtstag. Und zweitens: Ab 5.30 Uhr fallen im 8719 Kilometer entfernten Pyeongchang die Entscheidungen im Skicross der Männer.
So ähnlich war das auch schon vor vier Jahren. Damals war der Skicrosser des SC Gerhausen bei den Spielen in Sotschi dabei. „Da hatten wir am
20. Februar den Wettkampf und haben dann in den 21. reingefeiert“, erinnert sich Bohnacker: „Wir haben in irgendwelchen Clubs Party gemacht.“
Aber in diesem Jahr ist alles anders. Während sich seine SkicrossKollegen Paul Eckert (Samerberg), Florian Wilmsmann (Holzkirchen) und Tim Hronek (Unterwössen) auf den Wettkampf in Südkorea vorbereiten, liegt der noch 27-Jährige zweimal am Tag am Olympiastützpunkt (OSP) in Stuttgart auf der Liege des Physiotherapeuten.
Bei seiner letzten Chance, sich für Olympia zu qualifizieren, riss er sich in der letzten Abfahrt das Kreuzband im rechten Knie. Am 1. Februar wurde er in München operiert und arbeitet nun an seinem Comeback auf Ski. „Die Ärzte sind sehr zufrieden“, sagt Bohnacker, der seither in einem Zimmer am OSP haust, damit die Wege zu den Behandlungen kürzer sind. Training auf Schnee sei aber – wenn überhaut – erst sechs Monate nach der OP, also frühestens Ende Juli, möglich.
Bis dahin kümmert sich der gebürtige Blaubeurer um sein Studium, spielt Dart im Behandlungsraum und verfolgt natürlich die Olympischen Winterspiele. In der Physioabteilung wurde extra dafür ein Beamer aufgestellt. „Da läuft es den ganzen Tag“, sagt er.
„Das war frustrierend“
Doch wie fühlt es sich an? Er hatte Olympia eigentlich fest eingeplant. Jetzt heißt es Lymphdrainage statt Flower Ceremony. „Die erste Woche war ziemlich schwierig“, gibt Bohnacker zu. Vor allem jetzt, wo die deutschen Athleten so erfolgreich sind. „Da kein Teil davon zu sein, das war frustrierend.“Aber: „Man gewöhnt sich daran“, macht er sich Mut. „Es geht jetzt ja schon wieder voran.“Seit Anfang vergangener Woche sind die Krücken weg. Auch die Beweglichkeit werde immer besser, erzählt er.
Zu seinen Skicross-Kollegen in Pyeongchang habe er zwar „nicht so viel Kontakt“. Die Wettkämpfe am ganz frühen Mittwochmorgen will er sich aber natürlich anschauen. Ob live oder erst am Morgen in der Zusammenfassung, da traut er sich noch nicht festzulegen. Denn schon bei den Alpin-Rennen ist er an der Zeitverschiebung gescheitert: „Ich habe versucht, wach zu bleiben. Aber das hat nicht funktioniert.“Ähnlich seine Prognose für mögliche Medaillenkandidaten beim Skicross: „Ich würde nicht wetten wollen“, sagt er. Vor allem bei den Männern sei die Leistungsdichte so eng. Es gebe zwar schon den einen oder anderen, der auch bei den Weltcuprennen immer vorne dabei war. „Aber das ist so eine Tagesgeschichte. Es kann so viel passieren.“Für ihn kommen 20 bis 25 Athleten infrage.