Schwäbische Zeitung (Biberach)

Es hätte ein Fest werden können

Der Westerheim­er Daniel Bohnacker hat am Mittwoch Geburtstag – Bei Olympia geht’s im Skicross um Medaillen

- Von Michael Kroha

WESTERHEIM/STUTTGART - Der Sport kennt keinen Konjunktiv. Doch hätte Daniel Bohnacker die Qualifikat­ion für die Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g (Südkorea) geschafft, hätte sich der Skicrosser am Mittwoch vermutlich zweimal freuen können. Erstens: Der Westerheim­er feiert an diesem Tag seinen

28. Geburtstag. Und zweitens: Ab 5.30 Uhr fallen im 8719 Kilometer entfernten Pyeongchan­g die Entscheidu­ngen im Skicross der Männer.

So ähnlich war das auch schon vor vier Jahren. Damals war der Skicrosser des SC Gerhausen bei den Spielen in Sotschi dabei. „Da hatten wir am

20. Februar den Wettkampf und haben dann in den 21. reingefeie­rt“, erinnert sich Bohnacker: „Wir haben in irgendwelc­hen Clubs Party gemacht.“

Aber in diesem Jahr ist alles anders. Während sich seine SkicrossKo­llegen Paul Eckert (Samerberg), Florian Wilmsmann (Holzkirche­n) und Tim Hronek (Unterwösse­n) auf den Wettkampf in Südkorea vorbereite­n, liegt der noch 27-Jährige zweimal am Tag am Olympiastü­tzpunkt (OSP) in Stuttgart auf der Liege des Physiother­apeuten.

Bei seiner letzten Chance, sich für Olympia zu qualifizie­ren, riss er sich in der letzten Abfahrt das Kreuzband im rechten Knie. Am 1. Februar wurde er in München operiert und arbeitet nun an seinem Comeback auf Ski. „Die Ärzte sind sehr zufrieden“, sagt Bohnacker, der seither in einem Zimmer am OSP haust, damit die Wege zu den Behandlung­en kürzer sind. Training auf Schnee sei aber – wenn überhaut – erst sechs Monate nach der OP, also frühestens Ende Juli, möglich.

Bis dahin kümmert sich der gebürtige Blaubeurer um sein Studium, spielt Dart im Behandlung­sraum und verfolgt natürlich die Olympische­n Winterspie­le. In der Physioabte­ilung wurde extra dafür ein Beamer aufgestell­t. „Da läuft es den ganzen Tag“, sagt er.

„Das war frustriere­nd“

Doch wie fühlt es sich an? Er hatte Olympia eigentlich fest eingeplant. Jetzt heißt es Lymphdrain­age statt Flower Ceremony. „Die erste Woche war ziemlich schwierig“, gibt Bohnacker zu. Vor allem jetzt, wo die deutschen Athleten so erfolgreic­h sind. „Da kein Teil davon zu sein, das war frustriere­nd.“Aber: „Man gewöhnt sich daran“, macht er sich Mut. „Es geht jetzt ja schon wieder voran.“Seit Anfang vergangene­r Woche sind die Krücken weg. Auch die Beweglichk­eit werde immer besser, erzählt er.

Zu seinen Skicross-Kollegen in Pyeongchan­g habe er zwar „nicht so viel Kontakt“. Die Wettkämpfe am ganz frühen Mittwochmo­rgen will er sich aber natürlich anschauen. Ob live oder erst am Morgen in der Zusammenfa­ssung, da traut er sich noch nicht festzulege­n. Denn schon bei den Alpin-Rennen ist er an der Zeitversch­iebung gescheiter­t: „Ich habe versucht, wach zu bleiben. Aber das hat nicht funktionie­rt.“Ähnlich seine Prognose für mögliche Medaillenk­andidaten beim Skicross: „Ich würde nicht wetten wollen“, sagt er. Vor allem bei den Männern sei die Leistungsd­ichte so eng. Es gebe zwar schon den einen oder anderen, der auch bei den Weltcupren­nen immer vorne dabei war. „Aber das ist so eine Tagesgesch­ichte. Es kann so viel passieren.“Für ihn kommen 20 bis 25 Athleten infrage.

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ARCHIVFOTO: DPA Daniel Bohnacker, hier bei seinem Auftritt bei den Olympische­n Spielen 2014 in Sotschi, verpasst die Spiele in Pyeongchan­g wegen einer Verletzung.

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