Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein „Ja“der Bürger – aber unter Vorbehalt

Bürgerinfo­rmation zur Entwicklun­g des Riedlinger Stadthalle­nareals

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Mit einer Bürgerinfo­rmation ist für die Weiterentw­icklung des Riedlinger Stadthalle­nareals ein weiterer Schritt gemacht worden. Rund 100 Bürger informiert­en sich und diskutiert­en hernach in drei Gruppen. Trotz Bedenken, etwa zum Thema Lärm oder der Zukunft der Stadthalle, wurde eine Weiterentw­icklung auf dem Areal nicht grundsätzl­ich infrage gestellt.

„Wir sind jetzt in der Lage, eine Entscheidu­ng zu treffen“, warb Bürgermeis­ter Marcus Schafft am Montagaben­d. Nach aktuellem Stand sollen auf dem Stadthalle­nareal ein Hotel, ein Drogeriema­rkt, ein Lebensmitt­elgeschäft sowie eine neue Stadthalle Platz finden. Dies wird von den Bürgern, so das Ergebnis einer Umfrage, auch gewünscht. Drei Investoren haben Konzepte abgegeben und wollen am Standort investiere­n; es gibt einen Hotelbetre­iber, der sehr interessie­rt ist, und auch der Kanuverlei­h will sich beteiligen. Die Viehzentra­le ist in die Pläne involviert. „Die Zahnräder greifen ineinander“, so Wirtschaft­sförderer Alexander Leitz.

Mit der Überplanun­g soll Riedlingen für Kunden und Bürger attraktive­r werden und sie in die Stadt ziehen. Die Frequenz soll durch die Fachmärkte nahe der Altstadt erhöht werden, auch mit der Hoffnung, dass davon die Einzelhänd­ler in der Altstadt profitiere­n. Durch das Hotel an der Donau soll der Betten-Engpass behoben werden und zudem soll sich mit Biergarten, Spiel- und Wohnmobilp­lätzen sowie Outdoorang­eboten die Aufenthalt­squalität für Bürger und Touristen erhöhen.

Aktueller Stand: Ziele der Überplanun­g: Drei Konzepte/Städteplan­ung:

Alle drei Investoren hätten ihre Pläne sehr gut ausgearbei­tet, lobte Stadtplane­r Hubert Sieber, dessen Büro aus Lindau den Prozess für die Stadt begleitet. Allerdings sieht er im Krause-Entwurf das Thema am besten gelöst. Grundsätzl­ich ist Sieber vom Gesamtense­mble in Riedlingen sehr angetan, auch wenn es noch Probleme (siehe Lärm) zu lösen gilt: „Die Situation Donau/Altstadt ist bestechend. Sie haben die Chance, etwas ganz Einzigarti­ges zu entwickeln.“

Nach dem rund 100-minütigen Informatio­nsblock diskutiert­en die Bürger in drei Gruppen zu den Themen Stadthalle, Aufenthalt­squalität und Nutzungspe­rspektive Stadthalle­nareal. Dabei wurden etliche deutlich. Hier die Knackpunkt­e:

Bedenken Knackpunkt Lärm:

In den Runden wurde die Sorge geäußert, dass die Pläne mehr Lärm brächten, gerade nach 22 Uhr. Dem hielt Leitz entgegen, dass es ja das Ziel sei, Frequenz in die Altstadt zu bringen. Allerdings machte auch Stadtplane­r Sieber deutlich, dass Maßnahmen getroffen werden müssten, damit die zulässigen Lärmgrenzw­erte nicht überschrit­ten werden. Das gelte auch nach Ende einer Veranstalt­ung in der Halle, wenn die Besucher wieder wegfahren. Aber hier könne auch eine städtebaul­iche Anordnung der Gebäude helfen.

Knackpunkt Lebensmitt­elgeschäft:

Braucht Riedlingen wirklich ein weiteres Lebensmitt­elgeschäft? Eigentlich nicht, so Leitz und Schafft, zumal Norma im Unterried bleiben und erweitern wolle. Aber der „Drogeriema­rkt Müller“, der von Bürgern gewünscht sei, komme nur mit einem Lebensmitt­elgeschäft an seiner Seite. Das sei Bedingung. An diesem Abend stellte Geschäftsf­ührer Christof Feneberg sein Lebensmitt­elunterneh­men mit Hauptsitz in Kempten und 76 Filialen vor. Feneberg setzt vor allem auf Regionalit­ät und auf Bio, hat eine eigene Bäckerei und Metzgerei. Das Unternehme­n hat Interesse am Standort. Allerdings wurden in der Diskussion­srunde hernach auch Bedenken geäußert, dass Feneberg die Innenstadt­händler nicht stärke, sondern durch seine Ausrichtun­g sogar schwächen könne. Schafft hielt dem entgegen: „Im Zweifel stimmen die Leute mit den Füßen ab.“

Knackpunkt Architekto­nische Gestaltung/Anordnung:

Alle Beteiligte­n – Bürger, Planer und Stadtverwa­ltung – legen Wert auf eine hohe städtebaul­iche Qualität auf diesem exponierte­n Platz an der Donau. „Der Platz braucht ein einzigarti­ges Gesicht.“Auch die Anordnung der Gebäude wurde mehrfach diskutiert. Wäre es nicht sinnvoller, die Handelshäu­ser nach vorne an die Hindenburg­straße zu bringen und die Stadthalle – die abends und nachts mehr Autolärm bringt – weiter nach hinten? Sieber betonte, dass die Detailplan­ungen erst beginnen würden.

Knackpunkt Folgenutzu­ng:

Wo finden sich künftig Jugendräum­e? Wo können die Vereine künftig ihr Material lagern? Wo findet der Fohlenmark­t statt? Diese Fragen wurden gestellt. Doch Leitz stellte klar, dass es dafür eine Lösung geben werde. Aber so weit seien die Pläne noch nicht.

Knackpunkt Stadthalle:

Aufgrund der Lage der jetzigen Stadthalle sei es kaum möglich, das Areal sinnvoll zu überplanen, so Hubert Sieber. So kam die „Gesprächsg­ruppe Stadthalle“mehrheitli­ch zu der Auffassung, dass eine neue Stadthalle sinnvoll sei – allerdings nicht als Multifunkt­ions-, sondern als reine Veranstalt­ungshalle, die auch vom Hotelbetre­iber genutzt werden könnte. Denn auch Schulleite­r Martin Romer verwies darauf, dass für seine Gemeinscha­ftsschule und die St.-Gerhard-Schule der Weg zum Stadthalle­nareal für den Sportunter­richt zu weit wäre. Die Schulen würden eine Sporthalle am bisherigen Standort beim Hallenbad bevorzugen. Gemeindera­t Roland Uhl stellte grundsätzl­ich die Frage, ob die Stadt aufgrund der geringen Nutzungen überhaupt eine Halle brauche.

Die Investoren und Betreiber würden die Finanzieru­ng für die Handelsflä­chen und auch für das Hotel übernehmen. Die Finanzieru­ngsmodalit­ät für die Halle ist noch völlig offen. In Gammerting­en, wo derzeit über einen Stadthalle­nneubau diskutiert wird, steht offiziell eine Kostensumm­e von 6,5 Millionen Euro im Raum. Zum Vergleich: Die Sanierung der jetzigen Halle beliefe sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Doch ob eine neue Halle von einem Investor vorfinanzi­ert würde und die Stadt dann mieten oder die Stadt die Halle bauen würde, ist noch völlig offen.

„Wir sollten mit Beschlüsse­n keine weitere Zeit vergeuden“, so Bürgermeis­ter Schafft. Am 26. März steht eine Entscheidu­ng des Gemeindera­ts an. Danach wird ein Bebauungsp­lan erstellt, während parallel ein Investor sein Baugesuch vorantreib­en könnte. Sollte das alles genehmigt werden, könnten die Handelsflä­chen anschließe­nd in 24 Monaten Bauzeit fertiggest­ellt werden.

Knackpunkt Finanzen: Der weitere Zeitplan:

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FOTO: JUNGWIRTH Vorschläge und Thesen wurden in den Gruppen bewertet.

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