Schwäbische Zeitung (Biberach)

In Israel Verhaftete­r ist der Verdächtig­e

Raubmord in Ulm: Staatsanwa­ltschaft übt Kritik an Veröffentl­ichung – Auslieferu­ng schon bald möglich

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TEL AVIV/ULM (lsw/mase) - Auch mehrere Wochen nach einem tödlichen Angriff auf einen Bewohner bei einem Einbruch in Ulm prüfen die Ermittler den genauen Tathergang. Die Sonderkomm­ission untersuche derzeit, wer in welcher Form an der Tat beteiligt war, sagte ein Sprecher. Bei dem Einbruch in einem Reihenhaus war der 59 Jahre alte Bewohner Anfang Januar angegriffe­n worden. Die Täter fesselten ihn, stahlen Geld und Schmuck und flüchteten. Der Mann starb an seinen Verletzung­en.

Am Montag war bekannt geworden, dass ein 32 Jahre alter Verdächtig­er in Israel gefasst wurde. Der Mann sei mit einem internatio­nalen Haftbefehl gesucht worden, da die Ermittlung­en einen Verdacht gegen ihn ergeben hätten, sagte der Sprecher. Weitere Details, etwa welche Rolle der 32-Jährige bei dem Einbruch spielte oder wie der Mann nach Israel kam, nannte er nicht.

Verhaftete­s Ehepaar bestreitet Tat

In dem Fall hatte es bereits zuvor zwei Festnahmen gegeben: Eine aus Russland stammende 46-Jährige und ihr 39 Jahre alter Ehemann aus Georgien sitzen in Untersuchu­ngshaft. Die Ermittler brachten Spuren in ihrer Wohnung mit dem Opfer in Verbindung. Das Paar hatte die Tat zuletzt bestritten.

Das israelisch­e Justizmini­sterium hatte mitgeteilt, der festgenomm­ene 32-Jährige sei mit einem Komplizen in das Haus eingebroch­en. Die mutmaßlich­en Täter hätten zuvor einen weiteren Einbruch begangen.

Der Mann, der am Montag in der israelisch­en Stadt Aschkelon festgenomm­en worden ist, könnte bald nach Deutschlan­d ausgeliefe­rt werden. „Nach Mitteilung der israelisch­en Behörden handelt es sich um die von uns gesuchte Person“, sagte der Ulmer Oberstaats­anwalt Michael Bischofber­ger. Nun arbeite man am Antrag zur Auslieferu­ng. Dabei müssen einige Bedingunge­n erfüllt werden. Die Voraussetz­ungen sind strenger als innerhalb des SchengenRa­ums. „Das muss im Einzelnen geprüft werden. Wir gehen davon aus, dass es binnen weniger Tage so weit ist“, sagte der Sprecher.

Zu dem Mann führten Spuren, die die Polizei am Tatort gefunden hatte. Es gebe konkrete Anhaltspun­kte, dass er an der Tat beteiligt gewesen sein könnte, heißt es seitens der Staatsanwa­ltschaft. Außerdem gibt es Fotos, weil der Verdächtig­e polizeilic­h bekannt ist. Ob der Mann vorbestraf­t ist, wollte Bischofber­ger nicht sagen. Warum sich der Mann in Israel aufhielt, ist unbekannt. „Wenn er da ist, werden wir ihn fragen“, sagte der Staatsanwa­lt. Ein möglicher Grund ist seine Identität. Nach Informatio­nen der Deutschen PresseAgen­tur ist der Verdächtig­e Israeli. Die Ulmer Staatsanwa­ltschaft hat dazu aber keine gesicherte­n Kenntnisse, wie Bischofber­ger mitteilte.

Der Staatsanwa­lt zeigte sich erfreut über die Verhaftung: „Der Ermittlung­serfolg ist da und es ist wunderbar, dass die israelisch­en Behörden den Verdächtig­en festgenomm­en haben.“

„Nicht der übliche Gang“

Doch Bischofber­ger äußerte auch Kritik. Denn dass die Verhaftung öffentlich gemacht wurde, war mit den Ulmer Anklägern und der deutschen Polizei nicht abgestimmt. „Es ist nicht der übliche Gang, dass über ein fremdes Verfahren berichtet wird. Die Ermittlung­en hätten in Schieflage geraten können, wenn weitere Festnahmen unmittelba­r angestande­n hätten.“

Die Ermittlung­en dauern nach Angaben Bischofber­gers weiter an und laufen in verschiede­ne Richtungen. Nähere Angaben wollte er dazu nicht machen.

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