Schwäbische Zeitung (Biberach)
Informatik spielt künftig an Gymnasien eine größere Rolle
Pestalozzi- und Wieland-Gymnasium wollen Profilfach „Informatik, Mathematik und Physik“einführen
BIBERACH - An den beiden Biberacher Gymnasien soll es ab dem kommenden Schuljahr ein neues Profilfach geben – und zwar Informatik, Mathematik und Physik, kurz IMP. Weil die Voraussetzungen an beiden Schulen stimmen und für die Stadt keine zusätzlichen Kosten entstehen, stimmte der Hauptausschuss dem Vorhaben einstimmig zu. Sollte der Gemeinderat am Montagabend ebenfalls grünes Licht geben, kann die Verwaltung einen entsprechenden Antrag beim Regierungspräsidium Tübingen stellen.
Digitale Bildung gilt als wichtige Kompetenz im Zeitalter von Industrie 4.0. Seit diesem Schuljahr gibt es für Siebtklässler an den Gymnasien einen Aufbaukurs Informatik. Dieses Angebot soll es ab dem Schuljahr 2018/19 auch an allen anderen weiterführenden Schulen im Land geben. Als Grundlage hierfür dient der verpflichtende Basiskurs „Medienbildung“. In der gymnasialen Oberstufe des Gymnasiums kann schon jetzt das Fach Informatik bis zum Abitur belegt werden. Dazwischen, also in den Klassen acht bis zehn, gibt es bis dato kein Informatikangebot im Speziellen. Diese Lücke soll am Pestalozzi- und Wieland-Gymnasium jetzt geschlossen werden.
Vier Unterrichtseinheiten
Das Profilfach ist ein Angebot, Schüler müssen es also nicht belegen. Sie können sich weiterhin für die Profilfächer Naturwissenschaft und Technik, Sprachen, Musik oder Kunst entscheiden. Im Fach „IMP“lernen Schüler mathematische Grundlagen, die etwa bei der MP3-Technnologie oder Bildbearbeitungsprogrammen zur Anwendung kommen beziehungsweise welche physikalischen Zusammenhänge eine Rolle spielen, wenn diese Daten mittels W-Lan oder Mobilfunk übertragen werden.
Im Gegensatz zum Profilfach Naturwissenschaft und Technik (NWT) – hierbei geht es hauptsächlich um Biologie, Physik und Chemie – fokussiert sich IMP auf Informatik, Mathematik und Physik. Das Fach umfasst insgesamt vier Unterrichtseinheiten pro Woche.
Laut Sitzungsvorlage sehen beide Biberacher Gymnasien einen Bedarf in diesem Bereich. Und das nicht nur, um die Sprösslinge auf das Berufsleben vorzubereiten. AGs, in denen Schüler unter anderem Roboter bauen und programmieren, seien seit Jahren fest im Schulalltag verankert. Ausreichend Lehrer im Bereich Informatik, Mathematik und Physik sind genauso vorhanden wie die technische Ausstattung, heißt es in der Vorlage weiter. Für den Schulträger, also die Stadt Biberach, entstünden keine zusätzliche Kosten.
Fraktionen begrüßen das Fach
Bei allen Fraktionen im Gemeinderat kam das Vorhaben gut an. Elisabeth Jeggle (CDU) bezeichnete das Profilfach als „zukunftsweisend“, das dem Wirtschaftsstandort Biberach guttun werde. Verwaltung und Gemeinderat mögen sich dafür stark machen, dass beide Gymnasien zum Zug kommen, sollte das Regierungspräsidium Tübingen wider Erwarten andere Signale aussenden. Oberbürgermeister Norbert Zeidler sicherte zu, sofern es von den Schulen gewünscht werde, einen Begleitbrief zu schreiben: „Wir werden beide Schulen gleich stark unterstützen.“
Monika Holl (SPD) gefällt nach eigener Aussage, dass die Schüler nun eine weitere Wahlmöglichkeit haben. Die Größe der beiden Schulen lasse so ein breites Angebot zu, ohne dass man sich um ausreichende Klassengrößen einen Kopf machen müsse. Wie Reinhold Hummler (Freie Wähler) sagte, sei die Entscheidung für seine Fraktion eine leichte und das nicht nur, weil keine Kosten auf die Stadt zukommen: „Es gibt im Zeitalter der Digitalisierung sehr gute Gründe, das Profilfach einzuführen.“Aus Sicht von Manfred Wilhelm (Grüne) ist es dringend notwendig, dass man in diesem Bereich etwas tut. Das neue Fach vermittle wichtige Grundlage für ein späteres Studium.