Schwäbische Zeitung (Biberach)
Einen Kaffee für die, die ihn sich nicht leisten können
Mabel Engler hat mit einer neuen Aktion in der KaffeeBühne viele Biberacher aufmerksam gemacht. Und zwar auf den Umstand, dass sich nicht alle Menschen einen Besuch in einem Kaffeehaus leisten können. Deshalb gibt es in der Kaffee-Bühne in der Radgasse jetzt den „Aufgeschobenen“. Das ist ein Kaffee, der im Vorfeld bereits von jemandem bezahlt wurde, und bestimmt ist für den nächsten Kunden, der möglicherweise knapp bei Kasse ist. Mit einer Strichliste werden die „Aufgeschobenen“notiert.
Vor rund einer Woche fotografierte Mabel Engler das Schild, auf dem die Aktion beschrieben ist, und postete es bei Facebook. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich der Post. Mittlerweile haben ihn knapp 300 Menschen geliked und knapp 200 geteilt. „Damit hätte ich gar nicht gerechnet“, sagt Mabel Engler, die gemeinsam mit Peter Grunwald die Kaffee-Bühne führt. „Aber ich finde es natürlich super, dass wir so viel Unterstützung bekommen.“
Seither seien schon ein paar Leute extra kurz in die Kaffee-Bühne gekommen, um einen „Aufgeschobenen“zu bezahlen und sind dann wieder gegangen. „Das ist wirklich cool, aber eigentlich sollte es ja so sein, dass man einen Kaffee trinkt und zwei bezahlt“, sagt Engler. Die Idee stammt nicht von ihr, die Aktion gibt es auch in anderen Städten, „aber ich finde den Namen ,Aufgeschobener‘ einfach super“. Denn Menschen, von denen sie weiß, dass sie nicht so viel Geld haben, haben in der KaffeeBühne schon immer einen Kaffee umsonst bekommen.
Wichtig ist ihr dabei auch, klarzustellen, dass es nicht nur Flüchtlinge sind, die wenig Geld haben. „Ich kenne genug Biberacher, bei denen das Geld knapp ist“, sagt Engler. „Sie könnten sich einen Kaffee zwar schon leisten, aber sie tun es nicht.“Das sei sehr schade: „Es soll jedem vergönnt sein, sich gemütlich in ein Café zu setzen, einen leckeren Kaffee zu trinken und am gesellschaftlichen Leben teilhaben.“Auch Alleinerziehende mit Kindern sind willkommen: „Dann gibt es halt statt einem Kaffee, einen Kakao oder ’ne Cola.“
Jetzt müssten sich diese Menschen nur noch trauen, in die KaffeeBühne zu kommen und einen „Aufgeschobenen“zu bestellen. „Da sind die Hemmschwelle und das Schamgefühl schon noch sehr hoch“, sagt Mabel Engler. „Dabei gibt es keinen Grund sich zu schämen, denn das Geld kann eben gegen Ende des Monats knapp sein.“Engler hofft hierbei auf die Unterstützung der Biberacher: „Sie sollen die Leute ruhig zu uns schicken, wir freuen uns.“
Tanja Bosch