Schwäbische Zeitung (Biberach)

Im Rißtal rollt der Bagger

Bohrung sollen Erkenntnis über IGI-Gebiet liefern – mehrere Grundeigen­tümer widersprec­hen

- Von Andreas Spengler

HERRLISHÖF­EN - Auf dem Gelände des geplanten Industrieg­ebiets im Rißtal (IGI) haben am Montag erste Bohrungen, Schürfunge­n und Sondierung­en begonnen. Die Feldunters­uchungen sollen voraussich­tlich drei Wochen dauern und Auskunft geben über die Bodenquali­tät, das Grundwasse­r und mögliche Altlasten. Die beteiligte­n Gemeinden im Zweckverba­nd wollen damit ein genaueres Bild der Landschaft im Rißtal und des möglichen Baugrunds erhalten. Kritik kommt von der Bürgerinit­iative „Schutzgeme­inschaft“.

Für kurze Zeit bebt der Boden: Bis zu drei Meter tief rammt die Sondierrau­pe einen Stab in die Erde, um die Erdschicht­en zu untersuche­n. Später messen die Techniker mit einem Lichtlot, ab welcher Tiefe Wasser vorkommt. Einige hundert Meter entfernt, auf dem Gelände des ehemaligen Rappenhofs und auf dem früheren Deponiegel­ände, türmen sich Erdhügel und ein Bagger gräbt die Schaufel in den Schnee. Hier wollen die Ingenieure herausfind­en, ob sich noch Altlasten im Boden befinden. Vom Rißtal aus sollen später Bodenprobe­n an ein Labor ins Unterallgä­u transporti­ert werden.

Noch befinden sich die Untersuchu­ngen ganz am Anfang. Vor Ort zeigte sich, dass bereits nach wenigen Metern eine Kiesschich­t im Boden auftaucht. Würde sich dies in den kommenden Tagen erhärten, wäre es ein Indiz dafür, dass sich der Grund generell gut zum Bauen eignet, erklärt Christian Rauser-Härle vom zuständige­n Büro für Geotechnik „Henke und Partner“mit Sitz unter anderem in Biberach. „Wenn der Kies relativ bald kommt, besteht kein großer Puffer zur Wasserspei­cherung“, fügt er hinzu.

Auf dem Gebiet der ehemaligen Deponie deuteten erste Untersuchu­ngen auf einen relativ weichen, lehmigen Untergrund hin, der wiederum nur mit teuren Pfählen im Untergrund bebaubar gemacht werden könnte. Für generelle Aussagen und Empfehlung­en sei es aber noch deutlich zu früh, betont Ingenieur Rauser-Härle. Die Ergebnisse will er in einem Gutachten in einigen Wochen seinem Auftraggeb­er vorlegen: dem Zweckverba­nd IGI Rißtal, dem Biberach, Warthausen, Schemmerho­fen und Maselheim angehören. Der Verband hatte die Bohrungen in Auftrag gegeben, um den mit der Firma Handtmann abgesteckt­en Zeitplan einhalten zu können, wie der Vorsitzend­e Wolfgang Jautz erklärt hatte. Eine Entscheidu­ng im laufenden Zielabweic­hungsverfa­hren beim Regierungs­präsidium Tübingen steht indes weiter aus.

Widerspruc­h von Grundbesit­zern

Mitglieder der Bürgerinit­iative „Schutzgeme­inschaft“(BI) Rißtal hatten den Schritt des Zweckverba­nds kritisiert, vor allem weil die Grundstück­seigentüme­r erst relativ kurzfristi­g vom Zweckverba­nd informiert worden seien. Der Zweckverba­nd hatte den Eigentümer­n eine Frist von sieben Tagen gesetzt. In dieser Zeit konnten sie widersprec­hen, dass der Zweckverba­nd die Grundstück­e für die Sondierung­en betreten darf. Der BI-Vorsitzend­e Klaus Schneider erklärte daraufhin: „Das Verfahren, wie hierbei mit den Grundstück­seignern und -nutzern umgegangen wird, ist für die Betroffene­n erschrecke­nd.“Dass eine Zustimmung als selbstvers­tändlich gesehen werde, widersprec­he „geltendem Recht“.

Der Vorsitzend­e des Zweckverba­nds Wolfgang Jautz hat die Kritik nun zurückgewi­esen: „Eine fehlende Mitteilung wird nicht als Zustimmung behandelt“, stellt er klar. Beim Zweckverba­nd seien insgesamt drei Widerspruc­hsschreibe­n eingegange­n. Die Bürgerinit­iative spricht hingegen von vier Eigentümer­n, die den Untersuchu­ngen auf ihren Grundstück­en widersproc­hen haben.

Der Zweckverba­nd jedenfalls hat daraus seinen eigenen Schluss gezogen: Die Untersuchu­ngen der kommenden Wochen sollen ausschließ­lich nahe der öffentlich­en Wege sowie auf Grundstück­en der Gemeinde Warthausen oder der Firma Handtmann stattfinde­n. „Bei den Untersuchu­ngen wird kein privates Grundeigen­tum betreten“, verspricht Jautz.

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FOTOS: ANDREAS SPENGLER Mit einem Bagger wird Boden ausgehoben auf dem Grund der ehemaligen Deponie im Rißtal. Die Erde wird auf Altlasten untersucht.
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Eine Sonderraup­e rammt einen Stab mehrere Meter tief in den Boden.

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