Schwäbische Zeitung (Biberach)

Stabilisie­rende Hilfen für psychisch Kranke

„Ambulant Betreutes Wohnen“eröffnet Anlaufstel­le in Ochsenhaus­en

- Von Birgit van Laak

OCHSENHAUS­EN - Psychisch kranken Menschen, die ohne Unterstütz­ung nicht selbststän­dig in der eigenen Wohnung oder einer WG leben könnten, bietet das Zentrum für Psychiatri­e (ZfP) Hilfe an. Das „Ambulant Betreute Wohnen“(ABW) umfasst regelmäßig­e Hausbesuch­e, Gespräche mit Sozialarbe­itern, Alltagshil­fen wie die Begleitung zum Arzt und auch Krisenmana­gement. In Biberach gibt es ein ABW-Büro in der Pfluggasse, im ehemaligen Ochsenhaus­er Krankenhau­s wird im April eine solche Beratungs- und Anlaufstel­le für den Raum Ochsenhaus­en/ Laupheim eröffnet. Dazu ist ein Infoabend am Donnerstag, 8. März, geplant.

„Unsere Klienten sagen, sie seien froh über die Unterstütz­ung, die Klinikaufe­nthalte reduzierte­n sich dadurch auf ein Minimum“, berichtet Ursula Sprengel, Fachkranke­nschwester beim „Ambulant Betreuten Wohnen“Biberach. Rund 33 psychisch kranke Menschen nutzen nach Angaben von Teamleiter­in Melitta Hamlescher das Angebot derzeit. Die meisten leben in den sieben ABWWohngem­einschafte­n, ein kleiner Teil in der eigenen Wohnung. Zwischen 20 und 70 Jahre alt sind sie und bringen die unterschie­dlichsten Probleme und Erkrankung­en mit: Verhaltens­auffälligk­eiten, Abhängigke­itserkanku­ngen, den Zustand nach Depression, Borderline-Persönlich­keitsstöru­ngen oder Schizophre­nie, nennt Ursula Sprengel Beispiele.

Der Weg ins „Ambulant Betreute Wohnen“führt über ein Beratungsg­espräch. „Wir schauen, wie stabil derjenige ist und welche Hilfen er im Alltag benötigt“, sagt Sozialarbe­iterin Katharina Moll. Eine Unterstütz­ung bis zwölf Stunden pro Woche durch die ABW-Mitarbeite­rinnen sind möglich. Die Einglieder­ungshilfe übernimmt die Kosten unter bestimmten Voraussetz­ungen ganz oder teilweise.

Die Fachleute vom ABW kommen regelmäßig zu Hausbesuch­en. Einen zentralen Bestandtei­l bilden dabei die Gespräche. „Wir reden darüber, was jemanden bedrückt oder wo er Schwierigk­eiten hat. Das kann sich bei psychische­n Erkrankung­en jede Woche ändern“, berichtet Katharina Moll. Auch der Wunsch, mit jemandem zu sprechen, könne schwanken. „Wenn jemand nicht reden will, bieten wir zum Beispiel einen Spaziergan­g an.“

Ziel ist, in eine Tagesstruk­tur hineinzufi­nden

Wichtig ist Moll und ihren Kolleginne­n, dass die Klienten in eine Tagesstruk­tur finden. Dabei setzen sie im Kleinen an. „Für einen psychisch Kranken ist es unter Umständen schon viel, wenn er es schafft, sich zu Hause selbst zu versorgen, aufzustehe­n, Mahlzeiten zu organisier­en“, weiß Sozialarbe­iterin Gabriele Schniertsh­auer. Freizeitan­gebote, zum Beispiel die samstäglic­hen Treffen im ABW-Büro sollen dabei unterstütz­en, in die Gesellscha­ft hinauszuge­hen. Die Sozialarbe­iterinnen motivieren die Klienten auch, darüber nachzudenk­en, eine Arbeit – etwa in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g – aufzunehme­n. Steht der Start in einen Job an, bieten sie Begleitung an. Das ABW-Team unterstütz­t außerdem bei Behördengä­ngen, Arztbesuch­en und koordinier­t medizinisc­h-psychiatri­sche Hilfen.

„Wir können viel abfedern“, sagt Ursula Sprengel. Die vielfältig­en Angebote bildeten einen stabilisie­renden Faktor. „Es braucht jedoch Geduld.“Wenn aber schließlic­h mehr Selbststän­digkeit oder gar ein Leben ohne Unterstütz­ung möglich wurden, sind die ABW-Mitarbeite­rinnen und die Klienten ganz besonders stolz auf das Erreichte.

Der Informatio­nsabend zum „Ambulant Betreuten Wohnen“findet am Donnerstag, 8. März, um 19 Uhr im Mehrzweckr­aum des ehemaligen Krankenhau­ses in Ochsenhaus­en statt. Vom 5. April an ist das ABW-Büro im früheren Krankenhau­s immer donnerstag­s von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Es bildet eine Anlaufstel­le nicht nur an Menschen aus dem Raum Ochsenhaus­en, sondern auch aus dem Raum Laupheim. Bereits jetzt gibt es im DRK-Heim Ochsenhaus­en donnerstag­s von 14 bis 18 Uhr ein Freizeitan­gebot für psychisch Kranke.

 ?? FOTO: BIRGIT VAN LAAK ?? Ursula Sprengel (v. l.), Gabriele Schniertsh­auer und Katharina Moll unterstütz­en psychisch Kranke im „Ambulant Betreuten Wohnen“in Biberach, demnächst gibt es auch ein solches Angebot in Ochsenhaus­en.
FOTO: BIRGIT VAN LAAK Ursula Sprengel (v. l.), Gabriele Schniertsh­auer und Katharina Moll unterstütz­en psychisch Kranke im „Ambulant Betreuten Wohnen“in Biberach, demnächst gibt es auch ein solches Angebot in Ochsenhaus­en.

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