Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Du hast Laupheim acht Jahre lang gutgetan“
650 Besucher und drei Redner verabschieden Laupheims OB Rainer Kapellen mit viel Lob und Dank
LAUPHEIM (reis) - Mit viel Lob für sein achtjähriges Wirken ist Laupheims Oberbürgermeister Rainer Kapellen am Sonntag im voll besetzten Kulturhaus aus dem Amt verabschiedet worden. Am Montagabend trat Gerold Rechle offiziell die Nachfolge an. Es sprachen der ehrenamtliche OBStellvertreter Clemens Graf Leutrum für die Stadt, Regierungspräsident Klaus Tappeser für das Land, Landrat Heiko Schmid für den Landkreis und Christoph Palmer, Staatsminister a. D., für die Allianz Deutscher Produzenten Film/Fernsehen – und am Ende Kapellen selbst. Die Lobeshymnen kommentierte er mit einem Anflug von schwarzem Humor. Bei Beerdigungen, sagte er, gelte der Spruch: „Der Mensch ist besser als sein Ruf, aber schlechter als sein Nachruf.“
Nun schied Kapellen zum Glück nicht aus dem Leben, sondern nur aus dem OB-Amt, aus dem man ihn – anders als bei einem Begräbnis – mit einem Händedruck verabschieden konnte. Und diese Gelegenheit nutzten rund 650 Besucher, darunter allerlei Prominenz aus Politik, Kirche und Wirtschaft. In den Reden herrschte denn auch eine deutlich humorvollere Stimmung als auf einem Friedhof, und auch das Laupheimer Salonorchester unterhielt mit durchaus schwungvollen musikalischen Beiträgen.
Clemens Graf Leutrum erinnerte an die Inthronisierung von Kapellen vor fast genau acht Jahren, am 6. März 2010. Damals habe Landrat Schmid gleich eine halbe Haushalts-Mahnrede gehalten. „Der Ruf der Stadt war angekratzt, der Gemeinderat zerstritten und auf jedem Baum saß ein Totenvogel. Sie merken, nicht alles hat sich geändert“, sagte Leutrum nun. Kapellen habe das Amt voller Elan angetreten und die Stadt über acht Jahre sehr erfolgreich geführt. Viel wichtiger sei, dass sich die Laupheimer Bürger in ihrer Stadt „selten so wohl gefühlt haben wie heute“. In den vergangenen acht Jahren sei die Bevölkerung Laupheims um 14 Prozent gewachsen, die Zahl der Arbeitsplätze um 27 Prozent, die jährlichen Eheschließungen um 43 Prozent und die Geburtenzahlen um 84 Prozent gestiegen. Und mit 765 gebe es heute 40 Prozent mehr Hunde als 2010. „Sie sehen, die Laupheimer fühlen sich pudelwohl.“
„Du hast Laupheim acht Jahre lang gutgetan“, würdigte Tappeser die Arbeit seines alten Freundes Kapellen, den er auch von gemeinsamen Funktionärszeiten im Württembergischen Landessportbund kennt. Wie gut seine Arbeit als Bürger- und Oberbürgermeister gewesen sei, zeige sich unter anderem an der beträchtlichen Reduzierung der Schulden und einer gleichzeitigen Steigerung der Steuerkraft Laupheims um 67 Prozent.
Landrat Schmid fasste seine Rede in heitere Reime mit der Bitte, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. „Laupheim schlägt wieder große Wellen, von Bord geht er, Rainer Kapellen. Acht Jahre hielt er fest das Steuer, es war nicht jedem stets geheuer“, dichtete Schmid und ließ im Folgenden nebst Erfolgsgeschichten wie die städtischen Finanzen, Wirtschaft („Ob Uhlmann, Rentschler, oder LUK, alles top, wo na i guck!“), Hubschraubergeschwader, Kfz-Zulassungsstelle oder Laemmle-Produzentenpreis auch die unangenehmen Themen nicht außen vor: „Beim Lenken der Kommunal-Geschicke lauern gern so manch’ Fallstricke. Und so ziemlich ’s größte Ei bei dir war die Kleemeisterei. Das war nicht koscher, roch nicht gut, darauf reimt sich Mut wie Wut. Und ging schon mächtig an die Kuddel, vor allem das hählinge Gebruddel.“
Als dritter Redner lobte Dr. Christoph Palmer, Geschäftsführer der deutschen Produzentenallianz für Film und Fernsehen, den Einsatz Rainer Kapellens für die Produzentenpreisverleihung in Laupheim. „Er hat Mut gezeigt und immer an den Erfolg geglaubt“, sagte Palmer.
Rainer Kapellen selbst war ob der Lobeshymnen sichtlich bewegt. Er sprach von „acht wunderbaren Jahren in Laupheim“und sagte in Anlehnung an ein Zitat des früheren US-Präsidenten Truman: „Ich habe acht Jahre mit dem Versuch verbracht, ein angenehmes Stadtoberhaupt zu sein.“Kapellen dankte allen, die „zu dem gemeinsam Erreichten“beigetragen hätten – nicht zuletzt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus, allen voran seiner langjährigen Assistentin Margarete Glass. Der größte Dank freilich gebühre seiner Familie für die Unterstützung. Seinem Nachfolger Gerold Rechle wünschte Kapellen viel Erfolg.