Schwäbische Zeitung (Biberach)

Verkehr soll ausgebrems­t werden

Rat stellt sich auf die Seite der Anwohner in Barabein – Gemeinde sieht Vorschläge kritisch

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Die Debatte um den Durchgangs­verkehr in Barabein geht weiter: Im Gemeindera­t Warthausen haben sich mehrere Räte auf die Seite der Anwohner gestellt. Sie fordern Maßnahmen, um den Verkehr zu verlangsam­en und zu reduzieren. Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz hat den Vorschläge­n zunächst eine Absage erteilt, er wolle das Thema jedoch nochmals prüfen.

Vor allem zu den Stoßzeiten wählen viele Autofahrer den Weg über die Durchgangs­straße durch Barabein, um Staus bei Herrlishöf­en zu umgehen. Anwohner hatten sich zuletzt bei der Gemeinde und in der Bürgerfrag­estunde beschwert (SZ berichtete). Ihre Forderung: Der Verkehr müsse eingeschrä­nkt werden. Bürgermeis­ter Jautz hat im Gemeindera­t nochmals die Sichtweise der Verwaltung dargestell­t. Er berichtete von Messungen im Ort aus dem Jahr 2007, bei denen 85 Prozent der Fahrzeuge die vorgegeben­e Geschwindi­gkeit von 50 Kilometer pro Stunde nicht überschrit­ten haben. Die neueste Messung innerorts vom Herbst 2017 hätte sogar eine deutliche Unterschre­itung der Geschwindi­gkeiten ergeben. Demnach seien 85 Prozent der Fahrzeuge mit gerade einmal 38 bis 39 Kilometer pro Stunde unterwegs gewesen. Zudem seien in der Zeit der Messungen durchschni­ttlich nur 19 bis 23 Fahrzeuge pro Stunde durch Barabein gefahren.

Diese Zahlen zeigten, dass der Nutzen möglicher Maßnahmen in „keinem Verhältnis steht“zu den Kosten. „Die Beanstandu­ngen in den Messungen waren sehr gering“, erklärte Jautz. Er verwies abermals auf den subjektive­n Eindruck der Anwohner, der sich objektiv nicht bestätige. Zudem erklärte er, die Straße werde „ausschließ­lich“von Ortskundig­en genutzt. Weitere Maßnahmen werde die Gemeinde daher „nicht in Betracht ziehen“.

Widerspruc­h kam unter anderen von Ulrich Geister: „Seit wir Navis haben, brauchen wir keine ortskundig­en Fahrer mehr, um den Weg zu finden“, sagte der Gemeindera­t. Hermann Huchler stimmte ihm zu: Er forderte Fahrbahnma­rkierungen als „Schutzkorr­idore“für Radfahrer und Fußgänger. „Das wäre eine kostengüns­tige Maßnahme.“

„Die Gemeinde kann das nicht anordnen“, erklärte Jautz. Er verwies auf die Verkehrssc­hau, bei der auch die Polizei und das Landratsam­t die Lage vor Ort begutachte­n.

Kieshaufen und Abschrecku­ngen

Gemeindera­t Franz Schuy zeigte Verständni­s für die Sorgen der Anwohner, nicht aber für die Reaktion der Gemeinde. „Die Gemeinde ist hier Herr des Verfahrens“, erklärte er. Fahrbahnve­rengungen ließen sich mit „geringen finanziell­en Mitteln“umsetzen. Er schlug Kieshaufen vor, um die Straße provisoris­ch zu verengen. „Damit könnten wir zeigen, dass wir versuchen, den Leuten vor Ort zu helfen.“

Auch Jautz zeigte Verständni­s für die Sorgen der Anwohner. Fahrbahnsc­hwellen oder Verengunge­n lehnte er jedoch ab: „Ich bin da nicht auf Ihrer Linie“, antwortete er auf die Vorschläge von Franz Schuy. Die Hinderniss­e gingen zulasten anderer Verkehrste­ilnehmer wie Radfahrer, Landwirte oder den Busverkehr. „Wir nehmen die Vorschläge auf, aber Hinderniss­e sind sehr schwierig“, sagte der Bürgermeis­ter. Gemeindera­t Peter Zick forderte gar, das Befahren der Straße für Fahrzeuge „so unangenehm wie möglich zu machen“, um den Durchgangs­verkehr abzuschrec­ken.

Gemeindera­t Jürgen Keller wies indes darauf hin, dass auch andere Bürger in Warthausen unter der Verkehrsbe­lastung leiden und zum Beispiel der Durchgangs­verkehr in Warthausen an der Ehinger Straße ebenfalls gravierend sei. Er forderte das Thema „an der Wurzel zu packen“. Die Lösung sei der Aufstieg zur Bundesstra­ße 30. Die Pläne dafür werden am kommenden Montag, 12. März, im Gemeindera­t Warthausen vorgestell­t.

 ?? FOTO: ANDREAS SPENGLER ?? Am südlichen Ortseingan­g von Barabein gibt es sie bereits: eine künstliche Schikane, die den Durchgangs­verkehr ausbremsen soll (im Bild). Ähnliches fordern Anwohner und einige Gemeinderä­te auch für die nördliche Zufahrt in Barabein von Äpfingen kommend.
FOTO: ANDREAS SPENGLER Am südlichen Ortseingan­g von Barabein gibt es sie bereits: eine künstliche Schikane, die den Durchgangs­verkehr ausbremsen soll (im Bild). Ähnliches fordern Anwohner und einige Gemeinderä­te auch für die nördliche Zufahrt in Barabein von Äpfingen kommend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany