Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verkehr soll ausgebremst werden
Rat stellt sich auf die Seite der Anwohner in Barabein – Gemeinde sieht Vorschläge kritisch
WARTHAUSEN - Die Debatte um den Durchgangsverkehr in Barabein geht weiter: Im Gemeinderat Warthausen haben sich mehrere Räte auf die Seite der Anwohner gestellt. Sie fordern Maßnahmen, um den Verkehr zu verlangsamen und zu reduzieren. Bürgermeister Wolfgang Jautz hat den Vorschlägen zunächst eine Absage erteilt, er wolle das Thema jedoch nochmals prüfen.
Vor allem zu den Stoßzeiten wählen viele Autofahrer den Weg über die Durchgangsstraße durch Barabein, um Staus bei Herrlishöfen zu umgehen. Anwohner hatten sich zuletzt bei der Gemeinde und in der Bürgerfragestunde beschwert (SZ berichtete). Ihre Forderung: Der Verkehr müsse eingeschränkt werden. Bürgermeister Jautz hat im Gemeinderat nochmals die Sichtweise der Verwaltung dargestellt. Er berichtete von Messungen im Ort aus dem Jahr 2007, bei denen 85 Prozent der Fahrzeuge die vorgegebene Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde nicht überschritten haben. Die neueste Messung innerorts vom Herbst 2017 hätte sogar eine deutliche Unterschreitung der Geschwindigkeiten ergeben. Demnach seien 85 Prozent der Fahrzeuge mit gerade einmal 38 bis 39 Kilometer pro Stunde unterwegs gewesen. Zudem seien in der Zeit der Messungen durchschnittlich nur 19 bis 23 Fahrzeuge pro Stunde durch Barabein gefahren.
Diese Zahlen zeigten, dass der Nutzen möglicher Maßnahmen in „keinem Verhältnis steht“zu den Kosten. „Die Beanstandungen in den Messungen waren sehr gering“, erklärte Jautz. Er verwies abermals auf den subjektiven Eindruck der Anwohner, der sich objektiv nicht bestätige. Zudem erklärte er, die Straße werde „ausschließlich“von Ortskundigen genutzt. Weitere Maßnahmen werde die Gemeinde daher „nicht in Betracht ziehen“.
Widerspruch kam unter anderen von Ulrich Geister: „Seit wir Navis haben, brauchen wir keine ortskundigen Fahrer mehr, um den Weg zu finden“, sagte der Gemeinderat. Hermann Huchler stimmte ihm zu: Er forderte Fahrbahnmarkierungen als „Schutzkorridore“für Radfahrer und Fußgänger. „Das wäre eine kostengünstige Maßnahme.“
„Die Gemeinde kann das nicht anordnen“, erklärte Jautz. Er verwies auf die Verkehrsschau, bei der auch die Polizei und das Landratsamt die Lage vor Ort begutachten.
Kieshaufen und Abschreckungen
Gemeinderat Franz Schuy zeigte Verständnis für die Sorgen der Anwohner, nicht aber für die Reaktion der Gemeinde. „Die Gemeinde ist hier Herr des Verfahrens“, erklärte er. Fahrbahnverengungen ließen sich mit „geringen finanziellen Mitteln“umsetzen. Er schlug Kieshaufen vor, um die Straße provisorisch zu verengen. „Damit könnten wir zeigen, dass wir versuchen, den Leuten vor Ort zu helfen.“
Auch Jautz zeigte Verständnis für die Sorgen der Anwohner. Fahrbahnschwellen oder Verengungen lehnte er jedoch ab: „Ich bin da nicht auf Ihrer Linie“, antwortete er auf die Vorschläge von Franz Schuy. Die Hindernisse gingen zulasten anderer Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer, Landwirte oder den Busverkehr. „Wir nehmen die Vorschläge auf, aber Hindernisse sind sehr schwierig“, sagte der Bürgermeister. Gemeinderat Peter Zick forderte gar, das Befahren der Straße für Fahrzeuge „so unangenehm wie möglich zu machen“, um den Durchgangsverkehr abzuschrecken.
Gemeinderat Jürgen Keller wies indes darauf hin, dass auch andere Bürger in Warthausen unter der Verkehrsbelastung leiden und zum Beispiel der Durchgangsverkehr in Warthausen an der Ehinger Straße ebenfalls gravierend sei. Er forderte das Thema „an der Wurzel zu packen“. Die Lösung sei der Aufstieg zur Bundesstraße 30. Die Pläne dafür werden am kommenden Montag, 12. März, im Gemeinderat Warthausen vorgestellt.