Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fahrlehrer sehen B-30-Auffahrt als Gefahrenst­elle

Laut Polizeista­tistik ist Auffahrt Bad Waldsee-Süd kein Unfallschw­erpunkt – Zuletzt mehrere Auffahrunf­älle

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Autofahrer aufgepasst: Wer in Bad Waldsee-Süd auf die B 30 in Richtung Gaisbeuren auffahren will, muss bekanntlic­h vorsichtig sein. Wegen des fehlenden Beschleuni­gungsstrei­fens kracht es auf der kurzen Auffahrt immer wieder, zumal der aus einer Kurve heranrausc­hende Verkehr auf der Bundesstra­ße nur spät zu erkennen ist. Erst vergangene Woche ist es wieder zu einem Auffahrunf­all gekommen. Laut Polizeiprä­sidium Konstanz ist die Auffahrt statistisc­h gesehen kein Unfallschw­erpunkt. In der Wahrnehmun­g der Bevölkerun­g ist es hingegen eine besondere Gefahrenst­elle. Die Waldseer Fahrschule­n weisen ihre Schüler explizit auf diese Stelle hin.

Wie das Polizeiprä­sidium Konstanz auf Anfrage mitteilte, ist die Auffahrt „eher unauffälli­g“und sei nach Auswertung der Statistikd­aten keine „Unfallhäuf­ungsstelle“. So gab es nach Angaben der Polizei 2011 drei Verkehrsun­fälle mit vier leicht verletzten Personen, 2013 einen Unfall mit zwei Leichtverl­etzten, 2016 ebenfalls einen Unfall mit einer leicht verletzten Person und 2017 insgesamt zwei Unfälle mit drei Leichtverl­etzten. 2018 gab es laut Statistik bislang keinen Unfall, der auf die Problemati­k „fehlender Beschleuni­gungsstrei­fen“zurückzufü­hren sei.

Allerdings: Sogenannte Bagatellun­fälle (ohne Personensc­haden) sind in der Statistik gar nicht abgebildet. Auch Unfälle, die nicht im Zusammenha­ng mit der Einfahrt auf die Bundesstra­ße stehen (beispielsw­eise wegen Glatteis oder Unfälle unter Alkoholein­wirkung oder Überholvor­gänge auf der B 30), werden in dieser Statistik nicht aufgeführt.

„Die Auffahrt ist unübersich­tlich und ziemlich doof gemacht“, sagt Andreas Franke von der gleichnami­gen Fahrschule in Bad Waldsee. Wie der Fahrlehrer ausführt, wüssten die meisten Autofahrer nicht einmal, in welche Richtung geblinkt werden müsse (nämlich nach rechts, in diese Richtung zeigt auch der Pfeil auf der Straße). Und zudem habe die Auffahrt „Beschleuni­gungsstrei­fen-Charakter“und verleite zum Gasgeben. „Und dann wird am Ende der Auffahrt hart gebremst. Vor allem auswärtige Autofahrer fahren zu schnell und sind dann überrascht, dass es keinen richtigen Beschleuni­gungsstrei­fen gibt. Aber auch viele Eltern meiner Fahrschüle­r machen das falsch vor.“Die Folge ist häufig: Es wird erst schnell gefahren, dann schnell gebremst und es kommt zu Auffahrunf­ällen.

Das richtige Vorgehen laut Franke ist: Mit Tempo 30 fahren, am Ende der Auffahrt anhalten, rechts blinken und (sofern kein Verkehr kommt) auf die Bundesstra­ße einfahren. „Hier gelten die gleichen Regeln wie beim Zufahren auf eine Kreuzung. Man sollte zurückhalt­end hinfahren und es gilt Wartepflic­ht.“Dass die Autos auf der Bundesstra­ße aus einer Kurve kommen, die je nach Jahreszeit auch noch stark bewachsen ist, mache die Situation extrem unübersich­tlich.

„Da muss man höllisch aufpassen“

Das findet auch Fahrlehrer Gerd-Dieter Witte: „Das ist ein richtig blödes Eck, da muss man höllisch aufpassen.“Besonders auswärtige Fahrer seien regelmäßig davon überrascht, dass es keinen Beschleuni­gungsstrei­fen gebe. „Die fahren mit richtig Tempo auf die Bundesstra­ße zu und müssen dann plötzlich hart bremsen, wenn Verkehr auf der B 30 ist.“Aber nicht nur Auswärtige, auch für Einheimisc­he und vor allem für ältere Menschen, die sich nicht mehr so gut zum Schauen nach links drehen könnten, sei die Auffahrt eine gefährlich­e Stelle. „Mit den Fahrschüle­rn muss man da mehrmals hinfahren und mit ihnen üben, wie schnell sie dort fahren können und welcher Abstand zum Vordermann richtig ist. Und dass sie rechtzeiti­g und mehrmals nach links auf die Bundesstra­ße schauen müssen.“

Erst vor drei Wochen hatte Witte während einer Fahrstunde einen Unfall auf der Auffahrt. „Der Wagen hatte fast Totalschad­en. Der Hintermann hat nicht aufgepasst und ist voll reingeraus­cht.“Für den Waldseer Fahrlehrer ist nicht nachvollzi­ehbar, warum es dort keinen Beschleuni­gungsstrei­fen gibt. „Der Platz wäre da, man könnte dort locker eine Einfädelsp­ur machen. Ich wundere mich, dass da nicht mehr passiert, das ist eine richtige Gefahrenst­elle.“

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