Schwäbische Zeitung (Biberach)
Calderano erst im Finale gestoppt
Tischtennis: TTF-Profi setzt Glanzlichter bei Katar Open
DOHA/OCHSENHAUSEN (sz) - Hugo Calderano vom Tischtennis-Bundesligisten TTF Liebherr Ochsenhausen hat bei den mit 235 000 US-Dollar dotierten Katar Open in Doha weitere Glanzlichter gesetzt. Am Samstag zeigte er bei dem hochkarätig besetzten World-Tour-Turnier der PlatinumSerie des Weltverbands ITTF, dass sein Sieg am Freitag gegen den Weltranglistenersten Timo Boll keine Eintagsfliege war und erreichte das Finale. Dort musste er sich am Sonntag allerdings dem Weltranglistenzweiten Fan Zhendong geschlagen geben.
Zunächst spielte der 21-jährige Ochsenhauser Bundesliga-Profi im Viertelfinale den Weltranglistenzwölften Tomokazu Harimoto schwindlig – der Tischtennis-Wunderknabe aus Japan, vor dem inzwischen sogar schon die Top-Chinesen Respekt haben, wurde seit Jahren nicht mehr so demontiert wie von Calderano. 11:5, 11:6, 11:6 und 11:7 lauteten die Sätze zugunsten des Brasilianers, der sich damit erstmals eine Einzelmedaille in einem Platinum-Event, der höchsten internationalen Turnierkategorie, gesichert hatte.
Auch wenn Calderano bis dahin traumhaft gut gespielt hatte, galt er im Halbfinale einige Stunden später als klarer Außenseiter. Immerhin hieß sein Gegner Lin Gaoyuan und ist in China ein Superstar. Lin hat sich zuletzt immer mehr in den Vordergrund gespielt. Er steht in der Weltrangliste inzwischen auf Platz vier, hat Xu Xin und weitere Top-Chinesen überholt und war in Doha an Position drei gesetzt. Doch auch der 22-jährige Linkshänder aus dem Reich der Mitte blieb völlig ohne Chance gegen den wie ent- fesselt aufspielenden TTF-Profi. 11:9, 11:8, 11:3, 11:6 für den Außenseiter – das hätten selbst kühnste Optimisten nicht für möglich gehalten. Calderano selbst vorher auch nicht. „Ich bin sehr glücklich, dass ich einen solchen Weltklassespieler mit 4:0 schlagen konnte“, so der Südamerikaner nach dem Halbfinale. „Ich hätte das niemals für möglich gehalten. Es ist ein tolles Gefühl, hier für Brasilien zu spielen, das ja keine Tischtennis-Nation ist, und dann überraschend einen der weltbesten Spieler aus China zu besiegen. Das macht mich schon sehr stolz.“Silber hatte Calderano da schon sicher.
Am Sonntag im Finale traf er dann auf den topgesetzten Weltranglistenzweiten Fan Zhendong, der als haushoher Favorit ins Spiel ging. Und der Chinese wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Er bezwang Calderano in vier Sätzen (13:11, 12:10, 11:7, 11:7).
TTF-Präsident Kristijan Pejinovic, der das Geschehen fasziniert im Livestream verfolgte, hatte schon vor dem Finale gesagt: „Ich bin wirklich sprachlos und muss meinen Hut ziehen vor diesem Jungen. Spektakulärer geht es nicht mehr.“Pejinovic ergänzte: „Respekt auch an die Trainer. Langsam zahlen sich das gute Training und die unzähligen Stunden in der Halle aus.“
Am kommenden Freitag steht für Calderano und die TTF nun das Halbfinal-Hinspiel in der Champions League ab 19 Uhr in Ochsenhausen gegen Borussia Düsseldorf auf dem Programm.