Schwäbische Zeitung (Biberach)

Syrer aus Biberach drehen ersten Film

Ein Herzenspro­jekt, das die Filmcrew ihrer Heimat widmet – Kriegsverb­rechen im Fokus

- Von Tanja Bosch www.schwäbisch­e.de/schwarzlic­ht

BIBERACH - Es ist ein Herzenspro­jekt für ein paar junge Syrer aus Biberach und den syrischen Regisseur Ward Al-Dimasqi aus Österreich: Gemeinsam wollten sie schon lange den Film mit dem Titel „Schwarzlic­ht“drehen. Endlich konnten sie ihren Traum Wirklichke­it werden lassen und filmten zwei Wochen lang in einer verlassene­n Mühle in Halle an der Saale. Bereits 2012 hat Ward AlDimasqi das Drehbuch geschriebe­n und auf diesen Moment gewartet. Er ist in Biberach unter anderem bekannt, weil er das Theaterstü­ck „Die dunkelste Ecke“inszeniert hat.

Eine der Hauptrolle­n in „Schwarzlic­ht“hat Yazan Alnakdali, der seit mehr als drei Jahren in Biberach lebt und Schauspiel an der AdK Ulm studiert. „Seit zwei Jahren will ich diesen Film unbedingt machen, weil er von meiner Heimat erzählt und neben dem Theater mein erster Film ist“, erzählt der 23-jährige Schauspiel­schüler. Für Yazan Alnakdali geht damit ein Traum in Erfüllung. „Denn was die Menschen im Fernsehen sehen, ist nicht alles. Es gibt viele schlimme Dinge, die in Syrien passieren. Und wir wollen, dass die ganze Welt das weiß.“

Scharfschü­tzin tötet für Geld

Im Kurzfilm, der rund 20 Minuten gehen soll, geht es um einen Journalist­en, der eine Scharfschü­tzin dafür bezahlt, jemanden vor seiner Kamera zu erschießen. Es geht um das beste Bild, den perfekten Augenblick. Die Szenen sind grausam. „Die Geschichte, die wir hier erzählen, ist wirklich passiert“, sagt der Regisseur. „Ich habe das selbst in Syrien erlebt und ich will allen Menschen zeigen, wie schlimm dieser Krieg ist.“Die Location erinnert an einen vergessene­n Ort. So empfinden auch viele Syrer ihre Heimat.

Für Yazan Alnakdali ist es ein bisschen, als wäre er zurück in seiner Heimatstad­t Homs. „Wir habe lange gesucht, bis wir diese Location gefunden haben“, sagt er. „Es fühlt sich Bei den Dreharbeit­en in Halle: (v. l.) Feras Alouf, Ahmad Saad, Regisseur Ward Al-Dimasqi und der Kameramann aus Leipzig.

an, als wäre ich bei mir zu Hause in Homs.“Bei den Biberacher Filmfestsp­ielen hat der junge Syrer einen Film gesehen, der in dieser Location gedreht worden war. „Diesen Ort wollten wir unbedingt finden.“

Es hat geklappt. Knapp zwei Wochen lang hat die 13-köpfige Filmcrew in der verlassene­n Mühle gedreht. „Wir wollten den Film schon lange machen, aber wir haben niemanden gefunden, der uns unterstütz­t“, erzählt Regisseur Al-Dimasqi. Deshalb haben die jungen Männer aus Syrien jetzt alles selbst in die Hand genommen und finanziere­n den Film komplett selbst. Über Facebook haben sie Leute aus Leipzig, Berlin, den Niederland­en und Frankreich gefunden, die Lust hatten, beim Projekt mitzumache­n. Die Hauptdarst­ellerin heißt Catherine Al-Kontar und kommt aus Lyon: „Ich mache

mit, weil die Geschichte Syrien betrifft, ich will etwas für mein Land tun“, sagt die 27-jährige Syrerin. „Aber es ist sehr schwer, die Rolle der Schafschüt­zin zu spielen, weil ich weiß, dass es diese Menschen wirklich gibt und sie für Geld töten.“

Ziel ist das Biberacher Filmfest

Ähnlich wie Catherine Al-Kontar geht es auch den anderen. Jan Dawoud ist Make-up-Artist und extra aus den Niederland­en angereist. „Ich will die Jungs unterstütz­en, es ist ihr erster Film und wir alle haben unsere Herzen hier reingestec­kt, um den Menschen zu zeigen, was in unserem Land passiert“, sagt die 40Jährige. Die Rolle der Soldaten haben Obada Zidan, Mohammad Alouf aus Biberach und Ahmad Arab aus Maselheim übernommen. „Ich liebe es, Schauspiel­er zu sein. Aber die Tage Yazan Alnakdali hat eine der Hauptrolle­n in „Schwarzlic­ht“.

hier waren nicht immer einfach“, sagt Mohammad Alouf. „Aber wir müssen das machen für Syrien.“Alle haben dasselbe Motiv: Sie wollen die Menschen aufklären und vielleicht auch die schlimmen Erinnerung­en an den Krieg, der immer noch in ihrem Land herrscht, versuchen zu verarbeite­n.

Ihr großer Traum wäre es, wenn sie ihren Kurzfilm dieses Jahr bei den Biberacher Filmfestsp­ielen zeigen könnten: „Wir wollen uns auf jeden Fall bei vielen Festivals in ganz Europa bewerben“, so der Regisseur. „Aber jetzt müssen wir den Film erst einmal schneiden.“

Ein Video von den Dreharbeit­en sehen Sie online unter

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FOTOS: TANJA BOSCH
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