Schwäbische Zeitung (Biberach)
Uli Keuler zeigt Alltägliches in schrägem Licht
Der Kabarettist begeistert das Publikum bei seinem Auftritt in der Biberacher Stadthalle
BIBERACH - Viel braucht Uli Keuler nicht, um sein Publikum in der voll besetzten Stadthalle am Samstagabend zu begeistern: Headset und einen Stuhl, kein Kostüm oder Maske, sondern Jeans und Pullover. Der 1952 in Kirchheim/Teck geborene Kabarettist tritt mit seinem letzten abendfüllenden Programm „Uli Keuler spielt“auf. Noch in diesem Jahr will er sich von der Kabarettbühne verabschieden.
Und er geht gleich in die Vollen. Mit ungeheurem Wortwitz erzählt er vom Fahrkartenschalter und dem Versuch, für sieben Erwachsene und neun Kinder eine Gruppenfahrkarte nach Rothenburg ob der Tauber zu kaufen. Das Kaufgespräch zieht sich hin, die möglichen Kombi- und Sonderpreise werden erörtert, die Schlange der Wartenden wird lang und länger. Das Ganze wird dann aber so kompliziert und teuer, dass schließlich der Fahrkartenverkäufer eine Fahrt mit dem Auto vorschlägt. Das alles ist keine Sekunde langweilig, sondern hoch spannend, das Publikum hängt dem Kabarettisten an den Lippen und wiehert vor Lachen.
Keuler karikiert hauptsächlich Menschen aus dem Schwabenländle, doch könnte sich das Geschehen auch in anderen Teilen der Republik abspielen. Er benutzt vordergründig Klischees, mit denen er spielt, indem er mit den Worten jongliert. Er berichtet von „Der langen Nacht der Museen“, die mit sechs Stunden und 497 Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten sehr üppig ausfällt, aber viel Wissenswertes vermittelt, so zum Beispiel den Vortrag im Historischen Museum über mittelalterliche Schwangerschaftsverhütung mit anschließender Schwangerschaftsberatung.
Keulers Witz ist geschärft, kommt schräg daher, ist aber immer irgendwie liebenswürdig, nie verletzend, sodass man sich selbst immer wieder angesprochen fühlt, weil man auch Betroffener sein könnte. Brillant ist auch sein Ausflug in die Haustechnik, wo ein riesiger Flachbildschirm als „Schaltzentrale der Küche“die Küche der Zukunft markiert, und die viel beschworene Digitalisierung des Alltags darstellt. Allerdings wird dort das Abkochen eines Topfes Wasser zum digitalen Alptraum. Der überforderte und entnervte Besitzer droht dem Herd am Ende mit dem Schraubenschlüssel.
Zum Schluss ein Witz
Ein Markenzeichen Uli Keulers ist sein Standard-Witz am Schluss, den das Publikum kennt, aber unbedingt hören will: Geht ein Mann durch den Wald. Plötzlich springt einer mit einer Pistole vor ihn hin und ruft: „Geld oder Leben!“Jetzt hat der kein Geld dabei. Sagt der andere: „Na gut, dann gib mir deine Armbanduhr!“Hat der auch nicht. Da springt ihm der mit der Pistole auf den Rücken und schreit: „Dann trag mich halt ein Stück!“Das ist alles.
Nun erzählt Keuler den Witz immer wieder aufs Neue, ändert ab, bis eine neue Pointe entsteht: Der Bedrohte zieht 1000 Euro aus der Tasche, worauf der andere sich ärgert: „Scheiße, jetzt muss ich selber laufen.“Keulers Fangemeinde ist begeistert, geht von Beginn an mit und spendet dem Altmeister des schwäbischen Kabaretts lang anhaltenden Applaus.