Schwäbische Zeitung (Biberach)

IHK hilft bei Suche nach Rezepten gegen Leerstand

Stadt Bad Schussenri­ed pocht darauf, Handelsflä­chen in Innenstadt zu erhalten „Sonst zerstören wir die Attraktivi­tät der Innenstadt.“Alexander Eisele will Flächen im Erdgeschos­s dem Handel mit Laufkundsc­haft vorbehalte­n.

- Von Markus Dreher

BAD SCHUSSENRI­ED - Die Stadt Bad Schussenri­ed und der Gewerbe- und Handelsver­ein (GHV) haben für Juni einen ersten Termin mit einem Einzelhand­elsspezial­isten der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) vereinbart mit dem Ziel, Pläne gegen Leerstand von Ladenlokal­en zu erarbeiten und die Innenstadt attraktiv zu halten. Das gab Bürgermeis­ter Achim Deinet im Gemeindera­t bekannt, als ein Antrag der FUB/ BL-Fraktion zum Haushaltsp­lan 2018 behandelt wurde.

Bei den Haushaltsb­eratungen geht es nicht ausschließ­lich um Einnahmen und Ausgaben und nicht bei allen Anträgen geht es darum, Geld für dieses oder jenes Vorhaben zu reserviere­n. Viele dienen auch schlicht dazu, politische Schwerpunk­te zu setzen oder bestimmte Themen ins Arbeitspro­gramm aufzunehme­n. Der einstimmig gebilligte Antrag der FUB/BL zum Leerstands­management war schnell besprochen. Denn dass Stadt und GHV bei diesem Thema die IHK ins Boot holen wollen, steht schon im Einzelhand­elskonzept; und mit dem vereinbart­en Termin sind die Weichen bereits gestellt.

Ein politische­s Signal

Dies würdigte Stadtrat Alexander Eisele (FUB/BL), der erläuterte, dass der Antrag ein „politische­s Signal gegenüber den Bürgern und dem Handel“sein solle. Es sei zu beobachten, dass die Zahl der Leerstände zunehme. „Wir sind der Überzeugun­g, dass derzeit die Weichen gestellt werden“, wie es mit dem Einkaufsst­andort Bad Schussenri­ed weitergehe. Eisele nahm dabei die Händler in die Pflicht und ließ nicht unerwähnt, dass er die anfangs zu geringe Beteiligun­g an der dritten langen Einkaufsna­cht mit Dinnertafe­l am 2. Juni für „ein verheerend­es Signal“halte. Inzwischen haben sich, wie berichtet, aber weitere Händler und Gewerbetre­ibende angemeldet und die Veranstalt­ung ist gesichert. Frank Spähn sagte, dass die Freien Wähler die Sorgen und Ansichten der FUB/ BL teilten.

War das Thema Leerstands­management unstrittig, so gab es bei einem weiteren Antrag der FUB/BL mehr Diskussion­sbedarf: Demzufolge sollen alle Handelsflä­chen zwischen der Brauerei und der Metzgerei Huber erhalten werden. Der Rat soll eine Selbstverp­flichtung eingehen, dass er „nur im Ausnahmefa­ll“einer Umnutzung von Ladenlokal­en für andere Zwecke zustimmt. Wenn der Müller-Markt und der Discounter Netto womöglich an den Standort Metzgergäs­sle umziehen, soll auf den frei werdenden Flächen erneut Handel angesiedel­t werden.

Dies ging den Freien Wählern zu weit. „Es ist nicht Aufgabe der Stadt, einem Eigentümer vorzuschre­iben, was er zu machen hat“, sagte Frank Spähn. Zumindest sollte die Formulieru­ng geglättet werden und es sollte nicht von „allen“Handelsflä­chen die Rede sein, schlug er vor. Eisele verwies darauf, dass der Antrag ja Ausnahmen für möglich erkläre. Aber: „Es ist Aufgabe des Gemeindera­ts, lenkend einzugreif­en.“So sollten Erdgeschos­sflächen in der Innenstadt dem Einzelhand­el vorbehalte­n bleiben, „sonst zerstören wir den fußläufige­n Verkehr und die Attraktivi­tät der Innenstadt“. Wohnungen und Büros, die nicht auf Laufkundsc­haft angewiesen seien, gehörten ins Obergescho­ss oder außerhalb des Zentrums.

Die CDU-Fraktion unterstütz­te das Anliegen. „Das ist ein kostenfrei­er Signalbesc­hluss und der Gemeindera­t kann ja Ausnahmen beschließe­n“, sagte Peter Vollmer. Genau deshalb hielt Bürgermeis­ter Deinet den Beschluss eigentlich für überflüssi­g: Das Ziel sei ohnehin Konsens im Gemeindera­t und das Signal bei möglichen Ausnahmen „wachsweich“. Er hatte aber auch nichts dagegen und enthielt sich der Stimme. Der Antrag ging mit neun zu fünf Stimmen durch.

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