Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wahre Liebe wäscht – und wischt
Rituale mögen langweilig sein, aber sie lohnen sich. Ein gut erzogener, verantwortungsvoller 80-Jähriger hat im Leben bereits 30 000 Mal die Zähne geputzt, spart damit einen Berg an Implantatskosten und hat mit seinem strahlend weißen Lächeln weiter beste Chancen auf den Ü30-Parties im Bäumle in Tettnang. Man muss für Abwechslung sorgen, etwa morgens mit Aral putzen, abends mit Texaco, falls Aronal und Elmex nicht zur Hand sind. Oder beim Kreisen die Waden dehnen wie Lothar Matthäus.
Seltsamerweise legen nicht alle Männer Wert auf so viel Hygiene, wie Heidelberger Psychologie-Studenten beim Studium öffentlicher Toiletten herausfanden. Elf Prozent – und nur drei Prozent der Frauen – sparen sich angeblich nach dem Klogang das Händewaschen, außerdem nimmt jeder Zweite keine Seife. Bei Fußballfans ist es, glauben Sie dem Sportreporter, noch seltsamer. Gefühlte 90 Prozent der Anhänger verzichten nach der Pinkelpause auf Wasser, vermutlich, um ja keinen Fehlpass oder Videobeweis zu verpassen. Oder weil sie wissen: Lohnt sich nicht, in zehn Minuten, nach meinem elften Bier, muss ich sowieso wieder hierher.
Nur acht Prozent aller Menschen reinigen ihre Hände so, wie es die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt: 20 Sekunden mit Wasser und Seife, nicht nur Handflächen, auch Fingerzwischenräume. Wie man gesünder lebt? Einfach achtsam sein, alle Dinge des Lebens mit Spaß, Genuss und Liebe tun. Der Reporter etwa hat sich am Valentinstag beim Einzelhändler seines Vertrauens wie stets eine Jahrespackung Klopapier mit Liebessymbolen gekauft. Echte Männer wischen von Herzen gern. (zak)
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