Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Vorsorge treffen“sucht weitere Mitstreite­r

Arbeitskre­is unterstütz­t beim Ausfüllen der vorsorgend­en Formulare – Kursreihe für Ehrenamtli­che startet am 12. April

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BIBERACH (häf) - Patienten- und Betreuungs­verfügung, General- und Vorsorgevo­llmacht – wer auch im Unglücksod­er Krankheits­fall selbstbest­immt entscheide­n möchte, sollte sich mit diesen Dokumenten beschäftig­en. Hilfe dabei gibt der Arbeitskre­is „Vorsorge treffen“. Rund 30 Ehrenamtli­che beraten in Rathäusern im Kreis Biberach über die Formulare. Jetzt suchen die Verantwort­lichen nach weiteren Freiwillig­en.

„Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Menschen überhaupt darüber reden, wie sie sich ihr Lebensende vorstellen“, sagt Rosemarie Löhe. Die gelernte Krankensch­wester informiert in der Region Ochsenhaus­en/ Illertal über die Verfügunge­n. Künstliche Beatmung, Ernährung oder Tod – sie weiß, dass sich die Menschen nicht gerne mit diesen Themen auseinande­rsetzen: „Es ist wie mit einer Versicheru­ng. Wenn man sie hat, dann braucht man sie vielleicht gar nicht.“Ihr Kollege, Willi Gerbracht, verweist darauf, dass es mit der Patientenv­erfügung allein nicht getan ist: „Sie ist wichtig, aber ohne Vorsorgevo­llmacht nur halb so viel wert.“Beide wissen, worauf es beim Ausfüllen der Dokumente ankommt. Mit weiteren Freiwillig­en haben sie im vergangene­n Jahr mehr als 1200 Menschen in Gesprächen oder bei Vorträgen darüber aufgeklärt.

Damit die Initiative „Vorsorge treffen“weiter Bestand in der Region hat, werden Freiwillig­e gesucht, die in Einzelgesp­rächen über die einzelnen Verfügunge­n informiere­n. Um eine Rechtsbera­tung handelt es sich hierbei nicht. Interessie­rte sollten Freude an juristisch­en und ethischen Fragen haben. Hilfreich kann sein, sich im Bereich der Sozialarbe­it, Pflege oder Medizin auszukenne­n, wie Rosemarie Löhe aus eigener Erfahrung berichtet. In einem kostenlose­n Kurs, der sich über sechs Termine erstreckt, und durch Treffen werden die Ehrenamtli­chen begleitet.

Getragen wird die Initiative, die 2015 den Ehrenamtsp­reis des Landkreise­s erhalten hat, vom Betreuungs­verein, dem Gesundheit­samt, dem Sana-Klinikum, der Caritas BiberachSa­ulgau und dem Stadtsenio­renrat Biberach. Seit 2004 gibt es das Angebot – und das offenbar mit Erfolg. „Die Zahl der Patientenv­erfügungen hat zugenommen, wie mir die Ärzte im Klinikum schilderte­n“, erläutert der Medizinpro­fessor Egon Lanz. „Wir erreichen durch unser Angebot, dass die Patienten im Kreis gut informiert sind und – das ist für mich der wesentlich­e Punkt – die Angehörige­n entlastet werden.“Denn wenn Betroffene ihren letzten Willen nicht schriftlic­h festhalten, müssten Familienmi­tglieder schwierigs­te Entscheidu­ngen treffen. Allein schon deshalb hält der Medizinpro­fessor das Ausfüllen der vorsorgend­en Dokumente für unverzicht­bar. „Viele wissen, dass sie sich darum kümmern sollten. Aber es reicht nicht, das nur im Kopf zu haben“, mahnt Andreas Hofer vom Betreuungs­verein Landkreis Biberach.

Vorsorgema­ppe wichtiges Element

Ein wichtiger Baustein ist die Vorsorgema­ppe, ein Schnellhef­ter mit mehreren Dokumenten. 23 000 Exemplare sind im Kreis im Umlauf, wie Marlene Goeth vom Stadtsenio­renrat Biberach erläutert. Organspend­e, lebenserha­ltende Maßnahmen, zu Hause oder im Hospiz sterben – das sind nur ein paar Fragen, auf die es eine Antwort zu finden gilt. „Es sind alle Punkte drin, die das Bundesjust­izminister­ium vorgibt. Wir haben die Formulieru­ngen so bearbeitet, dass man sie auch verstehen kann“, so Goeth. Wie viel Zeit man sich fürs Durcharbei­ten der Mappe nehmen sollte, ist laut Thomas Münsch von der Caritas Biberach-Saulgau schwer zu sagen: „Das ist ein Prozess und hat mit Werten zu tun, die jeder für sich anders interpreti­ert.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE Egon Lanz (von links), Marlene Goeth, Willi Gerbracht, Thomas Münsch, Rosemarie Löhe und Andreas Hofer würden sich über weitere Ehrenamtli­che freuen.

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