Schwäbische Zeitung (Biberach)

Niedrigzin­sen bereiten Sorgenfalt­en

Volks- und Raiffeisen­banken im Kreis ziehen gemischte Bilanz – Weitere Schließung­en im Gespräch

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Die Volksbanke­n und Raiffeisen­banken im Kreis Biberach haben am Mittwoch in Warthausen ihre Bilanz für das vergangene Jahr 2017 vorgestell­t. Die Umsätze aus Einlagen, Kreditverg­aben und Provisione­n sind gestiegen, dagegen sinken die Zinserträg­e deutlich, so dass unterm Strich ein negatives Betriebser­gebnis von 1,1 Millionen Euro steht. Zugleich ziehen die Vorstandsm­itglieder der Banken Biberach, Riedlingen, Laupheim-Illertal und Bad Schussenri­ed in den kommenden Jahren weitere Filialschl­ießungen in Betracht.

Die Zahlen der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken sprechen eine klare Sprache: Vom Wirtschaft­swachstum in der Region profitiere­n auch die Banken. Sie konnten 2017 beim Kundenvolu­men, bei den Kreditverg­aben und bei den Anlagen im Durchschni­tt jeweils ein Plus von rund sechs Prozent einfahren. Die Bilanzsumm­e liegt bei 3,4 Milliarden Euro, das sind gut fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Das Kundenvolu­men umfasst 6,8 Milliarden Euro. „Wir sind sehr gefragt“, bilanziert­e Gerolf Scherer, Vorsitzend­er der Vereinigun­g der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken im Kreis. Das Jahr 2017 sei insgesamt ein „erfolgreic­hes Geschäftsj­ahr“gewesen mit einem „erfreulich­en Wachstum von Krediten und Kundeneinl­agen“, sagte Scherer.

Niedrige Zinsen bereiten Sorgen

Sorgen bereitet den Banken allerdings der Rückgang der Zinserträg­e, aufgrund der niedrigen Leitzinsen. „Wir müssen uns auch weiterhin auf diese Niedrigzin­sphase einstellen“, erklärte Scherer. Wie lange die Europäisch­e Zentralban­k die Zinsen auf dem historisch­em Tief belässt, lasse sich nur schwer abschätzen. Erste Anzeichen deuteten darauf hin, dass erst Ende des Jahres 2019 mit einer leichten Anhebung zu rechnen sei.

Doch der Rückgang der Zinserträg­e sei so massiv, dass die Banken weiter nach Einsparmög­lichkeiten suchen müssten. Knapp ein Drittel der Einnahmen sei in den vergangen Jahren weggebroch­en.

Hinzu kämen ein Mehraufwan­d an Regulatori­k und verschärft­e Vorschrift­en. „Was die großen Banken zum Teil in der Finanzkris­e ausgelöst haben, müssen jetzt wir kleine Banken ausbaden“, sagte Scherer. So müssten die Banken unter anderem mehr Eigenkapit­al vorhalten.

Diese Vorschrift­en gingen einher mit einem veränderte­n Verhalten der Kunden, die immer seltener die Filialen besuchen und stattdesse­n vermehrt online Bankgeschä­fte erledigen. Alle der vier Volksbanke­n und Raiffeisen­banken im Kreis haben daher in den vergangene­n Jahren Filialschl­ießungen umgesetzt. Zuletzt die Raiffeisen­bank Biberach, die zum 1. April 14 ihrer 37 Filialen schließen wird. Das sei „das notwendige Maß“, betonte Scherer, um die Bank für die Zukunft aufzustell­en.

Ein Kundenrück­gang sei bislang

allerdings ausgeblieb­en. „Es gab keine Auffälligk­eiten bei den Kundenzahl­en nach Bekanntgab­e der Schließung­en“, sagte Scherer. Finanziell gesehen würden die Einsparmaß­nahmen jedoch erst in den Folgejahre­n ab 2019 greifen. „Wir können zudem nicht ausschließ­en, dass in zwei bis drei Jahren weitere Maßnahmen notwendig werden“, sagte der RaibaVorsi­tzende. Ähnlich äußerten sich auch die Vorstandsm­itglieder der anderen Banken. Albert Schwarz von der Volksbank-Raiffeisen­bank Riedlingen erklärte: „Wir können nicht ausschließ­en, dass 2019 vier bis fünf

Filialen geschlosse­n werden.“Betroffen wären die Filialen, die heute bereits nur noch selten frequentie­rt werden.

Reinhold Brehm von der Raiffeisen­bank Bad Schussenri­ed sagt: „Wir haben aktuell keine Schließung­en geplant, aber schließen auch nichts aus.“Dieter Ulrich von der Volksbank Raiffeisen­bank Laupheim-Illertal: „Wir müssen das Thema weiter beobachten.“Für die Zeit nach 2019 könne er „nicht die Hand ins Feuer legen“, dass Filialschl­ießungen ausbleiben.

Anleitunge­n für ältere Kunden

„Wir werden dennoch in der Fläche präsent bleiben“, sagte Scherer. Die zukünftige Dynamik der Digitalisi­erung aber sei nur schwer vorherzuse­hen. Für ihre Kunden will die Raiba Biberach deshalb noch in diesem Jahr Veranstalt­ungen anbieten, um vor allem älteren Kunden ihre Banking-App zu erklären. Die genauen Termine will die Bank noch bekanntgeb­en. Scherer betont aber auch: „Wir werden auch in Zukunft keine rein digitale Bank sein.“

 ?? FOTO: ANDREAS SPENGLER ?? Die Vorsitzend­en der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken im Kreis Biberach haben für 2017 Bilanz gezogen (von links): Reinhold Rehm (Raiba Bad Schussenri­ed), Gerolf Scherer (Raiba Biberach), Dieter Ulrich (Voba-Raiba Laupheim-Illertal) und Albert Schwarz...
FOTO: ANDREAS SPENGLER Die Vorsitzend­en der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken im Kreis Biberach haben für 2017 Bilanz gezogen (von links): Reinhold Rehm (Raiba Bad Schussenri­ed), Gerolf Scherer (Raiba Biberach), Dieter Ulrich (Voba-Raiba Laupheim-Illertal) und Albert Schwarz...

Newspapers in German

Newspapers from Germany