Schwäbische Zeitung (Biberach)
Niedrigzinsen bereiten Sorgenfalten
Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis ziehen gemischte Bilanz – Weitere Schließungen im Gespräch
WARTHAUSEN - Die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreis Biberach haben am Mittwoch in Warthausen ihre Bilanz für das vergangene Jahr 2017 vorgestellt. Die Umsätze aus Einlagen, Kreditvergaben und Provisionen sind gestiegen, dagegen sinken die Zinserträge deutlich, so dass unterm Strich ein negatives Betriebsergebnis von 1,1 Millionen Euro steht. Zugleich ziehen die Vorstandsmitglieder der Banken Biberach, Riedlingen, Laupheim-Illertal und Bad Schussenried in den kommenden Jahren weitere Filialschließungen in Betracht.
Die Zahlen der Volksbanken und Raiffeisenbanken sprechen eine klare Sprache: Vom Wirtschaftswachstum in der Region profitieren auch die Banken. Sie konnten 2017 beim Kundenvolumen, bei den Kreditvergaben und bei den Anlagen im Durchschnitt jeweils ein Plus von rund sechs Prozent einfahren. Die Bilanzsumme liegt bei 3,4 Milliarden Euro, das sind gut fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Das Kundenvolumen umfasst 6,8 Milliarden Euro. „Wir sind sehr gefragt“, bilanzierte Gerolf Scherer, Vorsitzender der Vereinigung der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreis. Das Jahr 2017 sei insgesamt ein „erfolgreiches Geschäftsjahr“gewesen mit einem „erfreulichen Wachstum von Krediten und Kundeneinlagen“, sagte Scherer.
Niedrige Zinsen bereiten Sorgen
Sorgen bereitet den Banken allerdings der Rückgang der Zinserträge, aufgrund der niedrigen Leitzinsen. „Wir müssen uns auch weiterhin auf diese Niedrigzinsphase einstellen“, erklärte Scherer. Wie lange die Europäische Zentralbank die Zinsen auf dem historischem Tief belässt, lasse sich nur schwer abschätzen. Erste Anzeichen deuteten darauf hin, dass erst Ende des Jahres 2019 mit einer leichten Anhebung zu rechnen sei.
Doch der Rückgang der Zinserträge sei so massiv, dass die Banken weiter nach Einsparmöglichkeiten suchen müssten. Knapp ein Drittel der Einnahmen sei in den vergangen Jahren weggebrochen.
Hinzu kämen ein Mehraufwand an Regulatorik und verschärfte Vorschriften. „Was die großen Banken zum Teil in der Finanzkrise ausgelöst haben, müssen jetzt wir kleine Banken ausbaden“, sagte Scherer. So müssten die Banken unter anderem mehr Eigenkapital vorhalten.
Diese Vorschriften gingen einher mit einem veränderten Verhalten der Kunden, die immer seltener die Filialen besuchen und stattdessen vermehrt online Bankgeschäfte erledigen. Alle der vier Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreis haben daher in den vergangenen Jahren Filialschließungen umgesetzt. Zuletzt die Raiffeisenbank Biberach, die zum 1. April 14 ihrer 37 Filialen schließen wird. Das sei „das notwendige Maß“, betonte Scherer, um die Bank für die Zukunft aufzustellen.
Ein Kundenrückgang sei bislang
allerdings ausgeblieben. „Es gab keine Auffälligkeiten bei den Kundenzahlen nach Bekanntgabe der Schließungen“, sagte Scherer. Finanziell gesehen würden die Einsparmaßnahmen jedoch erst in den Folgejahren ab 2019 greifen. „Wir können zudem nicht ausschließen, dass in zwei bis drei Jahren weitere Maßnahmen notwendig werden“, sagte der RaibaVorsitzende. Ähnlich äußerten sich auch die Vorstandsmitglieder der anderen Banken. Albert Schwarz von der Volksbank-Raiffeisenbank Riedlingen erklärte: „Wir können nicht ausschließen, dass 2019 vier bis fünf
Filialen geschlossen werden.“Betroffen wären die Filialen, die heute bereits nur noch selten frequentiert werden.
Reinhold Brehm von der Raiffeisenbank Bad Schussenried sagt: „Wir haben aktuell keine Schließungen geplant, aber schließen auch nichts aus.“Dieter Ulrich von der Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal: „Wir müssen das Thema weiter beobachten.“Für die Zeit nach 2019 könne er „nicht die Hand ins Feuer legen“, dass Filialschließungen ausbleiben.
Anleitungen für ältere Kunden
„Wir werden dennoch in der Fläche präsent bleiben“, sagte Scherer. Die zukünftige Dynamik der Digitalisierung aber sei nur schwer vorherzusehen. Für ihre Kunden will die Raiba Biberach deshalb noch in diesem Jahr Veranstaltungen anbieten, um vor allem älteren Kunden ihre Banking-App zu erklären. Die genauen Termine will die Bank noch bekanntgeben. Scherer betont aber auch: „Wir werden auch in Zukunft keine rein digitale Bank sein.“