Schwäbische Zeitung (Biberach)
Joseph Mujuni würde gerne länger bleiben
Der 46-jährige katholische Priester aus Uganda hilft seit Anfang März in Biberach aus
BIBERACH - Er ist das neue Gesicht in der katholischen Seelsorgeeinheit Biberach-Stadt. Rechtzeitig zu Ostern hat Pfarrvikar Jospeh Mujuni seinen Dienst angetreten. Der 46jährige Priester aus Uganda soll nach dem Weggang von Pfarrer Kaspar Baumgärtner vorübergehend für Entlastung sorgen. Mujuni könnte sich aber auch vorstellen, länger in Biberach zu bleiben.
Geboren wurde Joseph Mujuni 1971 als zweitjüngstes von acht Kindern in der Nähe der Stadt Fort Portal im Westen Ugandas. Seinen Vater hat er nie wirklich kennengelernt. Er wurde gut ein Jahr nach seiner Geburt ermordet. Er fiel der Gewaltherrschaft des ugandischen Diktators Idi Amin zum Opfer. Die Mutter, die katholisch und sehr gläubig war, zog ihre Kinder fortan allein groß. „Ihr war wichtig, dass wir alle eine Ausbildung abschließen“, sagt Joseph Mujuni. Das habe sie auch geschafft und den Kindern vermittelt, mit dem zufrieden zu sein, was man habe und auch dann zu teilen, wenn man nicht so viel habe. „Unsere Mutter war der Mittelpunkt der Familie“, so Mujuni. Ihr Tod im vergangenen Sommer habe alle sehr getroffen. „Wir vermissen sie sehr.“
Nach dem Besuch einer kirchlichen Grundschule in Uganda ging es für Joseph Mujuni weiter ins Knabenseminar, danach auf eine Priesterschule. Dort studierte er drei Jahre lang Philosophie und legte danach seine Prüfungen sowohl an der Priesterschule als auch an der nationalen Universität ab. In der Folgezeit am Priesterseminar unterrichtete er ein Jahr lang Religion, kümmerte sich um kirchliche Jugendarbeit und half in der Verwaltung seiner Heimatdiözese in Uganda mit.
Wollte erst nicht nach Europa
In dieser Zeit habe ihn der Bischof zu sich gerufen und ihm gesagt, dass er ihn gerne zur Weiterbildung nach Europa schicken wolle. „Ich habe erst einmal Nein gesagt, weil die Verbundenheit zu meiner Familie so stark war und ich nicht wegwollte“, erzählt Mujuni, der damals Mitte 20 war. Ein Freund, dem er davon erzählte, habe ihn ausgelacht. „So viele andere wären froh über diese Chance und du lehnst das ab? Geh’ zum Bischof und sag’ ihm, dass du nach Europa willst“, habe er ihm geraten.
Gesagt, getan – wenige Wochen später, es war Anfang Juni 1997, saß Joseph Mujuni im Flieger nach Innsbruck. „Ich hatte Angst, konnte kein Deutsch und im Flieger habe ich zum ersten Mal Wasser mit Kohlensäure getrunken und musste es fast wieder ausspucken. Das kannte ich bis dahin nicht“, erzählt er. In Innsbruck war er morgens im Haus der Jesuiten, nachmittags an der Uni, um Theologie zu studieren. Hartnäckig lernte Joseph Mujuni Deutsch. „Ich habe in den Vorlesungen zunächst kein Wort verstanden. Deshalb habe ich alles aufgenommen und daheim mit dem Wörterbuch Stück für Stück übersetzt.“Er besteht die ersten Prüfungen und ist fortan hoch motiviert, auch die restlichen Prüfungen auf Deutsch zu schaffen.
2001 wird Joseph Mujuni zum Diakon geweiht, Anfang 2002 macht er seinen Magisterabschluss an der Universität und fliegt zurück nach Uganda, wo er im Dezember 2002 zum Priester geweiht wird. Bis Sommer 2010 ist er dort Priester und betreut zunächst alleine später mit Aushilfspriestern und Katechisten 31 Gemeinden. „Als Pfarrer in Afrika ist man in der Gemeinde für alles verantwortlich“, sagt er. Mit Sport und Musik bringt er Jugendliche mit der Kirche in Berührung, für den eigenen Lebensunterhalt baut er eine kleine Landwirtschaft auf und sorgt für den Bau von Wasserleitungen in die Dörfer.
2010 schickt ihn der Bischof erneut nach Österreich, damit Mujuni dort seinen Doktor in Moraltheologie machen kann. Er promoviert 2014 mit einer Arbeit über HIV/Aids als tödliche Bedrohung der Familien in Uganda. In der Absicht, seine Studien in Tübingen fortzusetzen, wechselt er in die Seelsorgeeinheit Rosenstein (Ostalb). „Ich bin morgens um vier Uhr nach Tübingen an die Uni gefahren und nachmittags war ich wieder zurück zum Dienst in der Gemeinde.“Ein Semester lang macht Mujuni das mit, dann wird es ihm zu viel. „Die Anstrengung war einfach zu groß“, sagt er. Von der Ostalb geht es weiter nach Deißlingen (Kreis Rottweil), von dort weiter nach Nürtingen und jetzt nach Biberach. „Ich war immer dort, wo dringende Not ist, um auf Gemeinden aufzupassen, bis sich ein neuer Priester bewirbt“, sagt er.
Auch aus Biberach kann er deshalb vom Bischof nach einiger Zeit wieder abberufen werden, obwohl Joseph Mujuni die Stadt sehr schön findet. „Ich wurde von Pfarrer Paul Odoeme sehr herzlich begrüßt, alle sind sehr nett zu mir und ich fühle mich gut aufgenommen“, sagt er. Den Bischof habe er gebeten, länger bleiben zu dürfen. „Das entscheidet sich vermutlich im April.“
„Als Pfarrer in Afrika ist man in der Gemeinde für alles verantwortlich.“Pfarrer Jospeh Mujuni
Freude auf das Osterfest
Irgendwann möchte Joseph Mujuni wieder zurück nach Uganda. Zuvor freut er sich aber erst einmal auf das Osterfest in Biberach, auch wenn das einiges an Arbeit für ihn mit sich bringt: „Das ist ein Höhepunkt unseres Glaubens. Wenn man daran denkt, was Jesus für uns aus Liebe auf sich genommen hat, dann bereitet es Freude, mit ihm auf diesem Weg zu gehen.“