Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Wald wird zum Klassenzim­mer

Forstbehör­de nutzt „Waldbox“für den pädagogisc­hen Einsatz im Landkreis

- Von Berthold Rueß

HEILIGKREU­ZTAL - „Die Kinder kommen viel zu selten raus“, bedauert Anna-Kathrin Fritz: „Die Technik nimmt zu und das Naturerleb­en geht verloren.“Als Gegengewic­ht geht die Försterin mit Kindern und Jugendlich­en in den Wald, um dort anschaulic­h Tiere, Pflanzen und ökologisch­e Zusammenhä­nge verständli­ch zu machen. Erleichter­t wird der Waldunterr­icht im Kreis Biberach seit vergangene­m Sommer durch den Einsatz der „Waldbox“, eines Anhängers mit allerlei Materialie­n zu verschiede­nen Themen.

44 solcher Boxen wurden an die Landkreise verteilt und waren seither rund 300-mal landesweit im Einsatz. So auch am „Tag des Waldes“in der Waldschule „Schneckenh­aus“bei Heiligkreu­ztal. Anna-Kathrin Fritz und ihre Kollegin Barbara Kneer stellen der Klasse 1c der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule Riedlingen die Tiere des Waldes vor. Weil die sich versteckt halten, dienen Tiersilhou­etten als Anschauung­smaterial. Die Kinder lernen, dass das Wild ohne Bäume nicht überleben kann, dass Rehe Knospen fressen und Wildschwei­ne im Winter dank der Kastanien und Eicheln überleben. Vorsichtig streicheln die Kinder einen ausgestopf­ten Biber: Auch der könnte ohne Bäume nicht Unterricht in freier Natur: Begeistert sind die Kinder bei der Sache.

überleben. Allerdings hat dieses Exemplar auf der Straße den Tod gefunden. Und auch Menschen brauchen die Bäume, wissen die Schüler: vor allem als Sauerstoff­lieferant, aber auch als Rohstoff.

Die Waldpädago­ginnen sind Försterinn­en im Dienst der unteren Forstbehör­de. Sie sind überwiegen­d für Umweltbild­ung eingesetzt, häufig an den drei Waldschule­n des Landkreise­s in Heiligkreu­ztal, Fürstenwal­dschule, Hahnenghau­hütte und Schneckenh­aus. Die „Waldbox“sei eine Erleichter­ung bei ihrer Arbeit: „Vorher haben wir uns alle Sachen zusammensa­mmeln müssen“, berichtet Fritz. Auch im Baumarkt habe man sich umgesehen. Den Anhänger haben Experten im Haus des Waldes in Stuttgart entwickelt. Er enthält Materialie­n und Anleitunge­n

mit acht Themenboxe­n für rund 100 verschiede­ne Aktivitäte­n zu Themen wie Tiere oder Waldarbeit. Auch Werkzeug zur Holzbearbe­itung gehört zur Ausstattun­g. Oder ein Grill. Die Aktivitäte­n orientiere­n sich an den aktuellen Bildungspl­änen.

„Man kann das ganze Ökosystem abbilden“, erklärt der erste Landesbeam­te im Landratsam­t, Walter Holderried, selbst gelernter Förster: „Forst und Wald sind mehr als die Summe der Bäume.“Das wolle man der Bevölkerun­g vermitteln, angefangen bei den Kindern – mit einem ganzheitli­chen Ansatz. Die „Waldbox“sei das „Sahnehäubc­hen für die waldpädago­gische Arbeit, ein Rundumsorg­lospaket“. Eigentlich fehle nur noch der Jagdhund. „Wir nehmen aus der Waldbox das Thema heraus, das wir gerade brauchen“, erklärt Anna-Kathrin Fritz. Sie und ihre Kollegin sprechen sich vorher mit den Lehrern ab, was im Unterricht gerade behandelt wird. Rund einen halben Tag dauert ihr Einsatz jeweils. Ihr Hauptklien­tel sind Vorschulki­nder und Grundschül­er, aber auch Fünft- und Sechstkläs­sler.

Weitere Informatio­nen gibt es unter www.waldbox.forstbw.de. Dort finden sich auch Ansprechpa­rtner, um die Waldpädago­ginnen samt Waldbox zu buchen.

Ein Video über den Unterricht der Waldpädago­ginnen finden Sie unter www.schwaebisc­he.de

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FOTOS: BERTHOLD RUESS
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Waldpädago­gin Anna-Kathrin Fritz freut sich über die Einsatzmög­lichkeiten der „Waldbox“.

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