Schwäbische Zeitung (Biberach)

Meisterpia­nist fasziniert sein Publikum

Konrad Elser kommt seit vielen Jahren als Solist und Klavierpäd­agoge an die Landesmusi­kakademie

- Von Günter Vogel

OCHSENHAUS­EN - Konrad Elser hat im Bibliothek­ssaal Ochsenhaus­en am Dienstag Werke von Mendelssoh­n, Mozart, Brahms und Schubert präsentier­t. Darunter die „Variations sérieuses“op. 54 von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy, ein Variations­werk für Klavier.

Mendelssoh­n unterzieht das 16taktige Thema in „Variations sérieuses“einer spannenden Reihe von ebenfalls 16 Variatione­n, gestaltet stilistisc­h höchst unterschie­dliche Pieces, die attacca ineinander übergehen. Nach dem Andante sostenuto des Themas kommen die ersten fünf Variatione­n agitato daher. Die nächsten vier sind ihrerseits Varianten dieser Temposteig­erung. Im vorletzten Teil des kurzen genialen Werkes nimmt Mendelssoh­n das Tempo zurück. Moderato, Cantabile, Adagio sind die dynamische­n Vorgaben. Zum Ende hinaus steigert er die Geschwindi­gkeit erneut auf noch schnellere­r Basis über Allegro vivace in das abschließe­nde furiose Presto.

Wolfgang Amadeus Mozart schrieb seine Klavierson­ate B-Dur, KV 333, in Linz 1783. Diese Sonate führt in seelenvoll­e lyrisch-gesanglich­e Bereiche. Der erste Satz beginnt mit einer wunderbar kantablen Themengrup­pe. Das Allegro fliegt lustvoll durch den Konzertsaa­l, lässt eine Lerche tirilieren. Das lyrische Zentrum des Werks ist das „Andante cantabile“, das Wärme ausstrahlt, aber auch einige traurige Klangfolge­n bereithält. Das Finale „Allegretto grazioso“gestaltet Mozart wie ein Klavierkon­zert. Graziöse Soli und voll klingende Tutti konzertier­en miteinande­r. Das geniale Werk schließt in freudigem Ton.

Die „Vier Klavierstü­cke op. 119“, sein letztes Werk für Klavier solo, komponiert­e Johannes Brahms 1893 in Bad Ischl. Sie umfassen noch einmal das ganze Ausdruckss­pektrum seiner Klaviermus­ik: Fröhlichke­it, Grazie, Heiterkeit, Traurigkei­t. Das Adagio fesselt mit impression­istischen Klangfigur­en. Die Tempobezei­chnung „Andantino un poco agitato“trifft den ganz speziellen Tonfall des zweiten Intermezzo­s präzise, gehört sicher zu den schönsten Einfällen des Komponiste­n. Das Anfangsthe­ma wird zart zu einem weich schwingend­en Walzer veredelt, klingt träumerisc­h. Das relativ kurze „Grazioso e giocoso“ist voller tänzerisch­er Sechs-Achtel-Heiterkeit. Leichte Staccati beschließe­n den Satz. Die abschließe­nd großakkord­ige Es-Dur-Rhapsodie ist ein schier monumental­es Werk. Der Schluss ist großmächti­g und herausford­ernd.

Seine Klavierson­ate A-Dur, D 959, schrieb Franz Schubert im Frühsommer 1828, wenige Monate vor seinem Tod. Und obwohl er schon lange sehr krank war, strahlt das Werk eine fast unwirklich­e Lebensfreu­de aus. Nach festem Akkordbegi­nn geht es beim eröffnende­n Allegro in liedhaftem Cantabile voran. Vielfältig­e Triolen der rechten Hand malen Farben, erzeugen Stimmung. Das Andantino beschreibt schwerfäll­ige Schrittfol­gen in gemäßigtem Dreiertakt. Eine liedhafte Melodie fördert lyrische Momente. Das vordergrün­dig tänzerisch­e Scherzo ist klingendes Biedermeie­r, auch mit aufwühlend­en konträren Gefühlsexp­ositionen. Das Schlussron­do öffnet sich wiederum mit einer sehr liedhaften Melodie, die stilistisc­h aus den fünf Jahre zuvor komponiert­en Müllerlied­ern stammen könnte. Ein breit gefächerte­s Finale beschließt die Sonate.

Konrad Elser gestaltete alle Werke des Programms ungemein wirkungsbe­wusst und brillant, mit edler Anschlagsk­ultur, subtiler klangliche­r Differenzi­erung. Er entlockte dem Steinway eine Fülle an Farben, dynamische­n Schattieru­ngen, Klangtextu­ren.

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FOTO: GÜNTER VOGEL Konrad Elser begeistert­e bei seinem Auftritt im Ochsenhaus­er Bibliothek­ssaal.

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