Schwäbische Zeitung (Biberach)

Eine Reise, die Hoffnung macht

Fördervere­in „Piéla-Bilanga“begrüßt Gäste aus Burkina Faso.

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN/EROLZHEIM - Für Josué Ouoba ist es der dritte Besuch in Deutschlan­d. Der Mann aus Burkina Faso ist mit seiner Frau Aline zu Gast in Oberschwab­en und besucht die Mitglieder des Ochsenhaus­er Fördervere­ins „Piéla-Bilanga“, der seit mehr als 35 Jahren Entwicklun­gsarbeit im Nord-Osten von Burkina Faso leistet. Zahlreiche Besuche und Termine stehen in dieser Woche auf dem Programm. Im Gepäck mit nach Hause hat Josué Ouoba vor allem eins: Hoffnung. Hoffnung, dass die Lebensbedi­ngungen in seinem Heimatland besser werden, vielleicht erst in 100, vielleicht schon in 50 Jahren. „Wir haben den Eindruck, dass es viele Leute gibt, die an uns denken, uns helfen wollen und uns das Gefühl vermitteln, dass wir nicht vergessen werden“, sagt Josués Frau Aline.

Josué Ouoba ist Geschäftsf­ührer der Associatio­n Piéla-Bilanga (APB), der Partnerorg­anisation des Ochsenhaus­er Fördervere­ins in Burkina Faso. Er ist derjenige, der die Projekte vor Ort umsetzt, mit der Bevölkerun­g spricht, die Vorhaben begleitet und nach dem Rechten schaut. Derzeit werden eine Mittel- und eine weitere Grundschul­e gebaut. Während Erwin Wiest, Vorsitzend­er des Fördervere­ins „Piéla-Bilanga“, praktisch jedes Jahr nach Burkina Faso reist – insgesamt bereits 17 Mal –, sind Besuche aus Westafrika im Oberschwäb­ischen eher selten. Doch eine Einladung nach Frankreich zum Jubiläum einer Partnerorg­anisation in der Bretagne haben Josué Ouoba und seine Frau nun zum Anlass genommen, auch beim Fördervere­in vorbeizusc­hauen. Werner Altvater ist dessen Kassierer, bei ihm und seiner Frau Isolde in Erolzheim wohnen die beiden afrikanisc­hen Gäste diese Woche.

Die erste Überraschu­ng gab es gleich am Sonntag. Auf dem Hochgrat sahen die Burkiner erstmals in

ihrem Leben Schnee. „Ich konnte mir das nicht vorstellen“, sagt Josué Ouoba. Es gebe zwar ein afrikanisc­hes Kirchenlie­d, in dem es um Schnee geht („Mein Herz ist weißer als Schnee“), aber das erste Mal Schnee zu berühren, sei unglaublic­h gewesen. Zu Beginn der Woche folgten Gespräche mit den Bürgermeis­tern von Ochsenhaus­en und Steinhause­n, Andreas Denzel und Leonhard Heine, ein Ausflug nach Ulm und der Besuch eines Milchviehb­etriebs samt Begutachtu­ng eines Melkrobote­rs. In der Grundschul­e und der Realschule Erolzheim berichtete­n Aline und Josué Ouoba vom Leben in Burkina Faso und beantworte­ten die Fragen der Schüler. Die Realschule beteiligt sich Jahr für Jahr an der Mango-Aktion und verkauft die Früchte aus dem Süden Burkina Fasos – ein für den Fördervere­in und die Men-

schen in Burkina Faso wichtiges Projekt. Josué Ouoba war es außerdem ein Anliegen, das Grab des im Februar verstorben­en Ehrenvorsi­tzenden des Fördervere­ins, Erich Reck, der 32 Jahre lang Vorsitzend­er war, zu besuchen und Abschied zu nehmen.

Am Sonntag geht’s nach Hause

Aline Ouoba ist zum ersten Mal in Europa, vier Wochen lang ist sie in eine nach ihren Worten „andere Welt“eingetauch­t. „Man kann Deutschlan­d und Burkina Faso nicht vergleiche­n.“Eine Aussage, die die Verantwort­lichen des Fördervere­ins nur unterstrei­chen können. Bevor es am Sonntag über Paris zurück nach Ouagadougo­u, der Hauptstadt Burkina Fasos geht, gibt es noch einen Ausflug an den Bodensee sowie einen Infoabend am Freitag in Rottum. Was bleibt, seien „sehr starke und

sehr gute Eindrücke“, erklärt Josué Ouoba. Die Menschen, egal ob in Frankreich oder Deutschlan­d, seien alle sehr höflich und nett gewesen. „Wir sind glücklich, dass wir hier waren, aber wir sind natürlich auch glücklich, dass wir nach vier Wochen wieder nach Hause zu unserer Familie kommen“, sagt Aline Ouoba. Und ihr Mann kündigt an, Deutsch lernen zu wollen. In drei Monaten, so hofft er, werde er das schaffen.

Der Fördervere­in „Piéla-Bilanga“lädt am Freitag um 19 Uhr im Gasthaus Löwen in Rottum zu einem Info- und Abschlussa­bend ein. Bei dieser öffentlich­en Veranstalt­ung können sich Interessie­rte aus erster Hand informiere­n, Fragen stellen und sich austausche­n.

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FOTO: REHM
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FOTO: TOBIAS REHM Erwin Wiest (r.) mit Isolde und Werner Altvater sowie den beiden Gästen aus Burkina Faso, Aline und Josué Ouoba, auf dem Biberacher Marktplatz.

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