Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zehn Jahre „Kinder in Not“

Peter Grundler spricht über zehn Jahre der regionalen Stiftung „Kinder in Not“

- www.kinder-in-not-stiftung.de

BIBERACH (sz) - Die Stiftung „Kinder in Not“feiert in diesem Jahr ihr zehnjährig­es Bestehen. Seit zehn Jahren kümmert sich die Stiftung um die Belange von Kindern und Jugendlich­en in der Region. Es geht darum, in schwierige­n Situatione­n schnell und unkomplizi­ert Hilfe leisten zu können. Tanja Bosch hat mit Gründungsm­itglied Peter Grundler gesprochen.

BIBERACH - Die Stiftung „Kinder in Not“feiert in diesem Jahr ihr zehnjährig­es Bestehen. Seit zehn Jahren kümmert sich die Stiftung um die Belange von Kindern und Jugendlich­en in der Region. Es geht darum, in schwierige­n Situatione­n schnell und unkomplizi­ert Hilfe leisten zu können. Was sich in den vergangene­n zehn Jahren alles getan hat und wie die Zukunft aussieht? Redakteuri­n Tanja Bosch hat mit Peter Grundler, Gründungsm­itglied und Geschäftsf­ührer der Stiftung, gesprochen.

Herr Grundler, wenn Sie heute auf die vergangene­n zehn Jahre zurückblic­ken, was fühlen Sie?

Ich bin dankbar für alles, was wir erreicht haben. Die Stiftung ist sehr sinnvoll und hat sich immer weiterentw­ickelt. Wir haben eigene Projekte ins Leben gerufen, die gut angenommen werden, und wir haben viele Partner, die wir unterstütz­en und die uns unterstütz­en. Was unsere Stiftung ausmacht, ist das große Engagement, das dahinterst­eckt. Wir hatten keine große gestiftete Summe, als wir angefangen haben, das kam alles von den Menschen aus der Region.

Wie haben Sie das geschafft?

Wir haben unser Anliegen in die Fläche getragen, das hat funktionie­rt. Die Menschen haben diese Idee so unterstütz­t und weitergetr­agen. Und plötzlich feierte jemand Geburtstag und wollte statt Geschenke, dass die Stiftung unterstütz­t wird. Diese Solidaritä­t ist wirklich einmalig und toll.

Warum dachten Sie vor zehn Jahren, dass diese Stiftung für die Region nötig ist?

Es gab damals drei Fälle, die Auslöser waren: Es gab einen schweren Verkehrsun­fall auf der B 30, wo drei

Kinder ums Leben gekommen sind. Wir haben die Angehörige­n begleitet. Dann gab es eine Situation mit einer jungen Frau, die ein Frühchen zur Welt brachte, das in Ulm im Krankenhau­s bleiben musste. Die Frau sollte dann täglich mit dem Zug nach Ulm fahren, um eine Verbindung zu ihrem Kind aufzubauen, mit Hartz IV ist die tägliche Hinund Rückfahrt aber nicht bezahlbar. Und dann gab es eine schwangere Frau, die von ihrer Krebserkra­nkung erfuhr. Sie hatte die Wahl zwischen ihrem Kind und einer Chemothera­pie. Sie entschied sich für das Kind und starb kurze Zeit nach der Geburt. In solchen Fällen gilt es schnell Hilfe zu leisten. Sei es mit materielle­r und finanziell­er Unterstütz­ung oder auch mit profession­eller Begleitung. Pater Tönnis und ich sind eines Tages zusammenge­sessen und haben überlegt, wie man diesen Menschen in Not schnell und unbürokrat­isch helfen kann. Wir haben dann entschiede­n, die Stiftung zu gründen.

Was ist das Besondere an der Stiftung?

Wir bestehen aus einem Kuratorium und einem Beirat. In unserem Beirat sind Menschen mit den unterschie­dlichsten Fachkompet­enzen. Das ist unsere Stärke, und ich würde sagen, auch ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Die Stiftung lebt von den Menschen im Beirat. Sie können viele Hilfen in vielen verschiede­nen Bereichen vermitteln. Wir sind zudem super vernetzt und greifen auf bestehende Strukturen zurück.

Wie finden die Betroffene­n den Weg zu Ihnen?

Zu 90 Prozent wenden sich Hilfevermi­ttler an uns, also Beratungss­tellen, Schulen, Kindergärt­en. In den seltensten Fällen kommen die, die die Hilfe benötigen, selbst zu uns. Wir sind angewiesen auf die Menschen, die in ihren Institutio­nen mehr tun als nur ihre Arbeit. Das ist sehr bemerkensw­ert. Wir brauchen genau solche Menschen, die hinsehen und nicht wegschauen.

Haben Sie Zahlen, wie viele Kinder und Jugendlich­e die Hilfe der Stiftung in Anspruch genommen haben?

In den zehn Jahren waren es rund 880 Kinder und Jugendlich­e, die Hilfe in Anspruch genommen haben. Pro Jahr sind das rund 50 bis 60 Kinder und Jugendlich­e. Rund die Hälfte ist zwischen sieben und zwölf Jahre alt. Die häufigsten Gründe, warum Menschen Hilfe benötigen, sind wirtschaft­liche Notlagen, auch wenn das unsere Politik manchmal nicht so wahrhaben will. Wir haben eine Schere, die weit auseinande­rgeht. Für manche Menschen ist es schwierig, wenn eine Notsituati­on eintritt, ihre Grundverso­rgung sicherzust­ellen. Das ist eine bedrohlich­e Lage, die ernstzuneh­men ist. Und das passiert öfter, als manche vielleicht denken, vor allem bei Alleinerzi­ehenden.

Wie sieht die Hilfe konkret aus?

Das ist ganz individuel­l. Die Hilfe kann materiell oder finanziell sein. Wir können helfen bei staatliche­n Stellen anzuklopfe­n, aber wir ersetzen nicht deren Leistung. Oftmals können wir auch an andere Stellen weiterverm­itteln, wir stehen mit Rat und Tat zur Seite und lassen niemanden allein.

Wie viel Geld haben Sie zur Verfügung, um Menschen zu helfen?

Mittlerwei­le hat es sich so eingepende­lt, dass wir im Jahr rund 20 000 Euro an Spenden bekommen. Zur Hälfte fließt das Geld in unsere Projekte wie beispielsw­eise Geschwiste­rzeit und U25, die andere Hälfe geht in die Individual­hilfen. Damit sind wir auch bisher immer gut hingekomme­n.

Was ist dieses Jahr noch geplant?

Im Rahmen der Aktion „Mach dich stark“für benachteil­igte Kinder ist unter anderem geplant, neben den bestehende­n Projekten künftig auch verstärkt das Projekt „Kinderchan­cen“in unserem Einzugsber­eich voranzubri­ngen. Dabei geht es darum, Kinder in ihren Talenten zu fördern. Jedes Kind hat ein Talent, sei es singen, musizieren oder Fußball spielen. Oft können diese Talente im eigenen Elternhaus nicht gefördert werden, da wollen wir dann unterstütz­en. Dafür brauchen wir aber eine gute Vernetzung und Menschen, die uns aufmerksam machen. Das Projekt in die Fläche zu tragen, ist unser nächstes Ziel.

Die regionale Stiftung „Kinder in Not“feiert am Samstag, 21. April, ihr zehnjährig­es Bestehen in der Aula des Bischof-Sproll-Bildungsze­ntrums. Beginn ist um 19 Uhr. Anmelden können sich Interessie­rte unter Telefon 07351/ 5005101. Weitere Infos gibt es auch im Internet unter

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