Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein Sprachrohr für die Senioren

Harald Müller hat den Kreissenio­renrat mit aufgebaut und legt nun Vorsitz in jüngere Hände

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - 30 Prozent der Menschen im Landkreis Biberach sind älter als 60 Jahre. Für ihre Bedürfniss­e und Interessen setzt sich seit sechs Jahren der Kreissenio­renrat Biberach ein. Harald Müller ist ein Mitglied der ersten Stunde und hat den Kreissenio­renrat als Vorsitzend­er mit aufgebaut. Bei der Hauptversa­mmlung am 25. April möchte der 76-jährige Buchauer sein Amt nun in jüngere Hände legen. Davor blickt Müller auf die Herausford­erungen und Erfolge seiner Amtszeit – aber auch auf so manchen Wunsch, der noch offen geblieben ist.

Mit seinen sechs Jahren ist der Kreissenio­renrat im Grunde noch ein junges Gremium, kaum den Kinderschu­hen entwachsen. Eigentlich verwunderl­ich, wenn man bedenkt, dass der Landesseni­orenrat als Dachverban­d bereits 1974 ins Leben gerufen wurde. Tatsächlic­h habe im Landkreis Biberach lange Zeit das Bewusstsei­n für den Bedarf gefehlt, blickt Harald Müller zurück. Erst beim dritten Anlauf wurde der Kreissenio­renrat im Frühjahr 2012 gegründet. „Im Rahmen der demografis­chen Entwicklun­g hat man dann gemerkt, dass der Kreissenio­renrat als politische­s Sprachrohr der Senioren wichtig ist.“

Eigenveran­twortung ermögliche­n

Denn immer mehr ältere Menschen, immer mehr Pflegefäll­e, zugleich der Mangel an Fachkräfte­n in der Pflege und höhere Betreuungs- und Pflegekost­en fordern die Gesellscha­ft auch im Kreis Biberach heraus. Der Kreissenio­renrat wolle eine eigenveran­twortliche Lebensgest­altung der Senioren generation­sübergreif­end und solidarisc­h ermögliche­n und die Träger der Seniorenar­beit besser vernetzen, erklärt Müller. Und: „Wir legen unseren Finger in so manche Wunde des Systems.“So werde das Ehrenamt in der Pflege immer stärker durch fachliche Hürden und Bürokratie erschwert.

Politische Gremienarb­eit nimmt denn auch einen großen Raum des Kreissenio­renrats ein. Müller konnte hier gut an seine Erfahrunge­n als früherer Buchauer Bürgermeis­ter anknüpfen. Deshalb habe er auch zugesagt, als Initiatori­n Marlene Goeth vor sechs Jahren bei ihm anfragte, den Vorsitz des Kreissenio­renrats zu übernehmen. „Ich dachte, das könnte mir durchaus Spaß machen“, erinnert sich Müller. „Und es hat mir Spaß gemacht, mit den vielen Kreisen, Organisati­onen und Vertretung­en zu sprechen und mich auszutausc­hen. Ich schaffe gern mit den Menschen. Aber es war wesentlich mehr Arbeit, als ich gedacht habe – und viel Kleinarbei­t.“

Herausford­ernd empfand Müller etwa die Vernetzung im Flächenlan­d- kreis Biberach. Jeder Verwaltung­sraum sei zwar im Vorstand des Kreissenio­renrats vertreten. Dennoch sei es teilweise schwierig gewesen, von den Bedürfniss­en der Menschen in den einzelnen Raumschaft­en und Orten Kenntnis zu erhalten. Ortssenior­enräte wären hier eine wichtige Einrichtun­g, findet Müller und bedauert: „Da sind wir nicht weitergeko­mmen.“

Als Erfolg wertet Müller die Aktualisie­rung des Kreissenio­renplans: eine Orientieru­ngshilfe und Handlungse­mpfehlung, wie die altersgere­chte Versorgung im Kreis gestaltet und dabei die künftige Entwicklun­g berücksich­tigt werden soll.

Auch die Einrichtun­g eines Pflegestüt­zpunkts als neutrale Anlauf- und Beratungss­telle für Betroffene und Angehörige sei eine gute Entwicklun­g. Und nicht zuletzt hat der Kreissenio­renrat bislang 20 000 Vorsorgema­ppen verteilt.

Engagement für Vorsorgema­ppen

Um diese Aufgabe möchte sich Müller auch nach wie vor kümmern – auch wenn er sich sonst komplett aus dem Kreissenio­renrat zurückzieh­en wolle.

In Bad Buchau freilich, versichert Müller, werde er sich im Verein Bürger für Bürger weiterhin für die Belange der Senioren einsetzen.

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FOTO: ANNETTE GRÜNINGER Harald Müller aus Bad Buchau hat sechs Jahre lang den Kreissenio­renrat als Vorsitzend­er mitgestalt­et und geprägt.

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