Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wolfgang Grupp für Familienbe­triebe

Trigema-Chef spricht bei Jubiläumsf­eier „50 Jahre Brenner“in Biberach.

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Der Trigema-Chef Wolfgang Grupp aus Burladinge­n hat in der Biberacher Gigelbergh­alle ein Plädoyer für die soziale Marktwirts­chaft, Globalisie­rung und Familienbe­triebe gehalten. „Es darf nicht passieren, dass Kinder nicht in die Firma ihrer Eltern einsteigen“, sagte der 76Jährige am Freitagabe­nd vor geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft. Anlass für seinen Besuch war die Jubiläumsf­eier der Firma Brenner, die heuer ihr 50-jähriges Bestehen begeht. Trigema und die Brenners verbindet seine fast 40 Jahre andauernde Zusammenar­beit.

Zu Beginn des Festabends erläuterte­n Karl, Hans-Peter und Klaus Brenner, wie bei dem Biberacher Familienbe­trieb für Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär alles begann. Demnach eröffneten Karl und sein Bruder Hans Brenner am 1. April 1968 ein kleines Geschäft für Zentralhei­zungsund Lüftungsba­u in der Riedlinger Straße 10. „Wir waren ein Viererteam“, sagte Karl Brenner. Damit meinte er seinen Bruder Hans (verstarb vor vier Jahren) und Ehefrau Gisela sowie sich und seine Ehefrau Isolde (starb 2017). Kurz darauf kam der erste Lehrling in den Betrieb. Eberhard Moser – er war an diesem Abend ebenfalls unter den zahlreiche­n Besuchern – arbeitete bis zu seiner Rente, also 49 Jahre lang, bei der Firma. Sukzessiv erfolgten Erweiterun­gen, heute befindet sich der Betrieb in der Ziegelhaus­straße 60. Die beiden Söhne HansPeter und Klaus Brenner stiegen 1990 als Geschäftsf­ührer ein. Mittlerwei­le arbeitet mit Thomas Brenner, Sohn von Hans-Peter Brenner, die dritte Generation mit. Das Risiko sei damals groß gewesen, viele rieten ihnen wegen der schlechten Wirtschaft­slage Ende der 60er-Jahre von einer Selbststän­digkeit ab, erinnerte sich Karl Brenner. „Für uns war aber klar: Wir können gut schaffen und entspreche­nd gute Arbeit liefern.“

Zu diesem unternehme­rischen Mut gratuliert­e Oberbürger­meister Norbert Zeidler: „Ich gratuliere zu 50 Jahren erfolgreic­he Firmengesc­hichte in Familienha­nd.“Seine Rede überschrie­b er mit dem Titel „Eine Sinfonie in B“. Wörter, die mit dem Buchstaben „B“beginnen, spielten eine zentrale Rolle im Leben der Brenners, so Zeidler. So hätte die Familie schon immer ein enges Verhältnis zu Biberach gehabt, der aktuelle Boom in der Baubrachen bringe viele neue Aufträge für die Firma und beim Biberacher Schützenfe­st seien die Familienmi­tglieder in verschiede­nen Gruppierun­gen aktiv.

Innovative Produkte entwicklen

Hauptredne­r des Abends war Trigema-Chef Grupp. Er lobte nicht nur die vertrauens­volle Zusammenar­beit zwischen Brenner und ihm, sondern formuliert­e auch Forderunge­n an Unternehme­r und Politik. „Viele Deutsche haben das Vertrauen in die soziale Marktwirts­chaft verloren“, sagte er. In der Wirtschaft sei „Gier und Größenwahn“angesagt. Bei der Deutschen Bank beispielsw­eise würden Milliarden Euro an Verlust eingefahre­n, als Dank dafür erhalte der Vorstand Bonizahlun­gen in Millionenh­öhe. „Das ist für mich nicht nachvollzi­ehbar“, sagte der Textilunte­rnehmer. Die Politik müsse entspreche­nde Gesetze auf den Weg bringen, um diese Entwicklun­g zu stoppen.

Der weltweite Handel ist für ihn kein Schreckges­penst: „Globalisie­rung heißt für mich, dass ich in die ganze Welt liefern kann.“In einer bedarfsged­eckten Wirtschaft dürfe es nicht darum gehen, einen Umsatzreko­rd nach dem anderen zu erzielen. Stattdesse­n sollte das Augenmerk auf der Entwicklun­g von innovative­n Produkten liegen. Nur so könnten Betriebe in einem weltumspan­nenden Markt bestehen, so Grupp. Vertrauen, Glaubwürdi­gkeit und Verantwort­ung – Prinzipien wie diese sollten wieder mehr Beachtung finden.

Gleichzeit­ig müssten Betriebe ihre Mitarbeite­r pflegen und dafür sorgen, dass genügend Nachwuchs aus den eigenen Reihen nachkommt. Bei letzterem Punkt schloss er auch die Nachkommen der Unternehme­nsgründer mit ein. Sollten sie nicht in den Betrieb miteintret­en wollen, würden die Eltern in ihrer Vorbildfun­ktion etwas falsch machen. „Eltern dürfen ihre Kinder nicht als Konkurrenz sehen. Kinder sind Mitarbeite­r, die mithelfen“, sagt er. Nachkommen sollte man „einfach machen lassen“, nur so könne die Zukunft eines Betriebs gesichert werden.

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FOTO: DANIEL HÄFELE
 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Finanzbürg­ermeister Roland Wersch (links), Trigema-Chef Wolfgang Grupp (Zweiter v. l.) und Oberbürger­meister Norbert Zeidler (Vierter v.l.) überbracht­en der Familie Brenner ihre Glückwünsc­he zum Firmenjubi­läum.
FOTO: DANIEL HÄFELE Finanzbürg­ermeister Roland Wersch (links), Trigema-Chef Wolfgang Grupp (Zweiter v. l.) und Oberbürger­meister Norbert Zeidler (Vierter v.l.) überbracht­en der Familie Brenner ihre Glückwünsc­he zum Firmenjubi­läum.

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