Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zehn Tage im Zeichen der Bücher
Die „Literaturwoche Donau“bringt interessante Autoren und Verlage nach Ulm und Neu-Ulm
ULM/NEU-ULM (sz) - Rasmus Schöll und Florian L. Arnold haben eine Begeisterung für die Literatur, die ansteckend ist. Die von ihnen organisierte „Literaturwoche Donau“ist der beste Beweis dafür. Im vergangenen Jahr besuchten Arnold zufolge rund 3000 Menschen die Veranstaltungen des kleinen Festivals. Und auch in der überregionalen Literaturszene sind die Literaturwoche und auch der von den beiden gegründete Verlag Topalian & Milani ein Begriff. „Wir sind an dem Punkt, wo die Leute wissen, woher wir kommen und wer wir sind“, freut sich Schöll. Das spiegelt sich im Programm der sechsten Auflage des Festivals: Vom 20. bis 29. April gibt es an verschiedenen Orten in Ulm und Neu-Ulm wieder bekannte Autoren, aufstrebende Talente und interessante Verlage. Und eine wichtige Neuerung dazu.
Schon der Eröffnungsabend macht die Organisatoren euphorisch, kommt mit Hernan Ronsino „eine der großen Stimmen der argentinischen Gegenwartsliteratur“, so Schöll (Freitag, 20. April, 19.30 Uhr, Museumsgesellschaft). Ihn begleiten sein Übersetzer Luis Ruby und Ricco Bilger, dessen Bilgerverlag eines der Aushängeschilder der unabhängigen Verlage im deutschsprachigen Raum ist. Die „Literaturwoche Donau“will auch 2018 wieder Bücherverrückte ins Rampenlicht rücken, denen eine gute Autorenbetreuung, ein aufmerksames Lektorat und eine schöne Gestaltung am Herzen liegen. Und natürlich die Schriftsteller selbst.
Der derzeit wahrscheinlich gefragteste aus dem Festivalprogramm ist Kritikerliebling Jonas Lüscher, dessen Roman „Kraft“2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert und mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde (Sonntag, 22. April, 19.30 Uhr, Stadtbibliothek Ulm).
Eine besondere Rolle nimmt die im Iran geborene Sudabeh Mohafez ein: Sie wird die Literaturwoche als Stadtschreiberin begleiten und ihren an der Donau entstandenen Text zum Abschluss des Festivals präsentieren (Sonntag, 29. April, 19.30 Uhr, Münsterturm). Ein wichtiges Prinzip bleibt: Bei fast allen Lesungen gibt es Live-Musik. Überhaupt, so glauben Schöll und Arnold, ist der eher lockere Rahmen der Veranstaltungen ein Faktor für den Erfolg der Literaturwoche – zumal das Publikum deutlich jünger ist als bei anderen Lesefestivals.
Buchmesse ergänzt Literaturtage
Mit einer Laufzeit von zehn Tagen ist neueste Ausgabe etwas kürzer als die vorherige. Das entlastet zum einen die Organisatoren – Schöll und Arnold bewältigen den Großteil der Arbeit vom Technik-Aufbau bis zur Künstlerbetreuung alleine. Es soll aber auch mehr Aufmerksamkeit für Neues schaffen, vor allem für „Konturen“, die erste Ulmer Buchmesse der unabhängigen Verlage.
Die findet an zwei Tagen hintereinander statt, zunächst im Museum Villa Rot in Burgrieden-Rot (Samstag, 28. April, 11 bis 18 Uhr), wo bereits jetzt eine Ausstellung des visuellen Poeten Anatol Knotek gezeigt wird, danach in den Räumen der Museumsgesellschaft an der Ulmer Neuen Mitte (Sonntag, 29. April, 10 bis 17 Uhr).
„Wir haben die Besten aus der unabhängigen Verlagsszene“, verspricht Schöll. Die Messe, die sowohl für Aussteller als auch Besucher kostenlos ist, sei „ein großer Versuch“. Sie solle ein „Gesprächsraum“sein, bei der die Leser die Verlage kennenlernen können. Co-Organisator Arnold glaubt an das Potenzial: Immer mehr Menschen würden verstehen, dass gute Literatur nicht unbedingt in der Spiegel-Bestsellerliste auftauchen müsse.
Auf diese Zielgruppe konnte sich die „Literaturwoche Donau“, die vom Verein „Literatursalon Donau“ veranstaltet wird, in den vergangenen Jahren verlassen. Weniger allerdings auf Sponsoren: Sie, so Arnold, hätten weiterhin kein Interesse an dem Bücherfest. Doch entmutigen lassen sich die Organisatoren davon nicht: Ihre Begeisterung lässt sich nicht so leicht bremsen.