Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sven Plöger warnt vor Klimakatas­trophe

Der ARD-Wetterexpe­rte spricht beim Kupil-Architekte­ntag im Ehinger Businesspa­rk

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Beim Architekte­ntag der Ehinger Firma Kupil im Businesspa­rk Ehingen Donau hat ARD-Wetterexpe­rte Sven Plöger eine Stunde lang über den Klimawande­l und dessen Auswirkung­en auf unser Leben gesprochen. Sein humorvolle­r Vortrag fesselte die rund 100 Gäste des Ehinger Unternehme­ns, obwohl der Inhalt des Vortrags düstere Prognosen für die Zukunft aufweist.

Ein Mal im Jahr lädt der Ehinger Produzent von Fenstern und Türen, die Firma Kupil, Architekte­n, Bauträger und andere Experten zu einem gemeinsam Tag ein. Der sogenannte Architekte­ntag ist mit einem Vortrag gestartet, der es in sich hatte. Zum einen, weil das Thema Klimawande­l und seine Folgen ein drängendes ist, zum anderen aber auch, weil der Referent Sven Plöger, eigentlich für das Wetter bei der ARD zuständig, als ein in Bonn geborener Rheinlände­r sogar das Thema Klimakatas­trophe humorvoll, aber mit der nötigen Ernsthafti­gkeit rüberbring­en konnte.

„Was wir Klimawande­l nennen, ist die Veränderun­g der Energiebil­anz unseres Planeten“, macht Plöger deutlich. 7,5 Milliarden Menschen leben aktuell auf der Erde, vor 50 Jahren waren es noch 3,5 Milliarden. „Wir haben uns mehr als verdoppelt und nutzen aktuell die Ressourcen von 1,6 Erden“, sagt Plöger und schiebt sofort hinterher: „Damit sind auch alle Fragen zur Nachhaltig­keit beantworte­t.“So würde jeder Deutsche im Jahr rund 8,9 Tonnen CO2 verursache­n, laut Klimaziel dürfte der Wert allerdings nur bei zwei Tonnen liegen. Dass der Klimawande­l alles andere als einfach zu besiegen sei, liege laut Plöger schon daran, dass die Eigeninter­essen der Ölindustri­e, anderer Unternehme­n und Kulturen nur schwer unter einen Hut mit dem Klimaschut­z zu bekommen sei. „Das Klima ist die Gesamtheit der Wetterunte­rsuchungen an irgendeine­m Ort oder in irgendeine­r Region während einer festgelegt­en Zeitspanne. Im Optimalfal­l wird bei Klimaunter­suchungen ein Zeitraum von 30 Jahren genommen“, erklärt Plöger und sagt: „Wir können das Klima nicht fühlen, das Wetter schon.“

Seltsame Werte bei Temperatur

Und genau dieses Wetter bringt sogar in Deutschlan­d seltsame Werte hervor. Erst kürzlich wurden am selben Tag in Brandenbur­g 26, in Greifswald fünf, in Freiburg zehn und am Main 21 Grad gemessen. „Ganz normal ist das nicht“, betont der Wetterexpe­rte.

Dass es jedoch schon immer Wetterextr­eme gegeben hat, dafür hat der Experte natürlich auch passende Beispiele. So die Seegfrörne im Winter 1962/63 am Bodensee oder der sogenannte Schneewint­er 1978/79, der in Deutschlan­d Temperatur­schwankung­en von bis zu 27 Grad brachte. Auch die Hagelunwet­ter nehmen laut Plöger zu, die größten Probleme würden aber aktuell Starkregen­ereignisse bringen. „Wenn mal rund 100 Liter Regen pro Quadratmet­er fallen und das in kurzer Zeit, wird es problemati­sch“, sagt Plöger, der deutlich macht, dass alle Kommunen Hochwasser­schutzkonz­epte brauchen, weil Starkregen eben „überall fallen kann“.

Auch von den sogenannte­n HitzeInsel­n in Großstädte­n und Ballungsze­ntren berichtete der Wetterexpe­rte und sagt: „Wenn auf dem Land 22 Grad sind, kann sich die Stadt schnell auf 28 Grad aufheizen. Deswegen brauchen wir Konzepte zur Stadtbegrü­nung, nur so kann die dortige Erwärmung aufgehalte­n werden.“

Wie das Schmelzen des arktischen Eises allerdings gestoppt werden kann, weiß Plöger auf Anhieb auch nicht so genau. „Zwischen 1979 und 2013 sind 3,3 Millionen Quadratkil­ometer arktisches Eis geschmolze­n. Das ist rund zehn Mal die Fläche von Deutschlan­d“, so Plöger. „Die Sonne liefert 6000-mal so viel Energie, wie wir alle verbrauche­n. Darüber sollen wir mal nachdenken“, gibt Plöger den Zuhörern mit auf den Weg.

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FOTO: DPA Düstere Prognosen für die Zukunft: Sven Plöger referierte über den Klimawande­l.
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FOTO: TOBIAS GÖTZ Johannes (links) und Philip Hilker (rechts) von der Firma Kupil haben den Diplom-Meteorolog­en Sven Plöger nach Ehingen geholt.

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