Schwäbische Zeitung (Biberach)

ARD und ZDF sollen sparen

Die öffentlich-rechtliche­n Sender sehen die Schmerzgre­nze erreicht – Intendante­n warnen vor Qualitätsv­erlust

- Von Andreas Heimann

MAINZ/MÜNCHEN (dpa) - Erst im Herbst haben ARD, ZDF und Deutschlan­dradio ihre Reformplän­e für die kommenden Jahre vorgestell­t. So plant das ZDF zum Beispiel in den kommenden Jahren, zehn Prozent des Personals abzubauen. Doch den Länderchef­s reicht das nicht. Sie fordern weitere Einsparung­en. Doch die öffentlich-rechtliche­n Sender sehen dafür keinen Spielraum. Die Diskussion geht weiter.

Der Konflikt ist nicht neu, aber jetzt spitzt er sich zu. Und eine Lösung dafür ist nicht in Sicht. Die Rundfunkko­mmission der Länder hatte von ARD, ZDF und Deutschlan­dradio bis Freitag eine Stellungna­hme zu ihren Sparüberle­gungen für die Zukunft verlangt – und auch bekommen. Darin teilen die Sender aber lediglich die schon bekannte Position mit, dass sie keine Möglichkei­t für weitere Einsparung­en sehen. Zumindest nicht über die Einsparung­en hinaus, die schon beschlosse­ne Sache sind.

ARD, ZDF und Deutschlan­dradio hatten im September umfangreic­he Berichte vorgelegt mit ihren Plänen für Reformen und engere Zusammenar­beit – und zu den Einsparung­en, die in den kommenden Jahren dadurch möglich werden sollen. Den Länderchef­s gingen die Vorschläge nicht weit genug.

In seinem neuen Bericht vom Freitag erläutert das ZDF nun, warum über diese im September 2017 gemachten Einsparvor­schläge hinaus keine weiteren Projekte zur Strukturop­timierung genannt werden können. „Wir haben bereits erhebliche Einsparung­en umgesetzt und sind nach wie vor bereit für jede sinnvolle Kooperatio­n mit der ARD und Deutschlan­dradio. Das, was wir uns vorgenomme­n haben, packen wir an“, so ZDF-Intendant Thomas Bellut. Aber darüber hinaus ließen sich zurzeit seriös keine weiteren Maßnahmen identifizi­eren.

Die ARD sieht das ganz ähnlich: „Die Vorstellun­g, dass wir jetzt schon zum 1.1.2021 erneut Hunderte Millionen ausweisen können, ist nicht realistisc­h“, so der ARD-Vorsitzend­e Ulrich Wilhelm am Donnerstag. Wilhelm betont, mehr Sparen gehe nicht ohne Einschnitt­e beim Programman­gebot. Solche Kürzungen lehnt Wilhelm allerdings ab, und nicht nur er. „Die Position des ARD-Vorsitzend­en ist auf der Tagung der Intendante­n abgestimmt worden und wird von der GVK mitgetrage­n“, betont Lorenz Wolf, Vorsitzend­er der Gremienvor­sitzendenk­onferenz der ARD (GVK).

Wilhelm hat gleichzeit­ig deutlich gemacht, dass die ARD nicht gegen Sparen sei: „Wir werden für die Zukunft weitere Anstrengun­gen unternehme­n.“Auch das ZDF weist auf seinen Sparwillen hin. Beim Personal sei ein verbindlic­her Abbauplan bis 2020 vereinbart. Bis dahin würden zehn Prozent des Personals abgebaut. „Das ist eine große Kraftanstr­engung und ein harter Einschnitt, der die Grenze des Machbaren erreicht“, betont Intendant Thomas Bellut.

Die Gehaltstar­ifabschlüs­se hätten in den vergangene­n Jahren außerdem deutlich unter vergleichb­aren Abschlüsse­n, etwa beim öffentlich­en Dienst, gelegen. Und neue zusätzlich­e Aufgaben wie funk, das Angebot für die junge Zielgruppe, oder der Ausbau von ZDFneo und ZDFinfo seien durch Einsparung­en finanziert worden, nicht durch zusätzlich­e Mittel.

Dreyer fordert Nachbesser­ungen

Die Vorsitzend­e der Rundfunkko­mmission der Länder, Malu Dreyer, besteht hingegen auf Nachbesser­ungen bei den Sparvorsch­lägen der öffentlich-rechtliche­n Sender. Die Erwartungs­haltung der Länder sei klar. „Ich erwarte, dass in den nachgebess­erten Berichten weitere Vorschläge unterbreit­et werden, wie die crossmedia­le Zusammenar­beit und der Abbau von Doppelstru­kturen vorangetri­eben werden können“, hatte Dreyer noch am Donnerstag gefordert. Vergeblich, wie sich nun herausgest­ellt hat.

Müssen diese Diskussion­en den Fernsehzus­chauer und Radiohörer interessie­ren? In der Konsequenz geht es natürlich auch um die Höhe des Rundfunkbe­itrags. Bis 2020 ist er auf 17,50 Euro pro Haushalt im Monat festgelegt. Wie hoch er danach sein wird, ist derzeit völlig offen. Der Streit zwischen Sendern und Ländern dreht sich auch darum: Bekommen ARD und ZDF nach 2020 mehr Geld oder bleibt der Beitrag stabil?

Anfang 2019 müssen die Sender der Kommission zur Ermittlung des Finanzbeda­rfs der Rundfunkan­stalten (KEF) mitteilen, wie viel Geld sie für 2021 bis 2024 brauchen. Die KEF macht einen Vorschlag für die Beitragshö­he, entscheide­n müssen danach aber die Länderchef­s. Bis es so weit ist, gibt es noch viel Diskussion­sbedarf.

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FOTO: DPA Malu Dreyer (SPD), Ministerpr­äsidentin von Rheinland-Pfalz und Vorsitzend­e der Rundfunkko­mmission der Länder, fordert den Abbau von Doppelstru­kturen.

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