Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ikea lässt sich Zeit
Bis zur Entscheidung, ob der Möbelkonzern nach Memmingen kommt, ist viel Geduld gefragt
MEMMINGEN - Beim Warten auf eine Entscheidung von Ikea muss die Stadt Memmingen viel Geduld aufbringen: Es sei „keine Frage von wenigen Monaten“, bis sich der Möbelkonzern zum weiteren Vorgehen äußert, sagt Pressesprecherin Chantal Gilsdorf. Denn Ikea beschäftige sich derzeit mit einem Konzept, das ganz neu erarbeitet werden müsse. Der Konzern hatte sich von Plänen verabschiedet, ein 18 000 Quadratmeter großes Einrichtungshaus ans Memminger Autobahnkreuz zu bauen. Stattdessen wird der Standort nun „grundsätzlich überprüft“(SZ berichtete).
Die 43 000-Einwohner-Stadt Memmingen wäre die kleinste deutsche Kommune mit einem Ikea-Möbelhaus. Doch der Konzern hat eine neue Firmenpolitik angekündigt und bekannt gegeben, dass der Fokus künftig auf Metropolregionen und Innenstädten liegt. Seither wackelt das Memminger Projekt. Der Bau eines großen Möbelhauses ist vom Tisch, stattdessen denkt Ikea laut Pressesprecherin Gilsdorf jetzt über ein „Alternativkonzept“nach. Dabei geht es um die Frage, ob Memmingen eine kleinere Filiale und ein Lager für von Online-Kunden bestellte Waren bekommt. Für diese Überlegungen gibt es „kein Zeitfenster, das wird eine Weile dauern“, sagt Gilsdorf. Der Memminger CSU-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Klaus Holetschek hofft dagegen auf ein baldiges Ende der Hängepartie: „Unter Vertragspartnern ist es üblich, dass man sich nicht ewig hinhält.“
Für Ikea ist es auch eine Option, die Pläne für ein Memminger Haus komplett aufzugeben. Die Erschließung des Geländes am Autobahnkreuz, das dem Möbelkonzern bereits gehört, wird das Unternehmen nach Angaben der Pressesprecherin erst mal nicht vorantreiben. Derzeit beschäftigt sich Ikea laut Chantal Gilsdorf mit der Frage, ob man auf ein erneutes Bebauungsplanverfahren verzichten kann, falls das alternative Konzept mit kleinerem Möbelhaus und Warenlager realisiert wird.
Sollte der Möbelgigant nach Memmingen kommen, will er an einem umstrittenen Fachmarktzentrum festhalten. Diese Pläne hatten Proteste ausgelöst, weil die Gegner befürchten, dass die Märkte den Händlern in der Memminger Innenstadt zu stark schaden würden. Man habe im Stadtrat den Fachmärkten zugestimmt, weil damals die Hoffnung bestanden habe, dass ein großes Ikea-Haus viele Kunden anlockt und die Innenstadt weiter belebt wird, sagt SPD-Fraktionschef Matthias Ressler: „Wenn es jetzt keinen Besucherstrom gibt, erübrigt sich eigentlich auch das Fachmarktzentrum.“
Der Memminger Oberbürgermeister Manfred Schilder hat sich zum Ziel gesetzt, „dass wir gemeinsam mit Ikea eine Lösung finden werden, von der auch die Stadt profitiert“. Die mit dem Konzern geschlossenen Verträge seien weiterhin „gültig und bindend“, sagt der städtische Pressereferent Michael Birk. „Wir warten nun darauf, mit welchen neuen Vorschlägen Ikea auf uns zukommt.“