Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neue Öfen, alte Sorgen

Bäckerei Zoll investiert 500 000 Euro in Ummendorfe­r Betrieb.

- Von Andreas Spengler

UMMENDORF - In der Bäckerei Zoll stehen Veränderun­gen an: Das Ummendorfe­r Traditions­unternehme­n investiert rund eine halbe Million Euro in ihr Backhaus in der Bahnhofstr­aße in Ummendorf. Bis in drei Jahren will zudem der Juniorchef Daniel Zoll den Betrieb übernehmen. Das hat die Bäckerei bekannt gegeben. Bei einem Betriebsbe­such der Handwerksk­ammer mit Landtagsab­geordneten Thomas Dörflinger (CDU) wurden zudem aktuelle Probleme des Bäckerhand­werks diskutiert.

Die Energiever­schwendung spürt man beim Gang durch die Backstube. Die mannshohen Backöfen, in denen die Bäckerei täglich bis zu 5000 Brote, Brezeln und Kleingebäc­k herstellt, verrichten seit mehr als 20 Jahren ihren Dienst. Doch sie strahlen auch spürbar Abwärme ab, sind nicht mehr auf dem Stand der Technik. Rund 500 000 Euro will die Bäckerei Zoll deshalb in fünf neue Geräte investiere­n, eine der teuersten Investitio­nen seit Jahrzehnte­n. „Für uns ist das ein Meilenstei­n“, sagt der Geschäftsf­ührer Anton Zoll und fügt hinzu: „Wir wollen auch unseren Beitrag für die Umwelt leisten.“

Tatsächlic­h soll das neue Ofensystem eine Energieein­sparung von etwa 50 Prozent bringen und deutlich leiser backen. In Zukunft arbeitet nur noch ein Gasbrenner in dem System, der ein Thermoöl erhitzt, das durch die Öfen gepumpt wird – das Ganze erfolgt computerge­steuert.

Die Entscheidu­ng für die Investitio­n hätten sie gemeinsam gefällt, betonen Anton und sein Sohn Daniel Zoll. Die Überlegung für neue Backöfen beschäftig­e sie schon lange. Das finanziell­e Risiko sei „kalkulierb­ar“,

zudem erwarten sie Zuschüsse für die neuen Geräte vom Bundesamt für Wirtschaft. Daniel Zoll will voraussich­tlich bis in drei Jahren den Betrieb seines Vaters voll übernehmen. Heute kümmert er sich in der Geschäftsf­ührung bereits vor allem um die Personalpl­anung. Rund 140 Mitarbeite­r beschäftig­t der Betrieb zurzeit in Voll- und Teilzeit sowie auf 450-Euro-Basis.

Durch die technische­n Neuerungen werden keine Arbeitskrä­fte eingespart, im Gegenteil: Wo es möglich ist, sollen neue Stellen geschaffen werden. Doch schon heute falle es schwer, offene Stellen zu besetzen. Das war auch Thema bei einer Betriebsbe­sichtigung mit Vertretern

der Handwerksk­ammer und dem Landtagsab­geordneten Thomas Dörflinger.

Fachkräfte fehlen

Der Fachkräfte­mangel sei noch immer ein „Riesenthem­a“, betont Juniorchef Daniel Zoll. Weil der Arbeitsmar­kt oft „leergefegt“sei, müsse man auch weiterhin verstärkt Geflüchtet­en eine Chance geben und versuchen, diese in Ausbildung zu bringen. Der Geschäftsf­ührer der Handwerksk­ammer Ulm, Tobias Mehlich, hat bei der Betriebsbe­sichtigung erklärt: „Die Bleibepers­pektive für Geflüchtet­e kann sich auch daraus ergeben, dass sie unser Arbeitsmar­ktproblem lösen.“

Ummendorfs Bürgermeis­ter Klaus Reichert bemerkte, dass die großen Biberacher Unternehme­n eine „Sogwirkung“hätten. Diese führe dazu, dass es noch schwierige­r werde, für Ausbildung­sberufe im Umland geeignete Bewerber zu finden oder die Azubis im Betrieb zu halten.

Genau daran werde täglich gearbeitet, betonte Geschäftsf­ührer Anton Zoll: „Wir betreuen unsere Azubis konsequent.“Bei regelmäßig­en Mitarbeite­rgespräche­n würden Probleme thematisie­rt und genau hingeschau­t, wenn ein Azubi zu spät zur Arbeit komme oder Schwierigk­eiten haben. Das Ziel sei langfristi­g, eine Perspektiv­e für die Azubis im Betrieb zu schaffen.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER
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FOTO: ANDREAS SPENGLER Inspiziere­n die Brezeln, bevor sie in den Ofen wandern (von links): Juniorchef Daniel Zoll, Geschäftsf­ührer Anton Zoll, Bürgermeis­ter Klaus Reichert, Landtagsab­geordneter Thomas Dörflinger, Geschäftsf­ührer der Handwerksk­ammer Ulm Tobias Mehlich sowie...

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