Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nach 100 Jahren: Spurensuche führt nach Goppertshofen
Französische Heimatforscher machen Heimatort eines Kriegsgefangenen ausfindig
GOPPERTSHOFEN (sz) - Eine unbeschriftete Grabplatte auf dem Friedhof des 150-Einwohnerdorfs Asnois, zwischen Tours und Bordeaux gelegen, hat die Neugier von drei französischen Heimatforschern geweckt. Im Dorf war bekannt, dass dies das Grab eines deutschen Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg sein soll. Im Gemeindearchiv fanden sie im Sterberegister einen Eintrag über einen am 8. Dezember 1918 verstorbenen deutschen Kriegsgefangenen. Sein Name: Konrad Ehrhart. In einer Datenbank des Internationalen Roten Kreuzes fanden sie schließlich seinen Geburtsort: Goppertshofen, Gemeinde Reinstetten.
Schnell war der Kontakt zu hiesigen Heimatforschern hergestellt, die dank der Ochsenhauser Weltkriegsausstellung die Dokumente zu Konrad Ehrhart parat hatten. Darunter auch eine Todesanzeige, die am 11. Februar 1919 im Rottum-Boten erschienen war. Darin heißt es: „(...) Nunmehr infolge einer heimtückischen Krankheit (Grippe) (...) im Alter von 25 Jahren verstorben.“War dies die Spanische Grippe, die in dieser Zeit in vielen Teilen der Welt grassierte? Offensichtlich hatte es zwei Monate gedauert, bis die Todesnachricht in Goppertshofen bei der Familie ankam.
Jetzt waren die drei französischen Forscher in Ochsenhausen, Goppertshofen und Reinstetten, um den heimatlichen Bauernhof von Konrad Ehrhart kennenzulernen sowie seinen Namenseintrag auf dem Kriegerdenkmal zu sehen. Ziel war vor allem aber, Verwandte von Konrad Ehrhart kennenzulernen. So entstanden herzliche Begegnungen. Die Familie Ehrhart ist beeindruckt, dass nach 100 Jahren das Grab des einstigen Feinds noch gepflegt wird und wieder eine Namenstafel erhalten soll und somit die Erinnerung an ihn wach gehalten wird.
Namenstafel wird angebracht
Sie erfuhren, dass die Kriegsgefangenen damals in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht waren und jeden
Morgen zu einem Arbeitseinsatz bei Bauern gebracht wurden. Sie waren also nicht einem bestimmten Bauernhof zugeteilt, wie das oft im Zweiten Weltkrieg der Fall war. Konrad Ehrhart starb auch in einer dieser Gemeinschaftsunterkünfte. Im November soll feierlich diese Namenstafel an seinem Grab angebracht werden und Familie Ehrhart ist dazu eingeladen.