Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gastronomie leidet unter Kreisel-Bau
Anlieger der Poststraße sind trotz Baustelle erreichbar – Verkehrsführung wird geändert
OCHSENHAUSEN - Es ist ruhig geworden in der Poststraße in Ochsenhausen. Wo sich sonst Autos, Lastwagen und Busse mühsam über den Asphalt schieben, ist aktuell fast kein Fahrzeug mehr unterwegs. Für Fußgänger ist dieser Abschnitt geradezu paradiesisch, lässt sich doch die Straßenseite problemlos wechseln. Eine Ampel braucht es nicht. Die Poststraße zwischen Marktplatz und der Kreuzung Ulmer Straße/Biberacher Straße ist nämlich vorübergehend eine Sackgasse. Auf Höhe des ehemaligen Gasthaus Ochsen entsteht ein Kreisverkehr. In der kommenden Woche ändert sich die Verkehrsführung in diesem Bereich.
„Wer etwas Geduld mitbringt und sich an die geänderte Verkehrsführung hält, kann in unsere Stadt fahren.“
Andrea Ziesel vom Gewerbeverein Ochsenhausen
Für Anwohner dürfte die Stille in der Poststraße ein langersehnter Segen sein. Den Geschäftstreibenden dagegen bereitet diese Ruhe zunehmend Sorgenfalten. Denn einen Teil ihres Umsatzes erwirtschaften sie mit all jenen, die über die B 312 durch die Rottumstadt fahren. „Es ist deutlich ruhiger, der Durchgangsverkehr fehlt“, sagt Guido Grieser von der gleichnamigen Bäckerei. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Stadt extrem dahinter ist, dass alle am Kreisel-Bau beteiligten Firmen pünktlich ihre Arbeiten erledigen.“Bisher gibt es in diesem Punkt keinen Grund zur Beunruhigung. Die Baustelle liegt laut Verwaltung exakt im Zeitplan. Voraussichtlich ab Mitte Mai soll mit dem Bau der neuen Brücke begonnen werden. Bürgermeister Andreas Denzel zeigt sich mit dem Fortschritt zufrieden: „Die Arbeiten wurden bisher sehr engagiert durchgeführt und wir arbeiten gemeinsam mit der Firma Gräser intensiv daran, den Bauplan einzuhalten.“
Umsatz geht deutlich zurück
Im Eingangsbereich seines Geschäfts hat Guido Grieser drei Karten angebracht. Sie zeigen, wie die Umleitungsstrecken je nach Bauabschnitt verlaufen. Noch bis Mitte Dezember wird der Verkehr großräumig um Ochsenhausen herumgeführt. In großen Buchstaben steht darüber: „Unser Geschäft ist zu jeder Zeit mit dem Auto und zu Fuß erreichbar!“Nicht alle scheinen diesen Slogan verinnerlicht zu haben. „Sobald die Leute Baustelle hören, machen sie einen Bogen um Ochsenhausen“, sagt Grieser. Dabei sei die Rottumstadt wegen der Kreisel-Baustelle nicht von der Außenwelt abgeschnitten. Man könne weiterhin durch die Stadt fahren, eben nur nicht mehr über die B 312. „Klar, zu den Stoßzeiten wird es in der Innenstadt eng“, so Grieser. Aber: „In größeren Städten wie Ulm steht man im Berufsverkehr auch mal im Stau.“Zudem sei dies ein begrenzter Zeitraum am Tag.
Das sieht auch Rino Bernardi so. Der Eiscafé-Besitzer macht unter der Woche zwischen 30 und 40 Prozent weniger Umsatz: „Am Wochenende kommen die Leute zum Glück, da ist die Welt noch in Ordnung. “Ihn stört die Umleitungsbeschilderung, wie sie beispielsweise in Ringschnait steht. Mit „Ortsdurchfahrt Ochsenhausen gesperrt“werde den Menschen suggeriert, die Innenstadt könne nicht angefahren werden. „Nein, wir sind erreichbar“, stellt der 65-Jährige fest. „Der ganze Verkehr wird weggeschickt. Und uns fehlen die Kunden.“Er habe nichts gegen die Baustelle, doch man müsse auch seine Situation verstehen: „Ich habe laufende Kosten und möchte niemanden entlassen müssen.“
Starkes finanzielles Rückgrat
Es braucht ein starkes Rückgrat, um den langen Zeitraum der Bauarbeiten finanziell aushalten zu können. Bernardi hat sich ein zweites Rino-Eismobil anfertigen lassen, um auf diese Weise irgendwie die Umsatzeinbußen zu kompensieren. Besonders graust es ihm vor den Sommermonaten. Denn ab Juli ist auch ein Teil der Erlenmooser Ortsdurchfahrt wegen Belagsarbeiten gesperrt. „Für uns sind Juli und August die wichtigsten Monate im Jahr“, sagt er. „Und in dieser Zeit wird dann noch großräumiger umgeleitet.“
Davor fürchtet sich auch Ntenis Pozidis vom „Hotel Bohrturm – Zum Griechen“. Schon jetzt leide sein Geschäft stark. „Und dabei hat die Baustelle erst angefangen. Das Ganze geht ja noch acht Monate“, erläutert Pozidis. Auch er klagt über den fehlenden Durchgangsverkehr und die aus seiner Sicht schlechte Beschilderung. Zumindest seine Stammkunden hielten ihm die Treue, sagt er. „Die Gäste aus der näheren Umgebung rufen an und fragen, wie sie zum Restaurant kommen.“Aus Memmingen oder Ulm komme dagegen fast niemand mehr.
Alle Händler spüren Baustelle
Alle drei Geschäftstreibenden wollen die Schilderungen, was der Kreisel-Bau für sie im Alltag bedeutet, nicht als Jammern verstanden wissen. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass sie trotz Sperrung für ihre Kunden da sind.
Die Baustelle macht aber nicht nur den direkten Anliegern zu schaffen. „Wir spüren alle, dass die Leute die Innenstadt großräumig umfahren“, sagt Andrea Ziesel vom örtlichen Gewerbeverein. Dabei müsste Ochsenhausen nicht gemieden werden: „Wer etwas Geduld mitbringt und sich an die geänderte Verkehrsführung hält, kann in unsere Stadt fahren.“Zudem gebe es am Rand der Innenstadt wie beim Öchsle-Bahnhof, bei der Kapfhalle oder beim ehemaligen Krankenhaus ausreichend Parkplätze: „Besucher können dort ihr Auto abstellen und dann zu Fuß in die Geschäfte gehen.“