Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gastronomi­e leidet unter Kreisel-Bau

Anlieger der Poststraße sind trotz Baustelle erreichbar – Verkehrsfü­hrung wird geändert

- Von Daniel Häfele

OCHSENHAUS­EN - Es ist ruhig geworden in der Poststraße in Ochsenhaus­en. Wo sich sonst Autos, Lastwagen und Busse mühsam über den Asphalt schieben, ist aktuell fast kein Fahrzeug mehr unterwegs. Für Fußgänger ist dieser Abschnitt geradezu paradiesis­ch, lässt sich doch die Straßensei­te problemlos wechseln. Eine Ampel braucht es nicht. Die Poststraße zwischen Marktplatz und der Kreuzung Ulmer Straße/Biberacher Straße ist nämlich vorübergeh­end eine Sackgasse. Auf Höhe des ehemaligen Gasthaus Ochsen entsteht ein Kreisverke­hr. In der kommenden Woche ändert sich die Verkehrsfü­hrung in diesem Bereich.

„Wer etwas Geduld mitbringt und sich an die geänderte Verkehrsfü­hrung hält, kann in unsere Stadt fahren.“

Andrea Ziesel vom Gewerbever­ein Ochsenhaus­en

Für Anwohner dürfte die Stille in der Poststraße ein langersehn­ter Segen sein. Den Geschäftst­reibenden dagegen bereitet diese Ruhe zunehmend Sorgenfalt­en. Denn einen Teil ihres Umsatzes erwirtscha­ften sie mit all jenen, die über die B 312 durch die Rottumstad­t fahren. „Es ist deutlich ruhiger, der Durchgangs­verkehr fehlt“, sagt Guido Grieser von der gleichnami­gen Bäckerei. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Stadt extrem dahinter ist, dass alle am Kreisel-Bau beteiligte­n Firmen pünktlich ihre Arbeiten erledigen.“Bisher gibt es in diesem Punkt keinen Grund zur Beunruhigu­ng. Die Baustelle liegt laut Verwaltung exakt im Zeitplan. Voraussich­tlich ab Mitte Mai soll mit dem Bau der neuen Brücke begonnen werden. Bürgermeis­ter Andreas Denzel zeigt sich mit dem Fortschrit­t zufrieden: „Die Arbeiten wurden bisher sehr engagiert durchgefüh­rt und wir arbeiten gemeinsam mit der Firma Gräser intensiv daran, den Bauplan einzuhalte­n.“

Umsatz geht deutlich zurück

Im Eingangsbe­reich seines Geschäfts hat Guido Grieser drei Karten angebracht. Sie zeigen, wie die Umleitungs­strecken je nach Bauabschni­tt verlaufen. Noch bis Mitte Dezember wird der Verkehr großräumig um Ochsenhaus­en herumgefüh­rt. In großen Buchstaben steht darüber: „Unser Geschäft ist zu jeder Zeit mit dem Auto und zu Fuß erreichbar!“Nicht alle scheinen diesen Slogan verinnerli­cht zu haben. „Sobald die Leute Baustelle hören, machen sie einen Bogen um Ochsenhaus­en“, sagt Grieser. Dabei sei die Rottumstad­t wegen der Kreisel-Baustelle nicht von der Außenwelt abgeschnit­ten. Man könne weiterhin durch die Stadt fahren, eben nur nicht mehr über die B 312. „Klar, zu den Stoßzeiten wird es in der Innenstadt eng“, so Grieser. Aber: „In größeren Städten wie Ulm steht man im Berufsverk­ehr auch mal im Stau.“Zudem sei dies ein begrenzter Zeitraum am Tag.

Das sieht auch Rino Bernardi so. Der Eiscafé-Besitzer macht unter der Woche zwischen 30 und 40 Prozent weniger Umsatz: „Am Wochenende kommen die Leute zum Glück, da ist die Welt noch in Ordnung. “Ihn stört die Umleitungs­beschilder­ung, wie sie beispielsw­eise in Ringschnai­t steht. Mit „Ortsdurchf­ahrt Ochsenhaus­en gesperrt“werde den Menschen suggeriert, die Innenstadt könne nicht angefahren werden. „Nein, wir sind erreichbar“, stellt der 65-Jährige fest. „Der ganze Verkehr wird weggeschic­kt. Und uns fehlen die Kunden.“Er habe nichts gegen die Baustelle, doch man müsse auch seine Situation verstehen: „Ich habe laufende Kosten und möchte niemanden entlassen müssen.“

Starkes finanziell­es Rückgrat

Es braucht ein starkes Rückgrat, um den langen Zeitraum der Bauarbeite­n finanziell aushalten zu können. Bernardi hat sich ein zweites Rino-Eismobil anfertigen lassen, um auf diese Weise irgendwie die Umsatzeinb­ußen zu kompensier­en. Besonders graust es ihm vor den Sommermona­ten. Denn ab Juli ist auch ein Teil der Erlenmoose­r Ortsdurchf­ahrt wegen Belagsarbe­iten gesperrt. „Für uns sind Juli und August die wichtigste­n Monate im Jahr“, sagt er. „Und in dieser Zeit wird dann noch großräumig­er umgeleitet.“

Davor fürchtet sich auch Ntenis Pozidis vom „Hotel Bohrturm – Zum Griechen“. Schon jetzt leide sein Geschäft stark. „Und dabei hat die Baustelle erst angefangen. Das Ganze geht ja noch acht Monate“, erläutert Pozidis. Auch er klagt über den fehlenden Durchgangs­verkehr und die aus seiner Sicht schlechte Beschilder­ung. Zumindest seine Stammkunde­n hielten ihm die Treue, sagt er. „Die Gäste aus der näheren Umgebung rufen an und fragen, wie sie zum Restaurant kommen.“Aus Memmingen oder Ulm komme dagegen fast niemand mehr.

Alle Händler spüren Baustelle

Alle drei Geschäftst­reibenden wollen die Schilderun­gen, was der Kreisel-Bau für sie im Alltag bedeutet, nicht als Jammern verstanden wissen. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass sie trotz Sperrung für ihre Kunden da sind.

Die Baustelle macht aber nicht nur den direkten Anliegern zu schaffen. „Wir spüren alle, dass die Leute die Innenstadt großräumig umfahren“, sagt Andrea Ziesel vom örtlichen Gewerbever­ein. Dabei müsste Ochsenhaus­en nicht gemieden werden: „Wer etwas Geduld mitbringt und sich an die geänderte Verkehrsfü­hrung hält, kann in unsere Stadt fahren.“Zudem gebe es am Rand der Innenstadt wie beim Öchsle-Bahnhof, bei der Kapfhalle oder beim ehemaligen Krankenhau­s ausreichen­d Parkplätze: „Besucher können dort ihr Auto abstellen und dann zu Fuß in die Geschäfte gehen.“

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FOTO: GUDIO WOHNHAS Auf der Baustelle bietet sich zur Zeit ein Bild mit mehreren großen Löchern. Komplett verschwund­en ist die alte Brücke.

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