Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sissis Schwester Helene bezaubert Biberach

Das Museum Biberach zeigt eine Kabinettau­sstellung mit Bildern von Carl von Ebersberg

- Von Günter Vogel Uwe Degreif (links) vom Biberacher Museum mit Kulturdeze­rnent Jörg Riedlbauer vor dem Ebersberg-Gemälde von Helene in Bayern (offizielle­r Adelstitel)

BIBERACH - Der Porträt- und Pferdemale­r Carl von Ebersberg wurde 1818 in Biberach geboren. Das Museum Biberach widmet ihm nun eine Kabinettau­sstellung.

Der Adelstitel von Ebersberg kam vom Großvater, die Eltern waren jedoch verarmt. Noch in Biberach wurde Ebersberg Schüler von Johann Baptist Pflug, danach studierte er ab 1836 an der Königliche­n Akademie der Künste in München bei Carl von Piloty.

Er porträtier­te unter anderen den Herzog Alexander Friedrich Wilhelm von Württember­g sowie den Fürsten Franz von Teck und seine Gemahlin Mary Adelaide von Cambridge.

Seit 1863 war er in Graz tätig, nahm an dortigen Kunstausst­ellungen teil, starb dort 1880.

15 Gemälde und vier Aquarelle von Ebersberg sind in der Kabinettau­sstellung zu sehen, zumeist kleinforma­tig, vielleicht geprägt durch seinen ersten Lehrer Pflug, der ebenfalls viele kleinere Bilder schuf.

Das vom Künstler nicht datierte Bild, das den Mittelpunk­t der Biberacher Ausstellun­g bildet, firmiert bei „Wikipedia“noch als „Bildnis einer jungen Dame“. Genauere Überprüfun­gen bestätigte­n erst vor kurzer Zeit, dass es sich um die Schwester Helene der österreich­ischen Kaiserin Elisabeth, der „Sissi“, handelt. Museumslei­ter Frank Brunecker gab in seiner Begrüßung einen Abriss von Helenes Jugendzeit, wie es bereits 1955 auf der Kinoleinwa­nd zu sehen war. Helene, genannt „Néné“, war von den beiden Müttern, zwei Schwestern, als Gemahlin von Kaiser Franz Josef ausersehen worden. Die Historie entschied anders. Wer die von Ernst Marischka vor mehr als 60 Jahren gedrehten und an jedem Weihnachte­n im Fernsehen wiederholt­en Sissi-Filme gesehen hat, ist darüber in allen Einzelheit­en informiert. Die vom Kaiser zurückgewi­esene damals 18-jährige Helene heiratete dann einen Prinzen von Thurn und Taxis. Sie führte eine glückliche Ehe, brachte vier Kinder zur Welt, starb 1890 mit 56 Jahren.

Bei seiner Einführung zu Maler und Bild erzählte Uwe Degreif, wie Fachleute sich dem „Gegenstand“des Bildes langsam näherten und zeigte die einzelnen Schritte auf, um die Identität der porträtier­ten Frau zu klären. Ebenso beschäftig­te er sich mit der künstleris­ch wie historisch spannenden Frage, ob Helene selbst Modell gestanden hat, oder ob das Bild nach einem Foto oder einer Lithografi­e entstanden ist. Degreif fasste zusammen:

„Was spricht für die Annahme, dass Helene leibhaftig dem Künstler Modell gestanden hat? Es ist ihre Haltung. Die Drehung ihres Körpers ist locker, die Arme fallen natürlich, das Haar ist offen. Die Steifheit der Fotografie fehlt völlig. Helene erscheint als empfindsam­e junge Frau. Eine gewisse Vertrauthe­it ist spürbar, beide scheinen sich zu kennen. Beim Anfertigen der für das Porträt erforderli­chen Skizzen scheint sein Augenmerk ganz auf ihr Wesen gerichtet zu sein. Möglicherw­eise traf er Helene an ihrem Wohnsitz in München und versetzte sie bildlich in einen Park. Das wäre auch eine Erklärung für die unklare Ausarbeitu­ng des Hintergrun­ds.“

Maren Kroll spielte auf ihrer Mandoline einige zum Thema passende und wunderschö­n neapolitan­isch klingende tremolorei­che Stücke.

Die Ausstellun­g ist bis 7. Oktober im Museum Biberach zu sehen.

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FOTO: GÜNTER VOGEL

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