Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Wir sehen uns im nächsten Leben“
Schwabenrockfestival besiegelt Bandgeschichte von Easy Livin’
WINTERSTETTENDORF (sz) - Zum „Maifescht“hatte der Musikverein Winterstettendorf eingeladen, bei dem Roland Roth, der dieses Jahr 50 Jahre Wetterwarte-Süd feiert, ein abgespecktes Schwobarock-Festival präsentierte. Die Winterstetterdorfer Band Bosch and the Firefuckers, Gsälzbär aus Ravensburg und die Bad Schussenrieder Band Easy Livin’ standen am Samstagabend im Festzelt auf der Bühne.
Mit „Born To Be Wild“(Steppenwolf ) eröffnete Bosch and the Firefuckers den Abend und ließ ahnen, dass der recht wild werden würde. Mit Andrey (Andrea) Sigg und einem Bläsersatz als Gastmusiker rockte die Band Hits von den 70ern bis heute. Von „My Sharona“(The Knack) bis „It’s Only Love“(Bryan Adams) ging es querbeet bis hin zu „Türlich, Türlich“von Jan Delay. Die wilde Mischung gefiel dem Publikum.
Vor dem Auftritt der Ravensburger Band Gsälzbär ergriff Roland Roth das Wort und erinnerte an das Schwobarock-Festival vor zehn Jahren. Damals waren 6000 Besucher ins Festzelt gekommen. Gsälzbär, Easy Livin’ und der Hauptact Grachmusikoff spielten damals unter anderem. „Für Hansi Fink, den Gitarristen von Grachmusikoff und Easy Livin, ist es jetzt hart, innerhalb von einem Jahr beide Bands zu verlieren“, so der schwäbische Wetterexperte weiter. „Aber es gibt für Hansi Fink an diesem Abend noch eine Überraschung. Gsälzbär wird ihn als Gitarrist verpflichten.“
Gsälzbär beeindruckte dann mit einem ansprechenden Programm. Ihre Texte etwa beim Song „Schwarzer Vere“sind urschwäbisch und heimatbezogen. Immer wieder taucht in
ihren Ansagen ihr Idol Grachmusikhoff auf. Auch zwei Songs der Bad Schussenrieder Band hatten sie im Programm und dazu gleich Hansi Fink mit auf die Bühne geholt. Witzig war der Auftritt des Sängers als Tina Turner verkleidet. Mit dem Song „Simply The Best“, ernteten sie reichlich Beifall. „So schön kann Russland sein“war unterlegt mit der Melodie von „Those Were The Days“, einem alten russischen Volkslied.
Schwäbischer Santana
Easy Livin’ ist zwar auch eine Coverband, aber im Gegensatz zu vielen anderen Bands dieses Genres spielt sie viele Songs, die oft schon in Vergessenheit geraten sind. Eine Vorliebe haben sie für Santana – gleich drei
Songs hatten sie im Gepäck. Der Spitzname Hansi Finks „schwäbischer Santana“kommt bestimmt daher. Ihr erster Song an diesem Abend „Honky Tonk Woman“von den Rolling Stones war gleichzeitig der Startschuss für die Tänzer. Innerhalb einer Minute war die Fläche vor der Bühne voll. Auch Roland Roth hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. In Angus-Young-Manier zappelte er vor der Bühne herum und spielte Luftgitarre – ein Augenschmaus. Viele der Musiker sind schon über 40 Jahre im Geschäft und absolute Profis, das merkt man den Songs an, die oft wie von Platte rüberkommen. „Doctor Doctor“von Ufo oder „Radar Love“von Golden Earring trieben den Tänzern Schweißperlen auf die Stirn.
Nach sechs Zugaben holte Sänger Hartmut Spiegel Roland Roth auf die Bühne. Er lobte ihn als den jahrelangen „Manager“der Band, und zusammen sangen sie von den Kinks „You Really Got Me“. Inzwischen war auch Andrea Sigg wieder aufgetaucht und gemeinsam mit Easy Livin’ sangen sie „Easy Livin’“von Uriah Heep, den Song, der auch der Band den Namen gab.
Die etwa 600 Besucher wollten mehr, aber Hansi Fink beendete den Abend: „Wir sind scho faschd tot, aber mir sehat uns im nächsta Leba.“