Schwäbische Zeitung (Biberach)
Peng! auf Porzellan und Dosen
Seltene Skizzen von Walt Disney sind in einer Sonderausstellung in Mainz zu sehen
MAINZ (dpa) - Orangefarbene Entenspuren weisen den Weg in die neue Ausstellung im Landesmuseum in Mainz. Sie führen zu fast 300 Skizzen, Vorzeichnungen und Comics aus der Welt von Entenhausen. Die Ausstellung „Walt Disney –Mickey, Donald & Friends“geht der Frage nach, wer die Künstler waren, die die ComicCharaktere erfanden und sie lebendig werden ließen. Museumsdirektorin Birgit Heide meinte bei der Eröffnung, dass damit erstmals eine deutsche Ausstellung den Bogen von den Altmeistern der Disneycomics zu aktuellen Stars schlagen würde.
„In meiner Jugend war die Frage: Ist das Schund oder nicht?“Eduard Sebald, Kurator
Gleich im ersten Raum der Schau herrscht Studioatmosphäre: Die Besucher finden sich an einem von unten beleuchteten Zeichentisch wieder, an welchem einst Skizzen entstanden sind. An den Wänden Informationen zu Walter Elias (Walt) Disney und seinen berühmtesten Zeichnern. Und zwar in Form eines vergilbten Zeitungsartikels der 1930er-Jahre, wie Ausstellungskurator Eduard Sebald erklärt. Denn viele der Comics erschienen zunächst in Zeitungen.
Die Ausstellung vollzieht die einzelnen Entstehungsschritte eines Comics nach. Zunächst fertigten die Zeichner dabei ein Scribble, eine sehr grobe Vorzeichnung in hellblau. Dann wurden Korrekturen in rot und orange eingezeichnet, es folgte die Bleistift- oder Tuschezeichnung. Schließlich wurde das Bild fotografiert und die Farben weggefiltert; am Ende stand die Kolorierung. „Wir vergleichen die Produktionsweise damals und heute. Ich kann verraten: Sie ist so gut wie identisch“, sagt Kurator Sebald.
Verändert haben sich die Figuren: Die Schau zeigt zum Beispiel Donald Duck noch mit langem Hals und Schnabel. Merchandising-Artikel wie Porzellanfiguren und ein ArtDeco-Service veranschaulichen, dass Micky Maus von Anfang an ein beliebter Schmuckgegenstand war. Selbst im Deutschland der 1930erJahre fand er sich auf Bohnerwachsdosen wieder – allerdings anders gezeichnet und in der falschen Schreibweise „Micki“, weil die Produzenten keine Originalvorlage hatten. Ansonsten ist „Mickey“die englische Schreibweise, „Micky“dagegen die deutsche.
Viele der ausgestellten Zeichnungen stammen aus der Sammlung Ina Brockmann und Peter Reichelt. Das Landesmuseum zeigt außerdem einige der Tusche- und Bleistiftzeichnungen von Kultzeichner Carl Barks, die das Museum schon in den 1990erJahren erworben hatte. Hinzu kommen großformatige Porträts von Donald von Zeichner Ulrich Schröder. Ein besonderer Liebling von Kurator Sebald ist das erste Buch der Reihe, es hieß „The Adventures of Mickey Mouse“aus dem Jahr 1931.
„In meiner Jugend war die Frage: Ist das Schund oder nicht?“, erzählt Sebald. „Heute ist das vollkommen aus der Welt.“Deswegen gehöre es auch ins Museum. Ähnlich sieht es der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro. Das sei keine Anbiederung ans Publikum. „Museen müssen auf Menschen zugehen.“Wenn das Publikum dann noch merke, dass Museen mehr seien als alte Steine – dann sei schon viel gewonnen.
Mehr als 50 000 Besucher erwarten die Organisatoren bis Ende Juli. Zum Begleitprogramm gehören ein Open-Air-Kino im Innenhof des Museums, eine Comic- und Trickfilmwerkstatt für Kinder sowie mehrere Vorträge von Experten. „Man ist doch immer erstaunt, wie viele Donaldisten es eigentlich gibt“, so Direktorin Heide. Außerdem haben die Ausstellungsmacher zwei der deutschen Zeichner eingeladen, Jan Gulbransson und Ulrich Schröder, mit denen auch Aktionen geplant sind.