Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mathe-Abi wird spontan verschoben und verändert

Prüfungsau­fgaben nach Einbruch nicht mehr geheim – Auch die Gymnasien in Biberach und Ochsenhaus­en sind betroffen

- Von Birga Woytowicz

BIBERACH/OCHSENHAUS­EN - Ein Einbruch in ein Gymnasium in Niedersach­sen hat die Schulen in BadenWürtt­emberg am Mittwoch kurz vor der schriftlic­hen Abiturprüf­ung in Mathematik unter Stress gesetzt. Auch die Gymnasien in der Region mussten spontan umplanen. Die Schüler starteten eine halbe Stunde später in die Prüfung – mit komplett anderen Aufgaben als zunächst vorgesehen. Das Krisenmana­gement des Kultusmini­steriums lief jedoch reibungslo­s.

In der Nacht zum Montag kam es zu dem Vorfall. Die Abiaufgabe­n stammen aus einem länderüber­greifenden Pool. Laut Kultusmini­sterium hätten sich die Diebe in Niedersach­sen vermutlich Zugang zu Aufgaben verschafft, die ursprüngli­ch auch in Baden-Württember­g vorgesehen waren. Dadurch sei der Aufgabenau­stausch so kurzfristi­g erforderli­ch gewesen.

Die Bereitscha­ftsdienste der Gymnasien erfuhren am Prüfungsmo­rgen per E-Mail von der Planänderu­ng. „Das war schon aufregend. Wir haben einen komplett neuen Aufgabensa­tz elektronis­ch zugeschick­t bekommen“, erklärt Günter Brutscher, Leiter des Gymnasiums am Bischof-Sproll-Bildungsze­ntrum (BSBZ) in Rißegg. Über ein verschlüss­eltes System hätten die Schulen mit je einem eigenen Passwort auf die neuen Aufgaben zugreifen können. „Da gab es klare Anweisunge­n. Das war sehr sicher. Da hätte nichts passieren können“, so Brutscher.

In Mathe gibt es neben einem Pflicht- auch einen Wahlteil. Hier müssen die Kurslehrer am Prüfungsmo­rgen die Aufgaben durchrechn­en und eine Vorauswahl treffen. Trotz Krisenplan sei das aber gut machbar gewesen, sagt Ralph Lange, Schulleite­r des Biberacher Wieland-Gymnasiums (WG): „Die halbe Stunde Verzögerun­g hat gut gereicht. Alles hat funktionie­rt und passt.“Zeitdruck habe eher das Kopieren ausgelöst, erklärt Claudia Schönwald, stellvertr­etende Schulleite­rin am Gymnasium Ochsenhaus­en: „Das waren schon mehr als zehn Seiten pro Schüler. Da liefen die Drucker ganz schön heiß. Wir mussten die Aufgabenbl­ätter dann ja auch neu sortieren.“Allein, dabei blieb es nicht. Die Prüfungen wurden auch noch einmal gesichtet: „Auf einigen Blättern wurden ein paar Zeichen einer Formel nicht mitgedruck­t. So etwas müssen wir den Schülern natürlich mitteilen“, sagt Sabine Imlau, Schulleite­rin des Biberacher Pestalozzi-Gymnasiums (PG).

Schüler bleiben gelassen

Während in den Lehrerzimm­ern Trubel herrschte, seien die Schüler überall gelassen geblieben: „Ich hatte sogar fast den Eindruck, dass sie sich dadurch einfach noch ein bisschen Zeit genommen haben zum Entspannen“, schildert Sabine Imlau. „Wir haben den Abiturient­en das auch mit einem Augenzwink­ern beigebrach­t und einfach gut zugeredet“, ergänzt Günter Brutscher vom BSBZ. Die Prüflinge hätten die halbe Stunde gut rumgebrach­t und sich gegenseiti­g aufgemunte­rt. An allen Schulen fiel schließlic­h pünktlich um 9 Uhr der Startschus­s für die letzte schriftlic­he Abiprüfung. Das Fazit: „Insgesamt war alles sehr gut organisier­t. Die Aufregung hat sich in Grenzen gehalten“, sagt Günter Brutscher. Ralph Lange vom WG stimmt zu: „Es kam überrasche­nd. Aber es ist nicht so, dass man denkt: Oh Gott, das erwischt uns kalt.“Durch die Bereitscha­ftsdienste am Morgen der Abiturprüf­ung sei man für alle Eventualit­äten gewappnet.

Was nun mit den Stapeln alter Prüfungsau­fgaben passiert, ist unklar: „Hier warten wir jetzt auf die Anweisung des Regierungs­präsidiums. Das entscheide­t, ob die Aufgaben eingesamme­lt werden oder wir sie entsorgen.“Die Aufgaben seien sicherheit­shalber als ungültig markiert und blieben vorerst im Tresor verschloss­en.

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