Schwäbische Zeitung (Biberach)
Sein Königsmantel ist der Blaumann
Schussenrieder Verlag veröffentlicht Biografie „Zwischen Krone und Schraubenschlüssel“
BAD SCHUSSENRIED - Bereits mehrfach hat der Gerhard Hess Verlag aus Bad Schussenried Biografien von kuriosen Persönlichkeiten verlegt. Neuestes Projekt ist das Werk über König Céphas Bansah. Der 1970 nach Deutschland emigrierte Ghanaer kam auf den Wunsch seines Vaters ins Land, um sich mit Landmaschinen vertraut zu machen. Als er einmal angekommen war und seine Lehre zum Landmaschinen-Mechaniker-Meister und Kfz-Meister abgeschlossen hatte, wollte er seine neue Heimat nicht mehr verlassen und zog nach Ludwigshafen. Hier befindet sich auch seine Autowerkstatt, von wo aus er sein Volk seit 1992 per Fax regiert.
Separates Frauengefängnis
Als sein Großvater 1987 starb, bestimmten ihn die Stammesältesten zum König, da sein Vater und sein Bruder als Linkshänder dafür nicht als geeignet galten. Seitdem versucht er, in seiner Heimatregion Gutes zu bewirken. Im Februar eröffnete König Bansah zusammen mit seiner Frau ein Frauengefängnis in seiner Heimat Hohoe. Bis dahin mussten sich Männer und Frauen die Zellen teilen. Dabei kam es oft zu Übergriffen und Vergewaltigungen.
Schussenrieder reist nach Hohoe
Anlässlich der Eröffnung durfte auch Horst Wörner mit König Bansah nach Hohoe reisen. Horst Wörner, der dieses Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, ist Herausgeber der Biografie und lebt in Bad Schussenried. „Auch jetzt ist das Gefängnis noch nicht vergleichbar mit europäischen Standards. Dennoch ist dies ein großer Fortschritt“, so Wörner. „Ziel ist es, das Verständnis und die Sichtweise auf Afrika zu revidieren.“
„Auch wenn der Wohnkomfort und die Lebensstandards nicht mit unseren europäischen übereinstimmen, erlebt man dort eine große Zufriedenheit“, so Wörner. „Die Menschen leben in einer großen Freiheit, sind stolz auf ihr eigenes Dach über dem Kopf und betreiben aus der Hütte heraus Handel.“Wörner ist überzeugt, dass man den Menschen in Afrika die europäische Denkweise nicht überstülpen darf. „Europa macht sich schuldig gegenüber Afrika, da wirtschaftliche Interessen im Mittelpunkt stehen. Europa erlaubt kein afrikanisches Wachstum.“
König Bansah möchte, dass es seinem Volk besser geht. Das Frauengefängnis ist nur eines der Projekte in des Königs langer Liste. So sammelt er momentan Spenden, um in der von ihm erbauten Schule einige Werkstätten integrieren zu können. „Die Klassenzimmer dort sind nach den Vororten Mannheims benannt“, sagt Horst Wörner. „Generell sind die Menschen in der Gegend sehr deutschlandfreundlich.“
Banderole in Deutschlandfarben
Bewiesen wird dies durch die Banderole, die in den Farben schwarz, rot, gold um das Gefängis gezogen wurde. Die ghanaische Fahne wirkt dagegen klein und unbedeutend. Dies rührt daher, dass Deutschland während der Kolonialzeit zuerst Infrastruktur errichtete, diese dann aber nach der Übernahme der Voltaregion durch Großbritannien nicht mehr nutzen konnte. Die schlechten Seiten der Kolonialisierung wurden von der Bevölkerung, zumindest durch Deutschland, nicht erfahren.
„Im Herzen ein Handwerker“
„Im Herzen ist er Handwerker“, sagt Wörner. „Er wirft auch ständig mit Pfälzer Begriffen um sich.“König Bansah sei ein sehr besonnener und umgänglicher Mensch. „Mit seiner ruhigen Art ist er ein guter Streitschlichter.“Da der König auch für die niedere Gerichtsbarkeit verantwortlich ist, trägt er eine hohe soziale Verantwortung.
Des Weiteren ist das Königsamt ein Ehrenamt und der König muss sich seine Reisen in die Heimat selbst finanzieren. Zum Glück hat der König Sponsoren. Rein durch den Schraubenschlüssel wäre die Finanzierung wohl schwierig.
„Europa macht sich schuldig gegenüber Afrika, da wirtschaftliche Interessen im Mittelpunkt stehen“, sagt Verleger Horst Wörner aus Bad Schussenried.
Die Biografie „Zwischen Krone und Schraubenschlüssel“erscheint im Sommer oder Herbst im Gerhard-Hess-Verlag. Weitere Informationen gibt’s unter www.gerhard-hess-verlag.de im
Internet.