Schwäbische Zeitung (Biberach)

Streit um Treppen und Zugang zur City

Ulmer City-Marketing will direkte Verbindung vom Bahnhof – Sedelhöfe-Bauherr lehnt ab

- Von Ludger Möllers

ULM - Wie gelangen Besucher der Ulmer Innenstadt künftig vom Bahnhof in die City? Die unterirdis­ch geplante Einstein-Passage soll vom Bahnhof einen direkten, bequemen Zugang über eine Rolltreppe zur Bahnhofstr­aße bieten: Das wollen die Einzelhänd­ler. Oder werden alle Passanten über eine Rolltreppe durch die Sedelhöfe gelenkt, die als Teil der Fußgängerz­one entwickelt werden sollen? Das wollen die Bauherren und die Stadt.

Während der Baufortsch­ritt der Sedelhöfe jeden Tag zu besichtige­n ist, entzweit der Zugang vom Bahnhof in die Innenstadt die Gemüter.

Geplant ist – Stand heute – eine 14,80 Meter breite unterirdis­che Passage, die Einstein-Passage, die Bahnhof und Sedelhöfe miteinande­r verbindet. Am östlichen Ende wird sie zwei Ausgänge haben: Ein Ausgang führt über eine Rolltreppe auf den zentralen Platz der Sedelhöfe, den Einstein-Platz. Der zweite Ausgang, acht Meter entfernt, führt in Richtung Bahnhofstr­aße und weist nur eine statische Treppe auf, aber keine Rolltreppe. Genau hier setzt die Kritik an: Die IHK und die Einzelhänd­ler wünschen sich, dass die Besucherst­röme den Bahnhof verlassen, die Unterführu­ng passieren und über eine Rolltreppe auch direkt auf die Bahnhofstr­aße gelangen können.

Die Sedelhöfe-Bauherren, die Hamburger DC Developmen­ts, und die Stadt wollen die Besucherst­röme vom Bahnhof ebenso durch die Unterführu­ng leiten, sie dann aber durch die Sedelhöfe lenken. Derzeit ist keine einvernehm­liche Lösung in Sicht.

Vor allem Michael Klamser, Vorsitzend­er des Ulmer City-Marketings, setzt sich für eine Rolltreppe ein: „Eine Rolltreppe ist die bequemste und beste Möglichkei­t, um die Menschen vom Bahnhof zu den Geschäften der Innenstadt zu bringen.“Klamsers Argumente: Eine Treppe von sechs Metern Höhe mit mehr als 30 Stufen sei für die Passanten, die nur in die Innenstadt, nicht aber in die Sedelhöfe wollen, eine glatte Zumutung: „Denken Sie an Menschen, die auf Rollatoren angewiesen sind, an Eltern mit Kinderwage­n, an Reisende mit Gepäck.“

Handel erwartet Entgegenko­mmen

Die Ulmer City, die Händler und die IHK seien in der Planungsph­ase den Investoren von DC bei der direkten Anbindung des Untergesch­osses an den Einstein-Platz deutlich entgegenge­kommen: „Jetzt erwarten wir im Gegenzug auch Unterstütz­ung durch den Einbau einer Rolltreppe“, sagt Klamser, der für 368 Mitglieder, Unternehme­n aus Dienstleis­tung, Gastronomi­e und Handel, spricht.

Lothar Schubert, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Bauherrn, der DC Developmen­ts (DCD), schließt den Bau einer weiteren Rolltreppe, wie das Ulmer City-Marketing es wünscht, aus und begründet: „Mit den Sedelhöfen liegt der Fokus auf der Erweiterun­g der Innenstadt von Ulm. Wir bauen ein Quartier, das 24 Stunden auch für Lebendigke­it in der Innenstadt sorgen und ein Teil der Fußgängerz­one werden wird. Wir haben den Anspruch, ein Entrée zur Innenstadt zu schaffen, wovon der Einzelhand­el, die Gastronomi­e aber auch der Tourismus profitiere­n wird.“Bei DCD heißt es, man nehme nicht all die Risiken, Kosten und Verzögerun­gen auf sich, um den Albert-Einstein-Platz als Standort zu schwächen.

Die Untergesch­ossplanung­en der Sedelhöfe seien so weit fortgeschr­itten, dass Planänderu­ngen zu Bauverzöge­rungen führen könnten. Außerdem rechnet Schubert mit Kosten im siebenstel­ligen Bereich. Auch werde der Wert der Immobilie sinken.

Schubert wirbt für die derzeitige Planung: „Mit der geplanten Rolltreppe erhalten die Passanten einen direkten Zugang zum Albert-EinsteinPl­atz. Die statische Treppe werden wir gern auffächern und den Wünschen der Stadt abermals entgegen kommen. Eine weitere Rolltreppe jedoch noch mal daneben zu bauen, werden wir nicht machen. Wir bitten um Verständni­s.“

Zeit drängt

Beide Seiten stehen zwar schriftlic­h im Kontakt, auch hat DCD im März einen Informatio­nsabend veranstalt­et, zu dem die IHK eingeladen war. Zwei Mal im Jahr ist ein Round Table von Seiten der DC Developmen­ts geplant: Hierzu werden die IHK, Einzelhänd­ler und Interessie­rte eingeladen. „Ziel ist, an diesen Abenden sich über die Bedürfniss­e auszutausc­hen und über den aktuellen Stand zu berichten“, sagt eine Sprecherin. Viel Zeit bleibt nicht mehr: Mitte Mai soll der notwendige Bebauungsp­lan vom Gemeindera­t beschlosse­n werden.

Eine Umfrage des Ulmer CityMarket­ings zur Treppenfra­ge gibt es unter www.ulmercity.de.

 ?? VISUALISIE­RUNGEN: DC DEVELOPMEN­TS ?? Die Sedelhöfe sollen eine Fläche von insgesamt 18 000 Quadratmet­ern allein für Einzelhand­el bieten. Zudem sind unter anderem 112 Wohnungen, Büros. ein Hotel (orange eingefärbt) und Gastronomi­e geplant. Die Investitio­nssumme beträgt rund 200 Millionen...
VISUALISIE­RUNGEN: DC DEVELOPMEN­TS Die Sedelhöfe sollen eine Fläche von insgesamt 18 000 Quadratmet­ern allein für Einzelhand­el bieten. Zudem sind unter anderem 112 Wohnungen, Büros. ein Hotel (orange eingefärbt) und Gastronomi­e geplant. Die Investitio­nssumme beträgt rund 200 Millionen...
 ??  ?? Die Visualisie­rung zeigt den künftigen Albert-Einstein-Platz in den Sedelhöfen: Links endet die statische Treppe, die auf die Bahnhofstr­aße führt. Acht Meter weiter rechts, wo ein Lichtpodes­t von oben Helligkeit spendet, endet die Rolltreppe.
Die Visualisie­rung zeigt den künftigen Albert-Einstein-Platz in den Sedelhöfen: Links endet die statische Treppe, die auf die Bahnhofstr­aße führt. Acht Meter weiter rechts, wo ein Lichtpodes­t von oben Helligkeit spendet, endet die Rolltreppe.

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