Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Mai ist gekommen …

- Von Elke Maisch

Der Mai ist gekommen – so beginnt eines der vielen Maienliede­r, die so herrlich diesen wunderbare­n Monat beschreibe­n. Nicht umsonst ist der Mai einer der beliebtest­en Monate im Jahr: Endlich blüht und grünt alles, man kann wieder unterwegs im Freien sein, Rad fahren, grillen, Gottesdien­ste im Grünen feiern … das Herz geht einem auf. Viele Paare heiraten gern im Mai, im sogenannte­n Wonnemonat. Maikäfer aus Schokolade als Glückskäfe­r kann man kaufen und verschenke­n. Das Glück scheint einem so nahe zu sein, zum Greifen nahe. Und glücklich wollen doch alle sein.

Glück ist ein wichtiges Thema geworden. In den vergangene­n Jahren wurden viele Bücher dazu geschriebe­n. Es gibt sogar schon ein Wort für dieses Lebensgefü­hl, man spricht nicht mehr von Glück, sondern von „hygge“. Dieses Wort kommt aus Dänemark. Hygge ist sozusagen Glück auf Dänisch. Schon dreimal wurden die Dänen zum glücklichs­ten Volk der Welt ernannt, sie müssen es also wissen, was Glücklichs­ein heißt. Wir Deutschen kamen auf Platz 15. Hygge ist ein Lebensgefü­hl, dazu gehören Gemütlichk­eit, Gemeinscha­ft, Behaglichk­eit, Geborgenhe­it und Nestwärme. Dazu gehört auch, sich über Selbstvers­tändlichke­iten klar zu werden und diese schätzen zu lernen. Hygge schlummert überall im alltäglich­en Leben. Es geht darum, Glück im Alltag, Glück in den kleinen Dingen zu finden. Das finde ich einen guten Gedanken. Was ist nun aber genau Glück? Auf diese Frage bekommen Sie viele Antworten. Jemand sagte mal: Glück liegt im Auge des Betrachter­s. Jeder sieht etwas anderes als Glück an und Glück hängt viel mit der Bewertung einer Sache zusammen. Für den einen kann etwa Glück bedeuten, was für den anderen sogar nach Unglück aussehen mag ….

Jesus hat einmal zu seinen Freunden gesagt: „Sorget euch nicht um morgen. Denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen“(Matthäus 6,34). Ich höre da den Aufruf darin, im Heute zu leben und zu schauen, was dieser Tag alles mit sich bringt, ganz genau hinzuschau­en und sich Zeit zu nehmen, mehr Zeit für die einfachen Dinge des Lebens und ganz im Augenblick zu sein und nicht in Gedanken schon zu überlegen, was noch alles getan werden muss. Zum Unglücklic­hsein gehört oft, dass man schon zu weit planen will, festlegen, wissen, was da kommt, alles im Griff und unter Kontrolle haben möchte – das kann ja auch ein beruhigend­es Gefühl sein. Aber, ehrlicherw­eise: wir haben nie alles im Griff, oft haben uns eher die Dinge im Griff und wir sind weit weg von hygge. Da will der Urlaub geplant sein, der billigste Stromanbie­ter gecheckt werden ... Wir sind angestreng­t und rennen den Dingen hinterher. Und das Glück und somit ein Stück Leichtigke­it gehen dabei verloren.

Im Alltag leben, im Heute und Hier leben und schauen, was gerade geschieht dazu ruft Jesus uns auf, daran erinnert uns der Hygge-Trend. Abgeben können, Vertrauen, dass wir nicht alles allein meistern müssen, das hilft zum Zurücklehn­en, Anhalten und den Augenblick wahrzunehm­en. Warum nicht viel öfters mit Gott rechnen und auf ihn vertrauen, ja, ihm auch etwas zutrauen?

Sorget nicht – vielleicht kann der Wonnemonat Mai auch Sie daran erinnern, dass Sie Gott Ihre Sorgen übergeben dürfen! Ich wünsche Ihnen einen hyggeligen Mai!

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Pfarrerin Elke Maisch evangelisc­he Klinikseel­sorgerin in Bad Schussenri­ed
FOTO: PRIVAT Pfarrerin Elke Maisch evangelisc­he Klinikseel­sorgerin in Bad Schussenri­ed

Newspapers in German

Newspapers from Germany