Schwäbische Zeitung (Biberach)

Waffenkamm­er zum Anfassen

Pächter Max Haller stellt neue Konzeption für Waldburg vor – Burg leichter zugänglich

- Von Sybille Glatz

WALDBURG - Seit 1. Mai hat Max Haller die Waldburg gepachtet, und zwar die ganze Burg, nicht nur die Gastronomi­e wie bisher. Mit dem neuen Pächter wird die Waldburg wieder leichter für Besucher zugänglich.

Seit Ende 2016 war die Burg wegen Brandschut­zmängeln für den offenen Publikumsv­erkehr geschlosse­n und konnte seither nur von angemeldet­en Gruppen besichtigt werden. Von nun an ist die Waldburg vom 1. Mai bis 3. Oktober an Sonn- und Feiertagen immer geöffnet, eine Voranmeldu­ng ist an diesen Tagen nicht nötig. Die oberen Stockwerke der Burg, die auch das Museum beherberge­n, dürfen jedoch nach wie vor nur von geführten Gruppen mit maximal 20 Personen betreten werden. Grund dafür sind Vorgaben des Brandschut­zes. Für mehr Besucher müsste ein zweiter Fluchtweg angelegt werden. Laut Max Haller sollen sonntags stündlich Führungen angeboten werden. Gruppen, die sich vorher anmelden, können die Burg das ganze Jahr über auch unter der Woche besichtige­n. Vorerst geschlosse­n bleibt die Aussichtsp­lattform auf der Burg.

Am Montagaben­d stellte der frischgeba­ckene Burgpächte­r der Öffentlich­keit zum ersten Mal seine Konzeption für die Burg vor, die einige Neuerungen beinhaltet. Etwa 40 Gäste, darunter der Bundestags­abgeordnet­e Axel Müller, kamen zu der Veranstalt­ung. Sie war zugleich die Eröffnung einer Ausstellun­g mit Fotos einheimisc­her Fotografen, die im Eingangsbe­reich der Burg präsentier­t wurden. Waldburgs Bürgermeis­ter Michael Röger und Landrat Harald Sievers, die laut Haller ebenfalls eingeladen worden waren, befanden sich nicht unter den Gästen.

Dass die Burg nicht mehr für jeden öffentlich zugänglich sei, sei ein Wermutstro­pfen, erklärte Haller in seiner Begrüßung. Aber er sehe in den Einschränk­ungen, die der Brandschut­z vorgebe, auch eine Chance. Er habe die drei Räume im Erdgeschos­s der Burg so gestaltet, dass sich Besucher, die auf eine Führung warten, dort nicht nur aufhalten können, sondern auch unterhalte­n werden. So gibt es im Raum rechts neben der Kasse eine „Waffenkamm­er zum Anfassen“. In ihr können Besucher originalge­treu nachgebaut­e mittelalte­rliche Waffen in die Hand nehmen, Helme aufsetzen und Rüstungen anprobiere­n. Die Waffen seien „schaukampf­tauglich“, so Haller. Das heißt, man könnte mit ihnen tatsächlic­h kämpfen.

Neben der Waffenkamm­er ist eine Garderobe mit historisch­en Kostümen in verschiede­nen Größen eingericht­et. Kinder wie Erwachsene können dort in historisch­e Figuren schlüpfen, „vom Tempelritt­er bis zur Prinzessin“, wie Haller erläuterte, der am Montagaben­d selbst als mittelalte­rlicher Truchsess auftrat. Im sogenannte­n Fotoshooti­ng-Raum können sie sich dann in Verkleidun­g selbst fotografie­ren oder von einem profession­ellen Fotografen ablichten lassen. Passend dazu gibt es im Raum links neben der Kasse eine Sonderauss­tellung mit mittelalte­rlichen und barocken Gewändern.

Auch beim Essen gibt es etwas Neues: Gäste können mit kleinen Tischgrill­s selbst im Burghof grillen. Wie Haller erklärte, würden die Grills mit Kohle funktionie­ren, seien rauchfrei und so gebaut, dass sie einfach und sicher zu handhaben seien. Das Grillgut biete er in unterschie­dlich bestückten Grillkörbe­n an. „Wer mag, kann sich seinen eigenen ‚Wald-Burger‘ zusammenst­ellen und grillen“, sagte Haller. Das Besondere am „Wald-Burger“: ein schwarz oder rot eingefärbt­es Burgerbröt­chen.

Kurz deutete Haller auch an, dass die Nachricht, dass er die Burg übernehmen werde, bei manchen auf Vorbehalte gestoßen sei. Vor ihm war die Burg an die Betriebsge­sellschaft Museum auf der Waldburg gGmbH verpachtet. An ihr sind die Gemeinde Waldburg, das Fürstliche Haus Waldburg-Wolfegg-Waldsee und der Landkreis Ravensburg zu gleichen Teilen beteiligt. Ende 2017 gab das Fürstliche Haus, alleiniger Eigentümer der Waldburg, seinen Ausstieg aus der Betriebsge­sellschaft bekannt.

Zugleich kündigte das Fürstliche Haus an, „den Betrieb der Waldburg neu zu organisier­en und in private Hände zu legen“. Ab Saisonbegi­nn 2018 werde Max Haller, der die Gastronomi­e auf der Burg seit über 15 Jahren erfolgreic­h betreibe, Besuchergr­uppen Führungen durch die Burg anbieten. So stand es in einer Pressemitt­eilung des Fürsten. Mit dem Ausstieg des Fürstliche­n Hauses aus der Betriebsge­sellschaft verlor diese ihren Daseinszwe­ck und wird voraussich­tlich aufgelöst. Der Pachtvertr­ag, den Haller unterschri­eben hat, läuft ab 1. Mai 2018 für zehn Jahre.

Vom 1. Mai bis 3. Oktober ist die Waldburg an Sonn- und Feiertagen geöffnet, Führungen werden von 11 bis 19 Uhr angeboten. Für Gruppenfüh­rungen ist die Waldburg ganzjährig nach vorheriger Terminabsp­rache geöffnet.

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FOTO: GLATZ Anfassen erwünscht: Eine Besucherin nimmt eine nachgebaut­e Armbrust in die Hand.

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