Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zu Pferd durch Gottes Fluren
500 Reiter beteiligen sich am Georgs-Ritt in Ochsenhausen.
OCHSENHAUSEN - „Den Schöpfer im Geschöpfe ehren“: So lautete das Motto des Sankt-Georgs-Rittes am Sonntag in Ochsenhausen. Wie Dekan Sigmund F. J. Schänzle im Vorfeld festgestellt hatte, bemerkte keiner der vielen Besucher und Reiter beim 42. traditionellen Flurritt die organisatorischen Veränderungen, nachdem sich die Stadt Ochsenhausen im Zuge der Sparmaßnahmen aus ihrer aktiven Rolle verabschiedet hat.
Somit oblag die Organisation erstmals der Katholischen Kirchengemeinde Ochsenhausen-Erlenmoos. Vermerkt muss aber auch werden, dass die Stadt einen 8000-Euro-Zuschuss für Leistungen gewährt, die von der Stadt in Rechnung gestellt werden. Unter anderem fallen Arbeitsstunden und Aufstellen von Absperrungen darunter.
Dieser Ritt zu Ehren des Schutzpatrons der Klosterkirche in Ochsenhausen ist mittlerweile zur Tradition geworden. Der heilige Georg ist einer der 14 Nothelfer. Gleichzeitig wird er auch Kämpfer Gottes genannt. Für viele ist er der einzig wahre Schutzpatron. Kurz vor 1800 wurde der Sankt-Georgs-Ritt mit dem Ende der Klosterherrschaft verboten. 1976 beschlossen Dekan Erwin Sonntag und Max Herold, damaliger Bürgermeister von Ochsenhausen, die aus der örtlichen klösterlichen Tradition stammende Reiterprozession wieder einzuführen.
Es prangt in seinem Feierkleide
Eine der „schönsten Schöpfungshymnen der Raumschaft“bildet für Dekan Sigmund F. J. Schänzle in diesem Jahr den inhaltlichen Rahmen der vorbereiteten Triduumspredigten: das Biberacher Schützenlied. Das Schützenlied ist eigentlich ein Kirchenlied, erklärte Schänzle: „Rund um mich her ist alles Freude! Verschönt ist, Schöpfer, Deine Welt. Es prangt in seinem Feierkleide, Gebirg und Tal und Wald und Feld.“Dieses Grußwort sendet der Dekan zum diesjährigen Sankt-Georgs-Ritt, denn mit sensiblem Gespür nimmt dieses Lied die Schönheit der Schöpfung wahr.
Abt Johannes Schaber, OSB von der Benediktinerabtei Ottobeuren, stand dem Fest als Zelebrant, Prediger, Reliquenträger und als ein Reiter aus den insgesamt 24 Reitergruppen mit bis zu 500 Reitern vor.
Die feierliche Übergabe der Kreuz- und Sankt-Georgsreliquie am Portal der Klosterkirche erfolgte nach dem Pontifikalgottesdienst. Danach konnte der Flurritt bei schönem Wetter beginnen. Wichtig ist für Dekan Schänzle, dass der Sankt-Georgs-Ritt immer auch die nachhaltige Sorge und Verantwortung für die Schöpfung in den Fokus rückt.
Vorbei an zahlreichen Zuschauern führte der Weg der mehr als 500 Teilnehmern, womit dieser SanktGeorgs-Ritt zu den größten Flurritten Oberschwabens gehört, hinaus in die Natur. Bei ihrem Ritt gaben die aus der ganzen Region stammenden Reiter ein farbenprächtiges Bild ab. Schön für die Zuschauer zu sehen war, dass neben eingefleischten Blutreitern, von denen viele schon seit 25 Jahren oder länger dabei sind, sich auch sehr viele Jugendliche und Kinder an dieser Reiterprozession beteiligten.
Wie bisher wurde der Sankt-Georgs-Ritt von der Gemeinde Erlenmoos unterstützt. Für Bürgermeisterin Alexandra Scherer war es der Abschiedsritt. Als neue Bürgermeisterin von Bad Wurzach wartet dort der Blutritt auf sie. In Ochsenhausen endete der Sankt-Georgs-Ritt durch die Fluren auf abgekürztem historischen Weg im Klosterhof. Mit einem kleinen Orgelkonzert in der Klosterkirche und der anschließenden Reitermesse mit Abt Johannes Schaber endete dieser Festtag in Ochsenhausen.