Schwäbische Zeitung (Biberach)
Es gibt keine bösen Kinder
Schulsozialarbeiter über Mobbing
BIBERACH (sz) - „Es gibt keine bösen Kinder“, davon sind die Schulsozialarbeiter des Wieland-Gymnasiums Isabel Felder und Jan Vester überzeugt, als sie zum Thema Mobbing, Cybermobbing und Whats-App referiert haben.
Stets bewusst machen sollte man sich, sagten sie, dass jeder jederzeit ein Opfer von Mobbing werden könne und Mobbing in den wenigsten Fällen von alleine ende. Ein Eingreifen sei immer besser als nichts zu tun. Von Mobbing spreche man, wenn zwischen den beteiligten Personen ein Kräfteungleichgewicht herrscht und über einen längeren Zeitraum der andere zielgerichtet geschädigt wird. Durch das Cybermobbing im Internet, über WhatsApp oder dergleichen sei die Hemmschwelle für Beleidigungen deutlich herabgesetzt. Es gebe keinerlei Rückzugsort für das Opfer mehr. Die Ursachen für Mobbing seien sehr vielfältig: Neid, Eifersucht, die Suche nach Anerkennung oder auch Fremdenfeindlichkeit, um nur einige Motive zu nennen. Oftmals haben die Täter auch Angst, selbst in die Opferrolle zu fallen, erläutern Felder und Vester. „Vielen Schülern ist nicht klar, wohin ihr schlechtes Verhalten führen kann“, führte Jan Vester an.
Es gebe eine Vielzahl von Anzeichen bei Kindern, die darauf hindeuten, dass sie gemobbt werden: Zerrissene Kleidung, Verletzungen oder beschädigtes Material, Nervosität, Kopf- oder Magenschmerzen, Alpträume, Identitäts-, Selbstwertkrisen oder Versagensängste. Für das Opfer sei es sehr schwierig, sich jemandem anzuvertrauen. Wichtig für die Eltern eines gemobbten Kindes sei, dass sie das Kind ernst nehmen und die Situation nicht verharmlosen. Idealerweise würden Schulsozialarbeiter und der Klassenlehrer mit einbezogen. Jan Vester rät davon ab, Kontakt mit dem Täter oder dessen Eltern aufzunehmen oder überstürzt die Schule zu wechseln.
Im zweiten Teil des Vortrags ging Felder auf die Nutzung von WhatsApp ein. Sie empfiehlt klare Vorgaben und Strukturen für die WhatsApp-Nutzung und eine kritische Auseinandersetzung gemeinsam mit dem Kind. Das beginne damit, zu hinterfragen, was das Ziel des Kinds ist und das Kind mit Whats-App nicht alleine zu lassen. Gemeinsam könnten Nutzungsbedingungen und Datenschutz besprochen werden. Vor allem bei jüngeren Jugendlichen sollte über Bilder und Inhalte diskutiert werden. Voraussetzung sei natürlich, dass sich Eltern modernen Medien gegenüber aufgeschlossen zeigen und auch informiert bleiben. „Es geht nicht um Kontrolle, sondern darum, Gefahren abzuwenden und zu schützen“, gab Isabel Felder den Zuhörern mit auf den Weg.
Am Ende der Veranstaltung meldete sich die Mutter eines MobbingOpfers. Dank der Unterstützung der Schulsozialarbeiter wurde ihrem Sohn geholfen. Heute sei ein guter Kontakt zwischen ehemaligem Täter und Opfer möglich.