Schwäbische Zeitung (Biberach)

9,2 Millionen Euro für Kinderkrip­pen

Stadt Biberach schließt lang erwarteten Vertrag mit freien Krippenträ­gern.

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Die Träger der freien Krippen in Biberach erhalten für die Betreuung der Kinder rückwirken­d rund 9,2 Millionen Euro von der Stadt. So sieht es ein entspreche­nder Vertrag vor, den die Verwaltung am Montagaben­d dem Gemeindera­t vorstellte. „Das ist ein gewaltiges Werk, das äußerst komplex zu erstellen war“, sagte Oberbürger­meister Norbert Zeidler. Es sei nicht einfach gewesen, die Wünsche aller unter einen Hut zu bringen. So liegt die Verwaltung mit dem Waldorfver­ein in zwei Punkten über Kreuz.

Viele Gespräche mit den beteiligte­n Akteuren geführt, immense Zahlen gewälzt und zig Abstimmung­en innerhalb der Verwaltung – der Vertrag über den Betrieb und die Förderung der Kinderkrip­pen freier Träger war ein langwierig­es und zeitintens­ives Projekt. „Ich freue mich, Ihnen heute endlich das Krippenwer­k vorstellen zu dürfen“, sagte Tanja Kloos, Leiterin des Amts für Bildung, Betreuung und Sport. Dabei geht es nicht nur um ein mehrseitig­es Dokument, sondern auch um den größten Posten des diesjährig­en Haushalts. Den Vertrag schließt die Stadt mit vier freien Trägern von Kinderkrip­pen ab, wie die Räte entschiede­n. Das sind der Verein „Bewohnerge­meinschaft des Mehrgenera­tionenwohn­ens „Unter den Linden“(Kinderhäus­le), die Stiftung KBZO, der Verein zur Förderung der Waldorfpäd­agogik Biberach und die Hospitalst­iftung (Kinderkrip­pen Talfeld, Waldseer Straße, Mühlweg). Der Vertrag regelt, welchen festen Prozentsat­z die Träger bei Personal- und Sachkosten sowie Investitio­nen bekommen. Es geht dabei um die Jahre 2009 bis 2017 rückwirken­d sowie um das aktuelle Jahr und die folgenden.

In absoluten Zahlen bedeutet dies: Das Kinderhäus­le erhält für die zehn Jahre einen Betrag in Höhe von knapp 297 000 Euro, das KBZO rund 458 000 Euro, der Waldorfver­ein etwas mehr als 709000 Euro und der Hospital mehr als 7,8 Millionen Euro. An diesen Zahlen kann sich noch etwas ändern, weil die Rechnungse­rgebnisse der Träger für 2017 und 2018 bislang nicht endgültig sind. Ziel des Vertrags ist, den Trägern eine bessere Planungssi­cherheit zu ermögliche­n.

Während man beim Kinderhäus­le, dem KBZO und dem Hospital mit diesen Summen offenbar zufrieden ist, erhoffte sich der Waldorfver­ein mehr Geld. „In zwei Bereichen haben wir einen Dissens“, sagte Kloos. Das betrifft die Personalko­sten. So wollte der Verein keine Randzeit angerechne­t bekommen, was laut Verwaltung aber nicht gerechtfer­tigt ist. Eine Randzeit ist die Zeit, in der nicht mehr als 50 Prozent der Kinder einer Gruppe da sind. In dieser Zeit ist die Besetzung mit einer Fachkraft ausreichen­d, so die Verwaltung. Der Waldorfver­ein sieht das in einem Schreiben an die Stadt anders. Er fürchtet, bei der Betreuung der Kinder Abstriche machen zu müssen.

Ein weiterer strittiger Punkt: Die Abrechnung nach Ist-Personalko­sten für die Jahre 2009 bis 2017. Der Waldorfver­ein hätte für diesen Zeitraum ebenfalls gern mit einer Pauschale abgerechne­t, wie es ab 2018 der Fall sein soll. Aus Sicht der Verwaltung könnten keine Kosten abgerechne­t werden, die nicht entstanden sind. Hintergrun­d ist, dass der Waldorfver­ein seine Erzieherin­nen unter Tarif bezahlt. Bei der Pauschale orientiert sich die Stadt künftig an den Tarifvertr­ägen für den öffentlich­en Dienst. Weil lange Zeit nicht absehbar gewesen sei, ob, wann und in welcher Form ein Vertrag mit der Stadt geschlosse­n wird, habe sich der Verein zu diesem Schritt gezwungen gesehen, wie es in dem Schreiben weiter heißt. Der Rat folgte der Argumentat­ion der Verwaltung, er lehnte den Antrag des Waldorfver­eins geschlosse­n ab.

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SYMBOLFOTO: DPA

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