Schwäbische Zeitung (Biberach)
Milliardär
Nach Anfeindungen der ungarischen Regierung schließt der US-Milliardär George Soros das Büro seiner Stiftung in Budapest und eröffnet ein neues in Berlin. „Konfrontiert mit einem zunehmend repressiven politischen und juristischen Umfeld in Ungarn, verlegt die Open-SocietyStiftung (OSF) ihre Budapester Aktivitäten und ihr Personal in die deutsche Hauptstadt Berlin“, hieß es in einer Mitteilung der Organisation, die am Dienstag an ihrem Hauptsitz in New York veröffentlicht wurde.
Soros, ein 1930 in Budapest geborener Holocaust-Überlebender, und seine Stiftung stehen seit längerer Zeit im Zentrum von Angriffen der Regierung des rechtsnationalen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Dieser beschuldigt den 87-Jährigen Soros, die Migration nach Europa zu organisieren. Orbán unterstellt ihm, mit seinem „Soros-Plan“wolle er die christliche und nationale Identität der europäischen Völker auslöschen. Beweise legte Orbán keine vor. Nach dem Wahlsieg von Orbáns FideszPartei bei der Parlamentswahl am 8. April verschärften sich die Angriffe.
Neue Gesetze könnten Zivilorganisationen in die Illegalität drängen. Etliche dieser Organisationen – vor allem jene in Osteuropa – werden von der OSF unterstützt. Dafür wird Soros auch von Politikern und Medien aus Ländern wie Polen, Serbien oder Rumänien angefeindet. Sie werfen dem jüdischen Soros vor, er würde Initiativen, die sich dem Kampf gegen Korruption oder der Demokratisierung verschrieben haben, unterstützen und damit Länder ins Chaos stürzen – oft mit einem antisemitischen Unterton.
Seine philanthropische Arbeit finanziert Soros durch seine Tätigkeit als Investor und Fondsmanager. Nach dem Krieg studierte er an der London School of Economics. Anschließend machte Soros, den die „Süddeutsche Zeitung“einmal „Milliardenzocker, dem der Kapitalismus zu kalt ist“nannte, ein Vermögen mit teils umstrittenen Finanzgeschäften. Laut dem Magazin „Forbes“soll es 23 Milliarden Dollar betragen. (dpa/sz)