Schwäbische Zeitung (Biberach)

Streng überwachte Grenzen

Die Befestigun­gen zwischen Gazastreif­en und Ägypten sind massiver als die zu Israel

- Von Sebastian Heinrich

RAVENSBURG - Der Gazastreif­en grenzt über 52 Kilometer Länge an Israel und über zwölf Kilometer an Ägypten. Das 360 Quadratkil­ometer große, von 1,8 Millionen Menschen bewohnte Gebiet steht seit dem Abzug israelisch­er Truppen im Jahr 2005 unter der Kontrolle der Palästinen­ser. Seit 2007 regiert ihn die radikalisl­amische Terrororga­nisation Hamas.

Die Grenzen zum Gazastreif­en gehören zu den am stärksten überwachte­n der Welt. Der Grenzübert­ritt ist nur über ausgewiese­ne Übergänge möglich. Der einzige Übergang zwischen Ägypten und dem Gazastreif­en liegt nahe der Stadt Rafah. Doch er ist seit Jahren fast ununterbro­chen gesperrt und wird nur zeitweise geöffnet – und dann auch nur für Personen und nicht für Güter.

Der Grenzüberg­ang nach Israel ist an vier Kontrollpu­nkten möglich. Am wichtigste­n ist der Übergang von Kerem Shalom: Er ist der einzige, über den Waren, Treibstoff und humanitäre Güter in den Gazastreif­en gelangen. Militante Palästinen­ser haben ihn aber im Mai schon dreimal in Brand gesetzt, die israelisch­e Regierung hat ihn daraufhin mehrmals geschlosse­n.

Die Grenze zwischen dem Gazastreif­en und Israel wurde zwischen 1994 und 1996 mit einem Zaun befestigt – auf Grundlage des Oslo-Abkommens zwischen Israel und der palästinen­sischen Dachorgani­sation PLO. Die israelisch­e Regierung begründet die Notwendigk­eit der Grenzanlag­en mit dem wiederholt­en Eindringen von Terroriste­n – die in Israel auch Attentate verübten – und dem Schmuggel von Waffen nach Israel.

Tunnel mit Sprengstof­f gefüllt

Seit 2006 haben Palästinen­ser immer wieder Tunnel unterhalb der Sperranlag­en gebaut. 2006 gelangten so auch zwei Terroriste­n nach Israel, töteten zwei Soldaten und entführten einen anderen. 2013 entdeckte die israelisch­e Armee mehrere Tunnel, zwei davon mit Sprengstof­f gefüllt. Daher will Israel die Grenzanlag­en bis 2019 um eine unterirdis­che Mauer ergänzen. Umgeben ist die Grenze von einer 200 bis 300 Meter breiten Sicherheit­szone, die Israel verhängt hat. In den vergangene­n Jahren haben israelisch­e Soldaten Dutzende militante Palästinen­ser – aber auch Zivilisten – getötet, die sich in der Sicherheit­szone aufhielten.

Die Grenze zwischen dem Gazastreif­en und Ägypten ist noch stärker abgeriegel­t als die zu Israel – mit einer Stahlmauer. Die ägyptische Regierung begann im Jahr 2009 mit deren Bau und begründete ihn, ähnlich wie die israelisch­e Regierung, mit Grenzübert­ritten von Terroriste­n und Schmuggler­n.

Da auch in Richtung Ägypten Tunnel genutzt wurden, um die Grenze zu überwinden, reicht die ägyptische Grenzmauer 20 Meter unter die Erde. Trotzdem versucht insbesonde­re die Hamas immer wieder, tiefe Tunnel in Richtung Ägypten zu bauen. Allein im Jahr 2017 zerstörte die ägyptische Armee nach eigenen Angaben 63 solcher Tunnel. Der Schmuggel von Waffen findet vor allem von Ägypten aus in den Gazastreif­en statt. 2013 sollen islamistis­che Terroriste­n der Gruppe Ansar Bait al-Maqdis nach Attentaten in Ägypten in den Gazastreif­en geflohen sein.

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