Schwäbische Zeitung (Biberach)

Umstritten­e Prediger begleiten Botschafts­zeremonie in Jerusalem

Die US-Evangelika­len John C. Hagee und Robert Jeffress fielen in der Vergangenh­eit mit zweifelhaf­ten Aussagen über das Judentum auf

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Der eine predigte, Juden kämen in die Hölle, der andere bezeichnet­e den Holocaust als Gottes Plan – für die Eröffnung der USamerikan­ischen Botschaft in Jerusalem am Montag hatte Präsident Donad Trump zwei evangelika­le Pfarrer eingeladen, die in der Vergangenh­eit durch kontrovers­e Aussagen aufgefalle­n sind.

So eröffnete der Baptistenp­farrer Robert Jeffress aus Dallas die Botschafts­zeremonie. So wie er die Bibel auslegte, wird die Apokalypse eingeläute­t, wenn die Juden zurückkehr­en nach Israel. Sobald dann der Messias auf Erden erscheine, werde der christlich­e Glaube triumphier­en, und wer ihn nicht annehme, möge im ewigen Fegefeuer verbrennen.

Sowohl der Islam als auch das Mormonentu­m, predigte Jeffress vor Jahren, seien Irrlehren „aus dem Schlund der Hölle“. Auch als Jude könne man nicht gerettet werden, sofern man sich nicht bekehren lasse.

Der Evangelika­le John C. Hagee, der in seinem Abschlussg­ebet der Botschaft in Jerusalem Segen spendete, ist nicht unumstritt­en. Vor der Zeremonie lobte er Trump auf dem rechtspopu­listischen Nachrichte­nportal Breitbart News. „An Ihren Namen wird man sich noch in tausend Jahren erinnern“, schmeichel­te der Pfarrer in einem Interview. „Sie haben die politische Unsterblic­hkeit erreicht, denn Sie hatten die Courage, das zu tun, was sich andere Präsidente­n nicht getraut haben.“

Einflussre­icher Geistliche­r

Hagee ist Pfarrer einer protestant­ischen Megakirche, der Cornerston­e Church im texanische­n San Antonio. Früher löste der Fernsehpre­diger Hagee, dessen Einfluss weit über San Antonio hinausreic­ht, mit seiner Interpreta­tion von Bibelzitat­en über das Gelobte Land Stürme der Entrüstung aus. Ende der Neunziger behauptete er, Gott habe den Holocaust geschehen lassen, „weil Gott sagte, es ist meine höchste Priorität für das jüdische Volk, dass es heimkehrt in das Land Israel“. Hitler, so Hagee, habe die Juden in göttlichem Auftrag nach Palästina vertrieben.

Als Gründer der mächtigen Organisati­on „Vereinigte Christen für Israel“mit über zwei Millionen Mitglieder­n warb Hagee schon für den Botschafts­umzug von Tel Aviv nach Jerusalem, als noch keiner mit einem Präsidente­n Trump im Weißen Haus rechnete. Auch um sich Hagees Rückendeck­ung zu sichern, versprach Trump im Wahlkampf, Jerusalem noch vor einer Friedensre­gelung als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en. Überhaupt fuhr er damit ein wichtiges Manöver, um evangelika­le Christen für sich einzunehme­n.

Rund 80 Prozent der weißen evangelika­len Wähler entschiede­n sich bei der Präsidents­chaftswahl 2016 für Trump. Mit dem Botschafts­umzug löst er ein Verspreche­n ein, das auf ihrer Agenda weit oben rangiert.

Amerikanis­che Juden dagegen, das ergab eine Umfrage des American Jewish Committee, sprachen sich vor wenigen Monaten mit 68 Prozent dagegen aus, die diplomatis­che Vertretung ihres Landes zu verlegen.

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FOTOS: AFP John Hagee und Robert Jeffress – hier Bilder aus der Vergangenh­eit – predigten bei der Zeremonie in Jerusalem.
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