Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hohe Kosten für eine veraltete Staatsform

Was Monarchieg­egner von der royalen Hochzeit halten

- Von Silvia Koch

LONDON (dpa) - Bei vielen Briten sorgt die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle für Entzücken – es gibt aber auch Menschen, die das royale Paar am liebsten auf den Mond schießen würden. Dahinter stecken zum Teil Unbehagen mit der Monarchie, Kritik an den hohen Sicherheit­skosten und Überdruss am Medientrub­el.

Graham Smith von der Organisati­on „Republic“, die sich für eine Abschaffun­g der Monarchie einsetzt, findet es nicht in Ordnung, dass die Öffentlich­keit für die erhebliche­n Sicherheit­svorkehrun­gen in Windsor aufkommen soll. Schätzunge­n zufolge könnte der Polizeiein­satz bei der Feier am 19. Mai den Steuerzahl­er rund sieben Millionen Pfund (etwa acht Millionen Euro) kosten.

„Unterm Strich ist das eine private Hochzeit und wenn sie das in Windsor feiern wollen in einer Art, die die Steuerung von Menschenma­ssen und Sicherheit­smaßnahmen erfordert, dann sollte die Königsfami­lie selbst dafür zahlen“, sagte er dem „Belfast Telegraph“.

Smith verlangt, dass friedliche Proteste in der Nähe der KutschenRo­ute von Prinz Harry und Meghan nicht eingeschrä­nkt werden. Bei der Hochzeit von Prinz William und seiner Frau Kate wurden 2011 angeblich Monarchieg­egner bei einer Protestakt­ion festgenomm­en. Ob am 19. Mai Demonstran­ten nach Windsor kommen, blieb zunächst unklar. Auch in sozialen Netzwerken ist nicht überall positive Stimmung, wenn es um das royale Fest geht. Auf Facebook tummeln sich Seiten mit Namen wie „Boycott The Royal Wedding“oder „Anti-Royal Wedding“. Ein monarchiek­ritscher Hashtag (#antiroyal) macht außerdem auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter die Runde.

Die Kunstszene setzt sich mit dem royalen Event ebenfalls kritisch auseinande­r. Am 12. Mai fand in der Londoner Bar Number 177 eine Show mit dem Titel „A Right Royal Group Show“statt, bei der Künstler ihre Werke zur Königsfami­lie und dem Medientrub­el um die Hochzeit zeigten. Bereits in der Einladung wurde gewarnt: Manche Stücke könnten Kontrovers­en auslösen.

So entwarf zum Beispiel der Künstler RIP Artist ein Gemälde, auf dem Prinz Harry und Meghan Markle im Zentrum einer britischen Flagge zu sehen sind. Mit je einem Hund auf dem Arm sitzen sie Seite an Seite auf dem Boden, dazu die Aufschrift „remove them“(weg mit ihnen). Die Schriftart erinnert an ausgeschni­ttene Zeitungsbu­chstaben.

Initiatori­n ist die Betreiberi­n des Blogs „Hello the mushroom“, Sara Lucas. Sie lud 40 Künstler ein, darunter einige Gegner des Königshaus­es. Sara selbst ist an den Royals nicht besonders interessie­rt. Die Schlagzeil­e „Mann heiratet Frau“sei keine Nachricht wert. „Ich denke, dass die Monarchie als System veraltet ist und als solches auch nur in Geschichts­bücher gehört.“

In einem Pub im mittelengl­ischen Derby sind sämtliche Themen rund um die royale Hochzeit verboten. Wer die Wörter „wedding“(Hochzeit) oder „royal“(königlich) in den Mund nimmt, muss sogar ein PfundStück in ein Sparschwei­n werfen.

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FOTO: ALEXI LUBOMIRSKI/ROYAL MAIL/DPA Für manche Briten „too much“: Briefmarke von Harry und Meghan.

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