Schwäbische Zeitung (Biberach)
Böse Inspiration
Spätwerk (Mittwoch,
ARD, 20.15 Uhr) - Die großen Zeiten sind vorbei für den Schriftsteller Paul Bacher. Er hat schon lange keine Einfälle mehr, tingelt mürrisch durch Provinznester, liest vor ein paar unzufriedenen Leuten, trinkt zu viel. Ein ödes Schicksal – bis er eines Nachts unter Alkoholeinfluss einen aufgekratzten Tramper mitnimmt und nach einem Zank versehentlich überfährt. Der Junge stirbt, Bacher fährt in Panik davon. Und kehrt dann heimlich zurück, um die Leiche endgültig verschwinden zu lassen. Unter Geschnaufe, ein Toter ist schwer, aber ohne Skrupel agiert der feinsinnige Künstler plötzlich wie ein Verbrecher. Dann schnüffelt er noch in den Habseligkeiten, im Handy, in der Wohnung des Toten. Und er verwandelt die Angst, den Ekel, die kaum aushaltbare Schuld in eine Geschichte. Ja, jetzt weiß Bacher endlich, wovon sein nächster Roman handeln wird, sein Spätwerk. In ganz neuem Stil, knapp und klar. Die junge Verehrerin Teresa ist begeistert vom Schwung des alten Mannes, dem Henry Hübchen sein grandios zergrübeltes Gesicht verleiht. Ein packendes, perfides Drama, eher einen Thriller, hat KarlHeinz Käfer sich für den SWR ausgedacht. Regisseur Andreas Kleinert spielt brillant mit Licht und Schatten. Am Tag, in hellen Räumen, werden Liebe und Erfolg zelebriert. Die Dunkelheit offenbart die Abgründe der menschlichen Moral. Erlösung gibt es nicht.